Beethovens Neunburger „Techtelmechtel“

Im Vorfeld der aus regionaler Sicht durchaus als historisch zu bezeichnenden Aufführung der 9. Sinfonie d-moll op.125 von Ludwig van Beethoven im Rahmen des 1. Neunburger Kunstherbsts hat die Mittelbayerische Zeitung in der Kreisausgabe Schwandorf vom 18.9. 2013 eine interessante persönliche Querverbindung zwischen dem berühmten Komponisten und der Pfalzgrafenstadt thematisiert (Titel „Beethoven verehrte Neunburgerin“ von MZ-Redakteur Karl-Heinz Probst). Sozusagen zur Einstimmung auf das große Konzertereignis am Samstag, 26. Oktober, 19.30 Uhr, in der Schwarzachtalhalle zitierten wir im heutigen Kunstverein-Unverdorben-Blog nachfolgend einige Textpassagen.

Die Neunburgerin Elisabeth Röckel, eine Schwester des Theaterdirektors und Opernsängers Joseph August Röckel, war zu ihrer Zeit als eine der gefeiertsten Sängerinnen Wiens nicht minder bekannt. Getauft auf den Namen Maria Eva – Patin war die Lederersgattin Maria Gruber aus der Vorstadt – erblickte sie am 15. März 1793 in Neunburg das Licht der Welt. Über ihre Ausbildung ist derzeit nichts bekannt. Von 1811 bis 1813 war Elisabeth, wie sie sich jetzt vielleicht nach ihrer Mutter nennt, als Sopranistin Mitglied der Wiener Hofoper. Dort lernt sie den berühmten Pianisten und Komponisten Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) kennen. Die beiden verlieben sich und heiraten am 16. Mai 1813 in der Pfarrkirche St. Joseph in der Wiener Vorstadt Laimgrube. Einer der Trauzeugen war Hofkapellmeister Antonio Salieri.
Elisabeth Hummel beendete nach der Heirat ihre vielversprechende Sangeskarriere. Nach einer Zwischenstation in Stuttgart wurde Hummel 1819 als Kapellmeister nach Weimar berufen, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Zu seinen Lebzeiten war Hummel so berühmt wie Beethoven, er galt als der beste Klaviervirtuose in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Auf seinen zahlreichen Gastspielreisen in Europa feierte er große Erfolge. In Weimar gehören die Hummels zu Goethes engstem Umkreis. Auch mit Beethoven waren sie bereits seit ihrer Wiener Zeit bekannt. Wie Hummel hatte Beethoven bei Haydn, Albrechtsberger und Salieri studiert. Beethoven hatte die junge und hübsche Neunburgerin sehr gerne. Als das Ehepaar Hummel 1827 von Beethovens schwerer Krankheit erfuhr, besuchte es den Todkranken in seiner Wohnung. Beethoven bat Johann Nepomuk Hummel, der ihn zunächst allein aufgesucht hatte, doch auch seine Frau mitzubringen, die er ja sehr verehrte. „Sie sind ein glücklicher Mann“, sagte er zu Hummel, „Sie haben eine Frau, die sich um sie kümmert und sie liebt. Ich aber bin ein armer Junggeselle“. Fünf Tage nach dem Besuch stirbt Beethoven. Elisabeth überlebt ihren Mann um 46 Jahre und schließt am 3. März 1883 in Weimar für immer die Augen.
Soweit aus dem detailreichen und informativen MZ-Artikel. Doch unbeantwortet bleiben wohl für immer ein paar Fragen, womit der Legendenbildung Tür und Tor geöffnet ist: Gab es eine „Amour fou“ zwischen Ludwig und Elisabeth? War SIE seine „ferne Geliebte“? War SIE jene Widmungsträgerin des ebenso bekannten wie kurzen Beethoven-Klavierstücks „Für Elise“?
Sei`s drum. Wir freuen uns jedenfalls auf Beethovens „Neunte“ in Neunburg…

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