Die Werke des Neunburger Jahrtausendkonzerts (II)

W. A. Mozart: Sinfonie Nr. 41 C-Dur „Jupiter“

mozartGALA1Am 16. August 1788 hatte W. A. Mozart die Sinfonie in C-Dur, KV 551 («Jupiter-Sinfonie»), beendet. Ihre Eintragung in das chronologisch angelegte «Verzeichnüß aller meiner Werke», das er von Februar 1784 bis November 1791 führte, erfolgte unmittelbar auf die der g-moll- Sinfonie KV 550, die am 25. Juli in das Verzeichnis aufgenommen worden war. Nur wenige Wochen zuvor, nämlich am 26. Juni, war die Sinfonie in Es-Dur KV 543, erschienen. Innerhalb von kaum mehr als sechs Wochen hatte Mozart somit drei Sinfonien komponiert, die zusammen mit der «Prager» Sinfonie“ vom Dezember 1786 beweisen, welch großartigen Beitrag der Salzburger zu dieser Musikgattung geleistet hat.

Wir wissen nicht, zu welchem Anlass Mozart jeweils seine letzten drei Sinfonien komponierte. Möglicherweise waren sie für eine für Sommer 1788 in Wien geplante Konzertreihe gedacht. Diese Pläne zerschlugen sich jedoch und so kam es, dass Mozart diesem Zeitpunkt an in Wien keine öffentlichen Konzerte mehr gab. Dabei entsprach es durchaus nicht seiner Art, gleich drei Werke einer solchen Dimension zu komponieren,

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„In der wundervollen Ausgeglichenheit dieses Werks ist klassische Vollendung zu spüren und damit Geist jener Antike, die in ihrem erhabenen Schönheitssinn jedes Empfinden künstlerisch adeln konnte“. (Musikkritiker Karl Schumann in „Knaurs Konzertführer“)

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ohne dass Aussicht auf eine Aufführung bestanden hätte. Und mussten sich die Pläne für eine sich unmittelbar anschließende Aufführung aufgegeben werden, so ist doch anzunehmen, dass es zu einem späteren Zeitpunkt noch dazu kam. Eine solche Gelegenheit bot sich vielleicht bei Mozarts Reise durch Deutschland, die er im April/Mai 1789 mit seinem Freund Karl Lichnowsky unternahm. Durchaus möglich ist auch, dass eine bzw. zwei seiner letzten drei Sinfonien – zumindest aber einige Sätze hieraus – bei einem Konzert am 12. Mai 1789 in Leipzig gespielt wurden, oder aber dass die «Jupiter-Sinfonie» zu den zwei Sinfonien gehörte, die für ein Konzert am 15. Oktober anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II., zu denen Mozart nach Frankfurt gekommen war, vorgesehen waren. Das Programm erwies sich jedoch als für diesen Anlass zu lang und folglich wurde lediglich eine Mozart-Sinfonie, noch dazu eine seiner frühen Kompositionen, aufgeführt. Denkbar ist auch, dass es sich bei der «Großen Sinfonie von der Erfindung des Herrn Mozart“ , die kurz darauf von der «Tonkünstler-Sozietät» erneut angeboten wurde, um die «Jupiter-Sinfonie» gehandelt hat.

Worin der Titel «Jupiter-Sinfonie», unter dem das Werk inzwischen allgemein bekannt ist, letztendlich seinen Ursprung hat, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Bei ihrem Besuch in Salzburg im Jahre 1829 erzählte Mozarts Sohn Franz Xaver dem Ehepaar Vincent und Mary Novello, dass der 1815 verstorbene Violinist und Konzertmeister Salomon, auf dessen Einladung auch Haydns Londoner Aufenthalte zurückzuführen sind, den Titel zuerst gebraucht habe. Ganz sicher aber war der Beiname «Jupiter» bereits in den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts in London bekannt.

1.Satz Allegro vivace

Auch in dieser Sinfonie greift Wolfgang Amadeus Mozart auf einfache, aber geniale Melodieeinfälle zurück. Über das Stück benutzt er zwei melodische Bausteine – jedes davon zwei Takte lang – und spielt nach einer Vorstellung mit diesen Elementen. So setzt er sie im Verlauf in verschiedene Lautstärkestufen, fremde Tonarten und -lagen, wechselt zwischen Intstrumentengruppen.  Das herrische Kopfthema der C-Dur-Sinfonie erinnert an das Hauptthema  in Glucks „Iphigenie“-Ouvertüre, das dort die gebieterische Forderung der Götter verdeutlicht. Bei Mozart wird das herrische Thema in seinem weiteren Verlauf sinnend singend beantwortet, wie überhaupt ein Dualismus von männlichen und weiblichen Elementen und deren Widerstreit dem Satz ein dramatisches Gepräge verleiht. In festlichen Fanfaren klingt der erste Satz aus.

2. Satz Andante cantabile

Der ruhige zweite Satz fordert dann ein intensives Hinören, um die differenzierten Impulse und Farbwechsel wahrzunehmen. Dem lieblichen Hauptthema, das nur vorübergehend überschattet werden kann, wird ein seelenvoller Seitengedanke gegenüber gestellt. Auch wenn in der Durchführung eine große Steigerung erreicht wird, so kann diese über die wehmütige Grundstimmung nicht hinwegtäuschen.

3. Satz Menuetto: Allegretto

Im dritten Satz stechen chromatische Linien heraus. Jedoch schafft Mozart es hier, diese nicht tragisch oder belastend sondern schwebend leicht, fast tänzerisch in einem Dreiviertel-Takt erscheinen zu lassen.  Auch das Menuett mit seinen abwärts gleitenden Halbtonschritten ist von einer heiteren Stimmung weit entfernt.

4. Satz Molto allegro

Das Finale ist Mozarts kontrapunktische Meisterleistung auf sinfonischem Gebiet.  Das überaus einpräsame Hauptthema – sehr wirksam in ganzen Tönen einherschreitend –wird, nachdem es zuerst einmal in vollem Prunk vorgeführt worden ist, in einer einfachen Fuge durchgeführt, die allerdings nach den ersten fünf Einsätzen auch schon wieder zu Ende ist. Aus dem Hauptthema werden weitere Teilthemen entwickelt, so dass eine großangelegte Triplefuge entsteht.  Bei allen kontrapunktischen Künsten bleibt die Fuge bei Mozart nie ein Selbstzweck. Sie ist auch in der Jupiter-Sinfonie nur Hilfsmittel, um die großartigsten Steigerungen zu erzielen.  Wunderbar bleibt dabei immer die außerordentliche Übersichtlichkeit in der thematischen Arbeit. Und dennoch ist der Eindruck, den dieses Finale hinterlässt, wahrhaft groß und befreiend – es ist ein im edelsten Sinn festlich frohes Finale, eines Jupiter wahrhaft würdig.

(Quellen: www.musicademy.de; Programmheft Bayerische Philharmonie 10/2017)

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