Autor Lieven Rother besucht einen „Tatort“ seines Romans

Wo Fiktion von Vergangenheit eingeholt wird

Die Spitalkirche "Zum Heiligen Geist" - zurzeit auch AHOj22-Aussstellungsstätte - bot einen stilvollen Rahmen für die Autorenlesung von Lieven Rother aus Bochum. Foto: Jörg Maderer

Die Spitalkirche „Zum Heiligen Geist“ – zurzeit auch AHOj22-Aussstellungsstätte – bot einen stilvollen Rahmen für die Autorenlesung von Lieven Rother aus Bochum. Foto: Jörg Maderer

KVU-Vorsitzender Peter Wunder und Autor Lieven Rother auf dem KZ-Ehrenfriedhof Plattenberg. Foto: Karl Stumpfi

KVU-Vorsitzender Peter Wunder und Autor Lieven Rother auf dem KZ-Ehrenfriedhof Plattenberg. Foto: Karl Stumpfi

Die Lesung von Lieven Rother aus seinem Debüt-Roman „Marshall in Love“ am Samstagabend in der Spitalkirche war das Neunburger Kunstherbst-Event auf dem Literatursektor. Der 32-jährige Autor aus Nordrhein-Westfalen thematisiert in diesem 562-seitigen Prosawerk unter anderem den Rechtsextremismus und Holocaust – letzteres wird mit Vorkommnissen beim so genannten KZ Todesmarsch April 1945 in Neunburg vorm Wald verknüpft – im Roman als Augenzeugenbericht eines US-Kriegsberichterstatters in dessen Memoiren.LievenliestTafel Den Vorsitzenden des Kunstvereins Unverdorben war es deshalb ein Anliegen, Rother vor der Lesung zum KZ Ehrenfriedhof auf dem Plattenberg zu führen – letzte Ruhestätte von über 600 Opfern, vom Neunburger Gartenbauverein seit 1975 mustergültig gepflegt. „Es ist mir sehr wichtig, hier gewesen zu sein“, äußerte sich der Autor nachher beeindruckt…
„Gott erbarme dich unser und möge er die Überlebenden die richtigen Schlüsse aus dem Erlebten ziehen lassen“. Mit diesen Worten eines US-Kriegsberichterstatters – im Roman der Großvater des Protagonisten Linus Gerling – beendete Lieven Rother seine rund 90-minütige Rezitatation aus „Marshall in Love“. Mit diesem Satz schließt auch das 23. Kapitel „Neunburg vorm Wald, Sommer 1945“. Ein resignatives Resümee zieht Gerling, der Echtzeit-Journalist, in seinem an den verstorbenen Großvater gerichteten Tagebuch-Eintrag, nachzulesen im Epilog des Buches: „Gelernt haben sie nichts. Die Menschen. Von der Welt hast du nichts verpasst…“ Einsichten, die auf die Zuhörer im abgedunkelten kleinen Kirchenschiff beklemmend wirken – in Zeiten, in denen seit 230 Tagen der Russland-Ukraine-Krieg von einer Eskalationsstufe zur anderen taumelt und der US-Präsident angesichts atomarer Drohgebärden von einem nahenden „Armageddon“ spricht. Der 3. Weltkrieg ante portas?20221008_204131
„Mein Roman ist Fiktion, doch die Handlung bewegt sich nahe an der Realität“, hatte Lieven Rother einleitend erklärt. Schauplatz ist das Ruhrgebiet, doch historische Exkursionen beamen in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. So landen die Leser in ihrer Zeitreise auch im „revierfernen“ Neunburg vorm Wald – in jenen Tagen, nachdem die US Army in die Pfalzgrafenstadt einmarschiert war und dort alsbald mit den Gräueltaten der NS-Schergen konfrontiert wurde. 75 Jahre später scheint der Rechtsextremismus wieder unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein: in Deutschland und anderswo in Europa. Rother personifiziert diese Unheil verheißende Entwicklung mit dem Werdegang seines Roman-Antagonisten Maik Kempf, „der von der Gesellschaft ausgeschlossen und abgehangen wurde“. Aufgrund dieser sozialen Ausgrenzung entwickle er perfide Mordfantasien und setze diese in die ruchlose Tat um, indem er wahllos Migranten umbringt. Zeitungs-Journalist Linus Gerling hingegen verfügt über ein stark demokratisch geprägtes Werte- und Moralsystem und handelt dementsprechend. Der Protagonist setzt sich zudem kritisch und reflektiert mit der historischen Verantwortung Deutschlands auseinander. Gerade diese Eigenschaft wird im Fortgang der Geschichte immer signifikanter. WidmungAutorRotherAls im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum – auch im Streifendienst – beruflich tätige Polizeioberkommissar kann Rother wiederholt Background-Wissen in die Handlungsstränge implementieren. Einen klassischen Kriminalroman habe er mit „Marshall in Love“ aber nicht vorgelegt. Literaturkritiker attestieren dem Verfasser „mit roher Sprachwahl eine beharrliche Treue zum Realismus“ zu zeigen. Vor dem Neunburger Zuhörerkreis beschrieb Lieven Rother den Appell an den Humanismus als urpersönliche Motivation zur Feder zu greifen. Gegen Ausländerfeindlichkeit, Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten wolle er schriftstellerisch zu Felde ziehen. Eindringlich warnte der junge Autor vor „gefährlichen Strömungen in Deutschland und anderen Ländern Europas“. Die Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit. Sie zu verteidigen, nehme jeden Einzelnen in die Pflicht und Verantwortung.
Eine passende, ebenso wie die Lesung mit großem Beifall bedachte Umrahmung kam von Musiker Jörg Maderer (Ukulele/Gesang): „Autumn Leaves“ (Jazzstandard von 1945, Ukulele-Arrangement von David Chen Chienting,Taiwan); „The Moon Represents My Heart“ (eines der bekanntesten und beliebtesten taiwanesischen/chinesischen Lieder aller Zeiten von Sun Yi/Teresa Teng (Taiwan), für Ukulele arrangiert von David Chen Chienting; „Vesterstrand“ (geschrieben und arrangiert von Thomas Elof, Dänemark) und „Woanders“ vom bayerischen Liedermacher Georg Ringsgwandl (2016).
Jörg Maderer umrahmte die Autorenlesung mit Ukulele-Arrangements  "Autumn Leaves", "Moon represents my  heart"

Jörg Maderer umrahmte die Autorenlesung mit Ukulele-Arrangements „Autumn Leaves“, „Moon represents my heart“, „Vesterstrand“ und des Ringsgwandl-Chansons „Woanders“. Foto: Karl Stumpfi

Nach der musikalischen Lesung: Hauptakteure Lieven Rother und Jörg Maderer (v. re.), KVU-Vorsitzende Peter Wunder und Karl Stumpfi. Foto: Maria Wunder

Nach der musikalischen Lesung: Hauptakteure Lieven Rother und Jörg Maderer (v. re.), KVU-Vorsitzende Peter Wunder und Karl Stumpfi. Foto: Maria Wunder

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MEDIEN-ECHO

Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung, Ausgabe SAD, v. 22. Oktober 2022 als pdf- und jpg-Datei: LievenRother-22-10-2022MZBerichtvom22Okt22LogoKH

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Wagner und VOPHIL begeistern mit Brahms und Dvořák

Ein philharmonisches Fest mit Klangrausch

Nach Tschaikowsky im Kunstherbst 2018 brillierte Pianist Alexander Maria Wagner bei der Klassik-Gala anlässlich des 10. Jubiläums-Kunstherbst mit einer brillanten Brahms-Interpretation. Foto: Ralf Gohlke, MZ

Nach Tschaikowsky im Kunstherbst 2018 brillierte Pianist Alexander Maria Wagner bei der Klassik-Gala anlässlich des 10. Jubiläums-Kunstherbst mit einer brillanten Brahms-Interpretation. Foto: Ralf Gohlke, MZ

Es gibt Momente in Konzertsälen, da ist Spontanbeifall Silber, Schweigen aber Gold. Keine Hand rührte sich zum Beifall, als der finale Bläserakkord „Aus der Neuen Welt“ verklungen war. Erst als Dirigent Mages sich dem Auditorium zuwandte, nach acht, neun oder zehn Sekunden, da hub plötzlich ein Applaus-Tornado an und fegte minutenlang durch die gut besuchte Schwarzachtalhalle! Das Doppeljubiläum „Zehn Jahre Kunstverein Unverdorben“ und „Zehnter Neunburger Kunstherbst“ wurde am 2. Oktober 2022 mit einem philharmonischen Fest zelebriert, das in einem wahren Klangrausch endete.
Festlich gewandete und gut gelaunte Neunburger Klassik-Gala-Gäste aus Berlin, Frankfurt und München in der Schwarzachtalhalle. Foto: K. Stumpfi

Festlich gewandete und gut gelaunte Neunburger Klassik-Gala-Gäste aus Berlin, Frankfurt und München in der Schwarzachtalhalle. Foto: K.Stumpfi


Den KVU-Veranwortlichen Peter Wunder und Karl Stumpfi fiel eine Zentnerlast von den Schultern. Zunächst verhinderte die Corona-Pandemie das für den Kunstherbst 2020 terminierte Gastspiel der Vogtland Philharmonie aus Sachsen/Thüringen, dann kam zwei Jahre später der Neustart, doch der Kartenvorverkauf dümpelte lange nur träge dahin. Sämtliche Bedenken, die bis kurz vor Torschluss über diesem Premium-Event der 10. Kunstherbst-Saison wie ein Damokles-Schwert hingen, waren kurz vor 21.30 Uhr wie weggeblasen. Der Kunstverein Unverdorben hatte als Gastgeber mit den Protagonisten dieses glanzvollen Konzertabends die richtige Wahl getroffen: Die Vogtland Philharmonie mit 52 professionellen Musikern war erstmals vertraglich verpflichtet worden, Pianist Alexander Maria Wagner kam immerhin mit der Referenz eines Sensationsdebüts beim Neunburger Kunstherbst 2018 („Tschaikowsky-Nacht“). Mit Dirigent Reinhold Mages verbindet ihn eine Künstlerfreundschaft, die im selben Jahr ihren Anfang nahm. Der junge Traitschinger Tastenmagier war Solist in Beethovens 3. Klavierkonzert, die Jenaer Philharmonie dirigierte Mages – er schwärmt seither von einem „Musik-Diamanten, den die Region Ostbayern hervorgebracht hat“. Wagners Wunsch, in Neunburg das erste Brahms-Konzert gemeinsam aufzuführen, war dem Orchesterleiter aus dem Fichtelgebirge ein Befehl…
Das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll opus 15 ist das zentrale Werk aus der Sturm- und Drangperiode des in Hamburg geborenen Komponisten.
Zufriedene Gesichter nach dem tosenden Schlussapplaus (v. li.) Vorsitzender Peter Wunder, Pianist Alexander Maria Wagner und Kunstherbst-Koordinator Karl Stumpfi. Foto: Ralf Gohlke, MZ

Zufriedene Gesichter nach dem tosenden Schlussapplaus (v. li.) Vorsitzender Peter Wunder, Pianist Alexander Maria Wagner und Kunstherbst-Koordinator Karl Stumpfi. Foto: Ralf Gohlke, MZ

Den horribel schweren spieltechnischen Herausforderungen dieses 50 Minuten dauernden „Kolosses“ begegnete der 27-Jährige am Boston-Flügel der Schwarzachtalhalle mit der souveränen Virtuosität eines Großmeisters. Die Ausbrüche im dramatischen Kopfsatz, der Schwebezustand während des oft als Gebet apostrophierten Adagio und im Schlussrondo ein Gipfelsturm nach D-Dur „per aspera ad astra“ – Alexander Maria Wagner gelang ein weiterer pianistischer Coup, der die Zuhörerschaft schnell zu „Standing Ovations“ aus den Sitzen hob, dem der Tonkünstler ein sehr introvertiert gestaltetes Intermezzo op. 118 Nr. 2 von Brahms dankbar entgegensetzte.
Nach der Pause entführte das Gala-Konzertprogramm in die Neue Welt. Antonín Dvořáks Symphonie e-moll op. 95 ist so überschrieben. Der tschechische Komponist – er verweilte von 1892 bis 1895 als Direktor National Conservatory of Music in New York – litt dort jedoch unter großer, schmerzlicher Einsamkeit. Die klingt unüberhörbar in seiner populären, sehr oft aufgeführten „Neunten“ immer wieder an, insbesondere in dem elegischen Englischhorn-Solo des Largo-Satzes. Ein unendlicher Raum scheint sich hier aufzutun, die von indianischer Folklore beeinflusste Tonsprache Dvořáks suggeriert endlose Ferne und die verlassenen Weiten der Prärie. Schon die Synkopen des ersten und dritten Themas im Kopfsatz reflektierten böhmische Folklore ebenso wie Negro-Spirituals. Das Hauptthema des dritten Satzes versteht der Musikwissenschaftler Hartmut Becker denn mehr als „schöpferischen Reflex auf das Scherzo der Neunten Symphonie Beethovens als einen stilisierten Indianertanz“.
Gelöste Atmosphäre nach dem "Konzert-Stress" im Szenelokal Alte Seilerei mit Pianist Wagner und Dirigent Mages (v. li.) Foto: K. Stumpfi

Gelöste Atmosphäre nach dem „Konzert-Stress“ im Szenelokal Alte Seilerei mit Pianist Wagner und Dirigent Mages (v. li.) Foto: K. Stumpfi

So wird beim Hören bald das Bewusstsein geschärft, dass es sich bei Dvořáks Stück trotz überwiegend selbstbewussten, prächtigen Tones um eine Musik von ambivalenter Empfindung handelt. Die Vogtland Philharmonie unter der Leitung von Reinhold Mages interpretieren Antonin Dvořáks Opus magnum mit klarer Sprache, sorgfältig gegliedert und phrasiert, alle vier Sätze hindurch mit feinem Gespür für die diffusen Zwischentöne, die dieses Werk ausmachen. Das Allegro con fuoco des Finales klingt wie eine fröhliche Heimkehr, und die schlussendlich auch über das Heimweh-Trauma obsiegende Stretta entfesselt durch alle instrumentalen Register jenen gewaltigen Klangrausch. So, als gäbe es die oftmals beklagte „trockene Akustik“ des Neunburger Saales nicht, geraten die über 200 Zuhörerinnen und Zuhörer in den Sog dieser Emotionen, welche „Bravo“-Rufe im Hals stecken lassen und schon zum Klatschen ausgestreckte Hände lähmen.
Gibt es eine bessere Werbung für das nächste große Konzert-Ereignis des Neunburger Kunstvereins Unverdorben? Für Samstag, 14. Januar 2023 ist das sinfonische Neujahrskonzert avisiert. Dann kommt die Vogtland Philharmonie an die Stätte ihres großen musikalischen Debüt-Triumphs zurück. Der Kartenverkauf hat schon begonnen. Klassik-Fans aus der Region können sich schnell Plätze sichern unter Mail www.schwarzachtalhalle@stadtwerke-neunburg.de oder Telefon 09672 / 9208 514 (Rosa Schafbauer).
KVU-Vorsitzender Peter Wunder und Orchestermanager Ulrich Wenzel begrüßten die eintreffenden Musiker im Foyer der Schwarzachtalhalle. Foto: K. Stumpfi

KVU-Vorsitzender Peter Wunder und Orchestermanager Ulrich Wenzel begrüßten die eintreffenden Musiker im Foyer der Schwarzachtalhalle. Foto: K. Stumpfi

Einen musikalischen Hochgenuss bereiteten Solist Alexander Maria Wagner und die Vogtland Philharmonie den Gästen der Neuburger Klassik-Gala '22. Foto: K. Stumpfi

Einen musikalischen Hochgenuss bereiteten Solist Alexander Maria Wagner und die Vogtland Philharmonie den Gästen der Neuburger Klassik-Gala ’22. Foto: K. Stumpfi

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Samstag, 8. Oktober in der Spitalkirche:

Junger Autor liest aus seinem Debüt-Roman

marshalinLoveAnfang des Jahres 2022 erschien der Kriminalroman „Marshall in Love“. Autor Lieven Rother, ein 32 Jahre alter Polizeibeamter aus Bochum, behandelt darin Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Antisemismus und Holocaust. Im 23. Kapitel streift er die Geschehnisse beim KZ-Todesmarsch im April 1945 in Neunburg. Auf Einladung des Kunstvereins Unverdorben liest der 32-jährige Autor Roman-Auszüge am Samstag, 8. Oktober, 20 Uhr, in der Spitalkirche, Hauptstraße 3.
Es ist ein Kriminalroman der besonderen Art. Und deshalb schickt der Verlag voraus: „Die Leser seien gewarnt. Wer keine Lust darauf hat oder sich nicht traut, unsere moderne Geschichte einmal wieder durchzuarbeiten, sollte sich eher enthalten, diese Seiten durchzublättern. Denn ja, nicht leichtherzig lässt sich dieser Roman lesen“. Literaturkritiker aber bestätigen Rother: „Tatsächlich gelingt dem Autor, ein komplexes Mosaik zu verfassen, eine dichte Fläche, auf der sich gewebeartig kleine und große Geschichten miteinander verflechten“. Zum Stil des Autors müsse man ohnehin die detaillierten Deskriptionen hervorheben, die in wenigen Pinselstrichen den Kern einer traumatisierten Menschheit und ihre schmerzhaften Beziehungen offenlegen…
Musikalische Umrahmung der Autorenlesung durch Jörg Maderer (Ukulele / Gesang). Eintritt frei, Spenden für den Kunstverein erbeten.previewRother

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Ausstellung AHOJ 22 am 9. Oktober offen!

Die Internationale Kunstausstellung AHOJ 22 stadt.land.kunst im Rahmen des zehnten NEUNBURGER KUNSTHERBSTS ist am Sonntag, 9. Oktober in der Zeit von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gemälde und Kunstobjekte von Barbora Novorodá, Prag; Kristyna Nejedlá Bujarková, Prag; Gerda Pamler, München; und Brigitta Weigl, Maxhütte; sowie der Kunstschule Klatovy/Tschechien und Staatliche Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald können in den Ausstellungsräumen Alte Fronfeste, Im Berg 17, und Spitalkirche, Hauptstraße 3, sowie in Schaufenstern der Hauptstraße und Rahmstraße besichtigt werden. Die Kunstausstellung AHOJ 22 stadt.land.kunst dauert bis Sonntag, 30. Oktober.heute geöffnet

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Von der Vogtlandhalle in die Schwarzachtalhalle…

…reist heute die Vogtland Philharmonie

Hier absolviert die Vogtland Philharmonie einen Großteil ihrer Abonnementskonzerte. Heute Abend gastieren sie in Neunburgs Stadthalle.

Hier absolviert die Vogtland Philharmonie einen Großteil ihrer Abonnementskonzerte. Heute Abend gastieren sie in Neunburgs Stadthalle.

Das Sinfonieorchester aus Greiz-Reichenbach (Sachsen/Thüringen) gastiert heute bei der NEUNBURGER KLASSIK-GALA im Rahmen des zehnten Neunburger Kunstherbstes. Auf dem Programm stehen Werke von Johannes Brahms (Solist Alexander M. Wagner, Klavier) und Antonin Dvorak. Es gibt noch Restkarten. Die Abendkasse öffnet um 18 Uhr im Foyer der Schwarzachtalhalle. Schüler, Studenten und Auszubildende haben freien Eintritt, Ausweise, Bescheinigungen etc. mitbringen. Das Konzert beginnt um 19 Uhr, Ende ca. 21.30 Uhr.
Weiterer Infos unter www.kunstverein-unverdorben.depreview2Okt22

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1. Brahms-Klavierkonzert und 9. Dvořák-Symphonie

Zwei „Blockbuster“ der klassischen Musik

Für das Doppeljubiläum „10 Jahre Kunstverein Unverdorben“ und „10. Neunburger Kunstherbst“ ist den KVU-Verantwortlichen „ein Hochglanz ausstrahlendes Programm“ lieb und teuer. Für das Kultur-Highlight par excellence, die Neunburger Klassik-Gala 2. Oktober 22, fährt sie zwei Orchesterwerke auf, die man ohne Übertreibung als „Blockbuster“ der klassischen Musik bezeichnen kann: das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 von Johannes Brahms und die Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Aufgeführt werden sie in der Schwarzachtalhalle von Solist Alexander Maria Wagner (Klavier) und der Vogtland-Philharmonie mit über 50 Instrumentalisten unter Leitung von Dirigent Reinhold Mages. Nachfolgend stellen wir diese beiden Werke vor.

Johannes Brahms (1833 - 1897), als er in den Jahren 1854 - 58 an seinem ersten Klavierkonzert arbeitete.

Johannes Brahms (1833 – 1897), als er in den Jahren 1854 – 58 an seinem ersten Klavierkonzert arbeitete.

JOHANNES BRAHMS: KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 1 d-moll op. 15

Am Morgen des 8. Februar 1855 schrieb der 22-jährige Johannes Brahms an Clara Schumann:“Ich träumte heute nachts, ich hätte meine verunglückte Symphonie zu meinem Klavierkonzert benutzt und spielte dieses. Vom ersten Satz, Scherzo und Finale furchtbar schwer und groß. Ich war begeistert“. Die Idee, eine geplante Sonate für zwei Klaviere zunächst zur Symphonie und dann zum „Concert für das Pianoforte mit Begleitung des Orchesters“ umzuarbeiten, kam sozusagen über Nacht. Allerdings dauerte es noch bis Anfang 1859, bis das Werk nach weiteren Umarbeitungen endlich reif für seine Uraufführung war. Am 22. Januar war es im Königlichen Hoftheater Hannover soweit. Der junge Komponist übernahm den Solopart am Flügel, sein Förderer Joseph Joachim dirigierte. Die gewaltige Dimension des Werks mit einer Aufführungsdauer von ca. 50 Minuten irritierte das Publikum. Der Pianist hat hohe technische Anforderungen zu bewältigen, ohne dabei als Solist glänzen zu können. Denn Brahms verzichtet auf jede oberflächliche Virtuosität. Außerdem gibt es lange Passagen, in denen entweder das Klavier das Orchester begleitet statt andersherum, oder das Orchester sogar allein spielt. Heute zählt dieses monumentale erste Brahms-Konzert zu den meistgespielten der spätromantischen Klavierliteratur.

Formal gesehen ist an diesem Werk zunächst nichts Ungewöhnliches. Die klassische Dreisätzigkeit gliedert sich in einen Kopfsatz, der etwa so viel Spielzeit einnimmt wie die beiden anderen zusammen. Der Kopfsatz steht in Sonatenform mit zwei kontrastierenden Themen, das Adagio ist ein weitgehend schlichter, liedartiger Gesang, und als Finale folgt ein Rondo. Das ist alles auch bei Beethoven und Mozart üblich. Vielmehr ist es die schicksalhafte Größe dieses ersten thematischen Gedankens, mit welchem der Kopfsatz „maestoso“ in kraftvollen Schritten und düsteren Trillern anhebt. Die Einleitung beginnt mit einem Orgelpunkt d in den Bässen und einem drohend auf- und abschwelllenden Paukenwirbel, der durch einen B-Dur-Sextakkord ergänzt wird. Zu diesem unerbittlich hart zupackendem Thema, das den Zuhörer in den Bann schlägt, gesellt sich ein lyrisches Seitenthema, bevor das herbe Schicksalsthema wiederkehrt. Nachdem der elementare Ausbruch des Orchesters pianissimo verklungen ist, setzt das Klavier ein. Es entfaltet sich, begleitet nur von leisen Pizzicatos und Tupfern von Trompeten, Hörner und Pauken, entfaltet sich piano und espressivo der versöhnliche lyrische Gedanke. Die Durchführung setzt mit leidenschaftlichen Oktavengängen des Klaviers ein, die dunklen Gewalten gewinnen wieder Oberhand. Der Höhepunkt des Kopfsatzes wird mit der Wiederkehr des mächtigen Hauptthemas erreicht, diesmal im Fortissimo des Klaviers, untermalt vom donnernden Wirbel der Pauke.
Auf diesen von innerer Leidenschaft durchglühten ersten Satz folgt als denkbar größter Gegensatz ein Adagio mit seiner Innigkeit und weihevoller Abgeklärtheit.
In seinem Autograph hatte Brahms unter den ersten fünf Takten die Worte „Benedictus qui venit in nomine domini“ gesetzt („Gelobt sei der, der im Namen des Herrn kommt“. Manche sehen hierin eine Hommage an den verstorbenen Robert Schumann. Das Orchester stellt ein D-Dur-Thema vor, das das Klavier in abgewandelter Form aufgreift. Insgesamt ist dieser zweite Satz ein Dialog zwischen Orchester und Klavier. Im Verlauf dessen wird das Eingangsthema immer weiter entwickelt. Es ist ein friedvoller Hymnus, der sich zu erhabener Größe steigert, um endlich in einem sphärischen Pianissimo zu verklingen. Der Finalsatz beginnt unmittelbar mit dem Hauptthema, das vom Klavier allein vorgetragen wird. Dieses ungarisch angehauchte Rondo mit seiner kräftigen Synkope zu Beginn bringt neben zwei lyrischen Zwischenspielen auch zwei Fugatoteile. Sie zeigen das bei Brahms schon früh ausgeprägte Interesse für barocke Formen, ein zu seiner Zeit durchaus ungewöhnliches Hobby. Kämpferisch, fast trotzig ist der Grundcharakter dieses Finales. Der kraftvollen Kadenz quasi Fantasia folgt der gelöste Schlussteil in D-Dur. Nach einer neuerlichen Kadenz endet er in Doppeltrillern in beiden Händen und fanfarenartiger Verkürzung des Hauptthemas in triumphaler Größe.

Orchesterbesetzung des 1. Klavierkonzerts von Johannes Brahms: Streicher (1. und 2. Violinen, Bratschen, Violoncelli, Kontrabässe), 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte; 2 Trompeten, 4 Hörner und Pauken.

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Antonín Dvořák (1841 - 1904) während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.

Antonín Dvořák (1841 – 1904) während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.

ANTONIN DVORAK: SYMPHONIE NR. 9 e-moll op. 95 „AUS DER NEUEN WELT“

Als Antonín Dvořák 1882 amerikanischen Boden betrat, um der Berufung zum Direktor des National Conservatory of Music of America Folge zu leisten, war er bereits ein weltberühmter Komponist. Zu Beginn seiner Laufbahn zählte auch der um acht Jahr ältere Johannes Brahms zu seinen Förderern. Mit der 9. Symphonie, die während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts entstand, schuf Dvořák wohl sein populärstes sinfonisches Werk. Der Kopfsatz Adagio – Allegro molto beginnt mit einer elegischen langsamen Einleitung, die ungemein differenziert instrumentiert ist. Das Hauptthema setzt im Horn Allegro molto ein, das von der Oboe, den Streichern und schließlich fortissimo vom ganzen Orchester aufgegriffen wird. Die zweite Themengruppe in den Flöten und Oboen geht auf eine indianische Tanzweise zurück: „Swing low, sweet chariot“, die aber von Dvorak vollends ins böhmische Kolorit übertragen wird. Als Nachsatz erscheint eine Flötenmelodie, die sich nach G-Dur wendet und in ihrer eigenwilligen Rhythmisierung gleichfalls darauf schließen lässt, dass hier Antonín Dvořák eine indianische Weise in sein angestammtes Ideom übertragen hat.
Der zweite Satz, ein Largo in Des-Dur, soll durch Dichtungen von Longfellow („Hiawatha“) angeregt worden sein. Er ist in großer dreiteiliger Form gehalten. Nach einleitendem Bläserchoral und Streichervorspiel, beginnt eine traurige, wie von Heimweh gefärbte Kantilene des Englischhorns. Der bewegtere Mittelteil baut sich über cis-moll auf, führt zu dramatischen Steigerungen und mündet zurück in die Schalmeien-Melodie, die langsam in den Streichern verebbt. Mit Triangelgeläut und harten Akkorden setzt das wild bewegte Scherzo ein Dem stürmischen Hauptgedanken stehen zwei Trios gegenüber: das erste mit einer melancholischen e-moll-Melodie der Holzbläser, das zweite als ein derber böhmischer Tanz in C-Dur. Das Grundmotiv meldet sich nach der Reprise mit drohendem Unterton.
Das Finale (Allegro con fuoco) ist von einer mitreißenden Dynamik geprägt. Schmetternd wird er mit einer glanzvollen Trompetenmelodie eröffnet. Vom vollen Orchester wird das marschartig energetische Hauptthema vorgetragen, das pathetisch von der Neuen Welt kündet. Das zweite Thema in den Klarinetten dagegen drückt Antonín Dvořák Sehnsucht nach seinem Vaterland aus. Wieder bricht sich das Hauptthema seine Bahn. Nach einer vielgliedrigen Reprise mündet Dvořáks letzte Symphonie in eine verklärende Stretta. Der Satz wird mit einigen Akkorden beendet, von denen der letzte von den Bläsern gehalten wird, was statt eines abrupten Endes ein langsames Verklingen herbeiführt.
Die Weltpremiere der 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“ spielten am 16. Dezember 1893 die New Yorker Philharmoniker in der Carnegie Hall in New York unter Leitung von Dirigent Anton Seidl. Der Komponist schrieb über die Uraufführung: „Die Zeitungen sagen, noch nie hatte ein Komponist einen solchen Triumph. Die Leute applaudierten so viel, dass ich mich aus der Loge wie ein König bedanken musste“. Auf dem europäischen Kontinent fand die Erstaufführung am 20. Juli 1894 in Karlsbad statt.

Orchesterbesetzung der 9. Symphonie von Antonín Dvořák: Streicher (1. und 2. Violinen, Bratschen, Violoncelli, Kontrabässe), 2 Flöten (2. Flöte auch Piccoloflöte), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten in A, 2 Fagotte, 4 Hörner in E, C und F, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Triangel und Becken.
(Quellen: Concerti.de; wikipedia; Knaurs Konzertführer)

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NEUNBURGER KLASSIK-GALA 2. OKTOBER 2022, 19 Uhr, Schwarzachtalhalle

Orchester: Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach; Werke von Brahms und Dvořák

Dirigent: Reinhold Mages

Solist: Alexander Maria Wagner, Klavier

Eintritt: 45 € / 40 € / 35 € – Schüler, Studenten, Auszubildende frei (Ausweis, Bescheinigungen etc. mitbringen!)

Kartenbestellung (bis einschließlich 30. 9.) unter E-Mail www.schwarzachtalhalle@stadtwerke-neunburg.de; Tel. 09672 / 9208 514 (Rosa Schafbauer)

Restkartenverkauf/Abendkasse: Ab 18 Uhr im Foyer der Schwarzachtalhalle

Konzertbeginn: 19 Uhr, ca. 20 Minuten Pause, Ende gegen 21.30 Uhr.

Es gelten die aktuellen Corona-Regeln nach dem Infektionsschutzgesetz. Pressehinweise beachten!FL-Klassikkonzert2204-02-1

LARS VOGT ERKLÄRT BRAHMS: 1. Klavierkonzert d-moll op. 15

Link zu Youtube:

DVORAK’s SYMPHONIE „AUS DER NEUEN WELT“: Finale (Allegro con fuoco)

Link zu Youtube:

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AHOJ 22 stadt°land°kunst ist heute geöffnet!

technik3Die Internationale Kunstausstellung AHOJ 22 stadt.land.kunst im Rahmen des zehnten NEUNBURGER KUNSTHERBSTS ist heute, Sonntag, 25. September in der Zeit von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gemälde und Kunstobjekte von Barbora Novorodá, Prag; Kristyna Nejedla Bujarková, Prag; Gerda Pamler, München; und Brigitta Weigl, Maxhütte; sowie der Kunstschule Klatovy/Tschechien und Staatliche Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald können in den Ausstellungsräumen Alte Fronfeste, Im Berg 17, und Spitalkirche, Hauptstraße 3, sowie in Schaufenstern der Hauptstraße und Rahmstraße besichtigt werden. Die Kunstausstellung AHOJ 22 stadt.land.kunst dauert bis Sonntag, 30. Oktober.
Die Aufnahme zeigt ein dem Ausstellungsmotto entsprechendes Gemälde: „Häuserflucht“ von Viktor Schröpf und Nazar Korechnikov (9. Techniker-Klasse der Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald).heute geöffnet

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Leitmotiv „Versöhnung“ in der evangelischen Kirche

Ausstellung, Vorträge und ein Konzert

Die Herbstausstellung 2022 der evang.-luth. Gemeinde Neunburg widmet sich dem Thema "Wir scheuen keine Konflikte" des Zivilen Deutschen Friedensdienstes.

Die Herbstausstellung 2022 der evang.-luth. Gemeinde Neunburg widmet sich dem Thema „Wir scheuen keine Konflikte“ des Zivilen Deutschen Friedensdienstes.

Unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine hat sich die evangelische Kirchengemeinde Neunburg dazu entschlossen, sich im Herbst dem Thema Frieden zu widmen. Den Schwerpunkt dazu bildet die Ausstellung „Wir scheuen keine Konflikte“ des Programms „Ziviler Friedensdienst“, das unter anderem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mitgetragen wird. Die Ausstellung selbst wird vom 25. September bis 23. Oktober in der Versöhnungskirche in Neunburg, täglich zwischen 9 und 18 Uhr, zu sehen sein. Darin wird im Schwerpunkt die präventive Arbeit des zivilen Friedensdienstes vorgestellt.
Auf 17 Ausstellungstafeln ist dargestellt, wie das deutsche Programm für Friedensförderung und Gewaltprävention in Krisen- und Konfliktregionen rund um die Welt agiert. Dabei wird verdeutlicht, dass Konflikte in Krisenregionen auch ohne Gewalt beigelegt werden könnten.
Die offizielle Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 30. September, um 19 Uhr statt.

PROJEKT „GITARREN STATT GEWEHRE“

Pfarrer Gerhard Beck, der bei seinem Studium in Belfast die Arbeit des Friedensforschers John Paul Lederach kennengelernt hat, wird das Thema „Wo Gerechtigkeit und Friede sich küssen – zur Theologie der Versöhnung“ eingehen und im Anschluss das Brot für die Welt Projekt „Gitarren statt Gewehre“ vorstellen.
Am 25. September, 9.30 Uhr, lädt die evangelische Gemeinde zu einem Filmgottesdienst in die Versöhnungskirche ein. Inhaltlich geht es dabei um „Die Kraft der Versöhnung“. Der Film erzählt die persönliche Geschichte eines Tutsi-Angehörigen, der einen Großteil seiner Familie beim Völkermord von Ruanda im April 1994 verloren hat. Am 14. Oktober, 19 Uhr, findet an gleicher Stelle das Konzert „…so ist Versöhnung…“, mit Musik und Texten zu Krieg, Frieden und Versöhnung statt. Die Akteure sind Evi Beck, Aurel von Bismarck, die Brucker Marktschreier, der Ökumenische Kirchenchor Bruck-Nittenau, das Projekt Contigo, Mitglieder des Festspiels Neunburg, der Jugendchor Neunburg, Jörg Maderer, Stefan Wagner und Jürgen Zach.
Ein weiterer Beitrag in dieser Reihe ist am 8. Oktober die vom Kunstverein Unverdorben organisierte Autorenlesung mit Lieven Rother, Dortmund, in der Spitalkirche. Seine Kriminalroman „Marshall in Love“ thematisiert brisante Themen wie Holocaust und Rechtsextremismus. Beginn 20 Uhr. Am 21. Oktober folgt ein Vortrag und Gespräch mit Sigrid Schell-Straub. Sie berichtet unter dem Titel „Bildung schafft Versöhnung“ von ihrer Tätigkeit als Friedensfachkraft in Sierra-Leone. Beginn ist um 19 Uhr.LogoKH

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Autor liest am 8. Oktober aus seinem Roman „Marshall in Love“

Ruhrpott-Krimi mit einem „Neunburg-Kapitel“

Der Bochumer Autor Lieven Rother (32) zeigt seinen Debüt-Roman "Marshall in Love", dem Anfang des Jahres die Literaturkritik "eine beharrliche Treue zum Realismus und ein aufrichtiges Engagement für eine warme, soziopolitische Analyse" bescheinigte. Foto: Angelina Zander

Der Bochumer Autor Lieven Rother (32) zeigt seinen Debüt-Roman „Marshall in Love“, dem Anfang des Jahres die Literaturkritik „eine beharrliche Treue zum Realismus und ein aufrichtiges Engagement für eine warme, soziopolitische Analyse“ bescheinigte. Foto: Angelina Zander

„Je weiter wir fuhren, desto größer wurde die Erkenntnis, dass die Mehrzahl der Bürger zumindest geahnt haben muss, welche Verbrechen die Nazis an den Juden begangen haben. Die Antwort auf diese Vermutung fanden wir in den Wäldern bei Neunburg vorm Wald. Kurz zuvor erhielten wir die gesicherte Information, dass hier noch vor Kurzem ein Todesmarsch mit KZ-Inhaftierten durchgeführt wurde. Rund um den 20. April 1945 habe man etwa 160 Juden, Sinti und Roma, sowie politische Gefangene in den Wald am Ortsrand gebracht und eine Massenhinrichtung durchgeführt.

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„Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, dass die Völker nichts aus der Geschichte gerlernt haben“. (Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

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Derartige Kriegsverbrechen waren für uns alle unvorstellbar und so befahlen wir das gesamte Dorf zusammen, alle Erwachsenen. Ihnen wurde von uns auferlegt, dass die Leichen der Häftlinge aus dem Wald, auf einen ehrwürdigen Friedhof gebracht werden müssten, um dort zunächst aufgebahrt und anschließend im Rahmen eines angemessenen Begräbnisses beigesetzt zu werden. Wir fanden tatsächlich die kolportierte Anzahl der Toten, sogar noch eine Handvoll mehr…Für mich, als Kriegsberichterstatter, war es das nächste Erlebnis, das sich tief in mein Gedächtnis einbrennen wird. Teilweise waren die Leichen böse zugerichtet, lagen ineinander verkeilt, wobei die Austrittswunde des einen Leichnam unmittelbar in die Eintrittswunde des anderen überging. Eine Grausamkeit und Entmenschlichung, die ihresgleichen sucht.“
Nur ein kurzer Auszug aus dem 23. Kapitel des Romans „Marshall in Love“ von Lieven Rother, der um die Jahreswende 2021/22 im Verlag Europa Buch erschienen ist. Genauer: Es ist ein Kriminalroman der besonderen Art. Und deshalb schickt der Verlag gleich voraus: „Die Leser seien gewarnt. Wer keine Lust darauf hat oder sich nicht traut, unsere moderne Geschichte einmal wieder durchzuarbeiten, sollte sich eher enthalten, diese Seiten durchzublättern. Denn ja, nicht leichtherzig lässt sich dieser Roman lesen“..PlakatRotherTatsächlich gelingt dem Autor, ein komplexes Mosaik zu verfassen, eine dichte Fläche, auf der sich gewebeartig kleine und große Geschichten miteinander verflechten. Die aufmerksamen Leser werden auch erkennen und schätzen, wie scharf der Autor das Ruhrgebiet als Roman-Schauplatz wählt, das, wie wenige andere Orte Europas, die Probleme und Herausforderungen der kontemporären Zeit auf sich nimmt. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen in einer Erarbeitung von privaten und kollektiven Ereignissen, während persönliche Geschichten sich zur Verwirklichung der gemeinsamen Historie erheben. Zum Stil des Autors muss man ohnehin die detaillierten Deskriptionen hervorheben, die in wenigen Pinselstrichen den Kern einer traumatisierten Menschheit und ihre schmerzhaften Beziehungen offenlegen und zum unmittelbaren Mitleid führen. Zudem zeigt die rohe Sprachwahl eine beharrliche Treue zum Realismus und ein aufrichtiges Engagement für eine warme, soziopolitische Analyse.

BEZUG AUF DEN HOLOCAUST

Welche Themen bestimmen den Roman „Marshall in Love“? Autor Lieven Rothers Antwort lautet: „Mein Buch ist kein klassischer Kriminalroman. Die Handlung umfasst einen Antagonisten, der von der Gesellschaft ausgeschlossen und abgehangen wurde. Aufgrund dieser sozialen Ausgrenzung, entwickelt der Antagonist perfide Mordfantasien und setzt diese in die Tat um, indem er wahllos Migranten tötet“. Darüber hinaus behandelt der Roman die Themen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus Im Rahmen dessen wird unmittelbar Bezug auf den Holocaust genommen – so im eingangs zitierten 23. Kapitel, das eines der dunkelsten Abschnitte der Geschichte Neunburgs streift – weitab vom wesentlichen Schauplatz der Romanhandlung, nämlich Dortmund und das Ruhrgebiet.

Lieven Rother, der 1990 in Bochum geboren wurde, möchte seinen Leserinnen und Lesern eine Möglichkeit bieten, sich kritisch und reflektiert mit der historischen Verantwortung Deutschlands auseinanderzusetzen. Denn: Hass und Ausgrenzung gegenüber jeder Person und jeder Lebensform ist eine Gefahr für unsere pluralistische Gesellschaft, betont der Autor. Sein Protagonist – Linus Gerling – hat ein stark demokratisch geprägtes Werte- und Moralsystem und handelt auch dementsprechend. Diese Charaktereigenschaften werden im Laufe des Buches immer mehr entwickelt und dargestellt.

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„Je weiter wir fuhren, desto größer wurde die Erkenntnis, dass die Mehrzahl der Bürger zumindest geahnt haben muss, welche Verbrechen die Nazis an den Juden begangen haben. Die Antwort auf diese Vermutung fanden wir in den Wäldern bei Neunburg vorm Wald.“ (Aus dem 23. Kapitel des Romans „Marshall in Love“ von Lieven Rother)

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Der Protagonist setzt sich zudem kritisch und reflektiert mit der historischen Verantwortung Deutschlands auseinander. So schließt das Neunburg-Kapitel von „Marshall in Love“ mit dieser Schlussfolgerung: „Diese Tötungen skizzierten das perfide Denken der Täter, untermalten den strukturierten Genozid und ließen keinen Zweifel daran, dass sowohl innerhalb, als auch außerhalb Deutschlands eines der größten Verbrechen der jüngeren Geschichte begangen wurde“.
Beruflich ist der 32-Jährige als Polizeibeamter beim Polizeipräsidium Bochum in Nordrhein-Westfalen tätig. Seit 2020 wohnt er mit seiner Ehefrau und zwei Söhnen Fröndenberg bei Dortmund und genießt dort nach eigenem Bekunden „das Leben auf dem Land“.

Musikalischer Begleiter: Jörg Maderer (Ukulele)

Musikalischer Begleiter: Jörg Maderer (Ukulele)

Der Roman „Marshall in Love“ ist sein erstes Werk und bedeutet für ihn die Verwirklichung eines Lebenstraums. Er plant, weitere Bücher zu schreiben, „da es mir Spaß macht, mich kreativ ausleben zu dürfen“. Auf Einladung des Kunstvereins Unverdorben kommt Lieven Rother am Samstag, 8. Oktober nach Neunburg, also zu einem Nebenschauplatz seines erfolgreichen Debüt-Romans. Im Rahmen des zehnten Neunburger Kunstherbsts liest er in der Spitalkirche Auszüge aus „Marshall in Love“. Musikalisch umrahmt die Veranstaltung der Neunburger Jörg Maderer (Ukulele und Gesang). Beginn um 20 Uhr, Dauer ca. 120 Minuten. Eintritt ist frei, Spenden für den Kunstverein Unverdorben erbeten. LogoKH

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Gelungener Auftakt für AHOJ 22 stadt°land°kunst

Foto-Schnappschüsse von der Vernissage

Erstmals wurde eine AHOJ-Kunstausstellung im Foyer des Neunburger Rathaus-Erweiterungsbaus ausgerichtet. Die Besucher - hier im angeregten Gespräch - und der veranstaltende Kunstverein Unverdorben waren sich einig: Eine passende Location mit gediegenem Ambiente und eine Bereicherung des Raumangebots für kulturelle Events in der Pfalzgrafenstadt Neunburg v. W.!

Erstmals wurde eine AHOJ-Kunstausstellung im Foyer des Neunburger Rathaus-Erweiterungsbaus ausgerichtet. Die Besucher – hier im angeregten Gespräch – und der veranstaltende Kunstverein Unverdorben waren sich einig: Eine passende Location mit gediegenem Ambiente und eine Bereicherung des Raumangebots für kulturelle Events in der Pfalzgrafenstadt Neunburg v. W.!

Gruppenbild mit Künstlerinnen, Veranstalter und Hausherr (von rechts): 1. Bürgermeister Martin Birner, Direktorin der Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald Diana Schmidberger, Kunstmalerin Gerda Pamler, München; KVU-Vorsitzender Peter Wunder, Direktorin der Kunstschule Klatovy Jarmila Stepánková, Kunstherbst-Koordinator Karl Stumpfi und Kunstmalerin Brigitta Weigl, Maxhütte.

Gruppenbild mit Künstlerinnen, Veranstalter und Hausherr (von rechts): 1. Bürgermeister Martin Birner, Direktorin der Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald Diana Schmidberger, Kunstmalerin Gerda Pamler, München; KVU-Vorsitzender Peter Wunder, Direktorin der Kunstschule Klatovy Jarmila Stepánková, Kunstherbst-Koordinator Karl Stumpfi und Kunstmalerin Brigitta Weigl, Maxhütte.

KVU-Vorsitzender Peter Wunder gab in der Begrüßungsrede seiner Freude Ausdruck, dass dem Kunstverein Unverdorben sozusagen die Vor-Einweihung des Neuen Rathauses vorbehalten war. Nach persönlicher Vorstellung der an AHOJ 22 beteiligten Künstlerinnen und Schulen aus Bayern und Tschechien lud er alle Anwesenden zur "Kunstprozession" durch die Altstadt ein.

KVU-Vorsitzender Peter Wunder gab in der Begrüßungsrede seiner Freude Ausdruck, dass dem Kunstverein Unverdorben sozusagen die Vor-Einweihung des Neuen Rathauses vorbehalten war. Nach persönlicher Vorstellung der an AHOJ 22 beteiligten Künstlerinnen und Schulen aus Bayern und Tschechien lud er alle Anwesenden zur „Kunstprozession“ durch die Altstadt ein.

Pianist Valentin Lennert untermalte die Ahoj 22-Vernissage musikalisch.

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Im Obergeschoss der Alten Fronfeste erwartet die Ausstellungsbesucher eine Retrospektive "11 Jahre Kunstverein Unverdorben und 10. Neunburger Kunstherbst" mit Fotografien, Plakaten, Flyern und Dokumenten von der Gründerzeit des KVU im Sommer 2011 bis zum Sommer 2022 .

Im Obergeschoss der Alten Fronfeste erwartet die Ausstellungsbesucher eine Retrospektive „11 Jahre Kunstverein Unverdorben und 10. Neunburger Kunstherbst“ mit Fotografien, Plakaten, Flyern und Dokumenten von der Gründerzeit des KVU im Sommer 2011 bis zum Sommer 2022 .

Künstlergespräch im Erdgeschoss der Alten Fronfeste mit der gebürtigen Zangensteinerin Gerda Pamler, die seit den Siebziger Jahren in München lebt. Ihre Kunstwerke sind im Flur und EG bis Ende Oktober zu besichtigen.

Künstlergespräch im Erdgeschoss der Alten Fronfeste mit der gebürtigen Zangensteinerin Gerda Pamler, die seit den Siebziger Jahren in München lebt. Ihre Kunstwerke sind im Flur und EG bis Ende Oktober zu besichtigen.

In der Spitalkirche werden Kunstwerke von Brigitta Weigl, Maxhütte-Haidhof, gezeigt: Neben ihren Gemälden auch die Kreativ-Installation "Lasst Kinder um mich sein".

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Die Pfalzgraf-Johann-Gedenkstatue war zur Ahoj 22-Vernissage von drei Freiluft-Kunstwerken der Künstlerin Brigitta Weigl flankiert. Nachdem starke Windboen eine "Fahne" beschädigt hatte, wurden die Objekte am Sonntag wieder von der Burgmauer abgenommen. Foto: Gaby Irlbacher

Die Pfalzgraf-Johann-Gedenkstatue war zur Ahoj 22-Vernissage von drei Freiluft-Kunstwerken der Künstlerin Brigitta Weigl flankiert. Nachdem starke Windboen eine „Fahne“ beschädigt hatte, wurden die Objekte am Sonntag wieder von der Burgmauer abgenommen. Foto: Gaby Irlbacher

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