Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit steht der Mensch: Als Solitär inmitten seiner Einsamkeit, Sehnsucht und seines Schmerzes, aber auch eins und zufrieden mit sich selbst. „Künstlerin sein bedeutet für mich einen kompromisslosen Weg zu gehen, ohne Auffangnetz“, sagt Susanne Heinrich, „einen wild bewegten Weg, voller Aufmerksamkeit, ganzheitlich und unverfälscht“. Dies bedeute jedoch, alle Sicherheiten und Illusionen aufzugeben. Dies erfordere den Mut, sich von anderen zu unterscheiden und die Isolation zu ertragen. Mich um nichts zu kümmern als um die Wahrheit, nicht nur in Bezug auf das eigene Denken, sondern auch auf das eigene Fühlen. Wer wirklich sein Ich, sein Selbst
fühlt, der erfährt sich als den wahren Urheber seines Tuns. Das ist wahre Originalität!
„Ich stelle den Menschen nackt dar, in seiner ganzen Blöße und Verletzlichkeit, natürlich und unverstellt“, nimmt Susanne Heinrich unmittelbar Bezug auf Johann Wolfgang von Goethe: „Der nackte Mensch ist der wahre Mensch“. (Wilhelm Meisters Wanderjahre, 1829). Damit soll ihre Kunst diese Botschaft vermitteln: „Menschen öffnet euch, kehrt euer Innerstes nach außen, zeigt eure Seele, eure verwundbaren Stellen. Dann dann seid ihr fähig zu wirklicher Nähe und echter Hingabe, sprich Liebe!“
Susanne Heinrich zeigt gerne Menschen in inniger Umarmung, sich geborgen fühlend, bis hin zur Verschmelzung im Liebesakt, mit dem Anderen eins werdend. Denn die dynamische Eigenschaft der Liebe entspringt aus dem Bedürfnis, die Absonderung zu überwinden, zum Einssein zu gelangen und trotzdem die eigene Individualität nicht zu verlieren. So wie Yin und Yang, zwei sich ergänzende Begriffe, das Universum bestimmen.
„Es geht mir darum“, betont die Künstlerin, „das Herz der Menschen zu öffnen, ihre Seele zu berühren, und nicht ums Vulgäre oder gar Pornografie“. Ihrer Überzeugung nach liege der Sinn des Menschseins darin, bewusst mit allen Sinnen zu leben. Nicht sie verkümmern zu lassen oder gar zu missbrauchen, sondern sie voll und ganz einzusetzen. Denn indem ein Mensch mit den von ihm von der Natur
geschenkten Gaben sich zu verwirklichen sucht, tut er das Höchste und einzige Sinnvolle, das er kann. Dort, wo wir von der Potenz zur Tat, von der Möglichkeit zur Verwirklichung schreiten, haben wir teil am wahren Sein.
So lautet die Conclusio der Künstlerin: „Der wahre Erfolg besteht darin, anzukommen im Menschsein. Fähig zu sein, Liebe zu geben und zu empfangen. Wenn das gelingt, wird der berufliche Erfolg nicht mehr für den eigenen Selbstwert benötigt. Dann ist die Qualität des eigenen Denkens das Erfolgsziel“.
Geboren wurde Susanne Heinrich am 2. Juni 1956 in Herzogenaurach. Ab dem ersten Lebensjahr wuchs sie in Georgensgmünd auf und ging dort zur Schule. Sie erinnert sich: „Trotz meiner Supernoten weigerte ich mich aufs Gymnasium zu gehen und wurde deshalb nach dem qualifizierenden Abschluss von meinem Vater angehalten eine Damenschneiderlehre zu besuchen, die dann mit Bestnote abschloss. Er wollte mir noch die Gesellenzeit aufs Auge drücken, doch ich absolvierte lieber ein Modegrafik-Studium in München mit abschließendem Diplom“.
Aufgrund ihrer sehr guten zeichnerischen Fähigkeiten wurde sie einer renommierten Werbeagentur in München-Grünwald empfohlen – „dort hielt ich es aber keine zehn Monate aus, da mir nach dem Tod meines Vaters 1980 dieses ganze Werbegetue total auf den Nerv ging!“. Nach einer kurzen Auszeit wechselte sie dann zu einer kleinen Werbeagentur in der Nähe von München als freie Mitarbeiterin.
Nach der Heirat und Geburt ihrer Tochter Katrin im Juni 1983, nach der Scheidung, neuer Partnerschaft und Geburt ihres Sohnes Paul
im März 1989 folgten ausschließlich freie Engagements als Grafikerin und Illustratorin für Verlage und Agenturen. Nach ihrem Umzug zurück nach Mittelfranken begann Susanne Heinrich verstärkt künstlerisch zu arbeiten. Ab 1998 verschlug es sie nochmals für drei Jahre nach München, um 2001 dann endgültig wieder in Mittelfranken zu landen. „Mittlerweile bin ich über dreißig Mal umgezogen, habe mich bis auf gelegentliche Illustrationen gänzlich der Kunst verschrieben“, blendet sie zurück. Seit 2010 ist Susanne Heinrich in Bernlohe bei Roth sesshaft geworden. Den Baggerweiher vor der Haustür bezeichnet sie als ihr Lebenselixier. Und wenn sie heute jemand fragt, ob sie von ihrer Kunst leben könne, antwortet sie ganz lapidar: „Schau ich tot aus?“
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Susanne Heinrich: Biografie
Geboren 1956 in Herzogenaurach, Schulzeit in Georgensgmünd
1972 -75 Damenschneiderlehre mit Gesellenprüfung in Nürnberg.
1976 – 79 Studium der Modegrafik mit Diplomabschluss in München.
Ab 1980 freie Mitarbeiterin in Werbeagenturen, später selbstständige Grafikerin und Illustratorin für Verlage und Agenturen.
Ab 1996 verstärkt künstlerische Tätigkeit in München.
2001 Rückkehr nach Mittelfranken, lebt und arbeitet seit 2010 in Roth:
Eigensinnlich Atelier Susanne Heinrich (Malerei / Illustration)
91154 Roth/Bernlohe, Dahlienstraße 18
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Ausstellungen (Auswahl)
2002 Reitstadel, Neumark/Oberpfalz
Haus der Bayerischen Wirtschaft, München
2003 Eigenausstellung im Atelier Eigensinnlich im Rahmen von EuroArt/artistsvillages
Spielbank Feuchtwangen
2006 August Horch Lounge, Lehengütingen
2010 Kunstschranne Weißenburg
Stadtturm Höchstadt/Aisch
2012 Seckedorffschloss Roth
2013 Markgrafenschlösslein, Georgensgmünd
2014 Kakuze Katzwang
2015 Rathaus Rednitzhembach
2016 Weißenburger Kunsttage
Liebe Frau Heinrich,
Ihre Bilder in der Schrannenhalle Weißenburg haben mich auf Ihre Website gelotst und nun lese ich ungewöhnliche Sichtweisen: „Der wahre Erfolg besteht darin, anzukommen im Menschsein. Fähig zu sein, Liebe zu geben und zu empfangen. Wenn das gelingt, wird der berufliche Erfolg nicht mehr für den eigenen Selbstwert benötigt. Dann ist die Qualität des eigenen Denkens das Erfolgsziel“.
Ich habe oft über Ihre so wunderbar einfachen Sätze nachgedacht. Ankommen im (beglückenden) Menschsein hat wohl letztlich mit der Fähigkeit zum Geben und Empfangen von Liebe zu tun. Aber was ist Liebe ? Das sich Einlassen auf ein anderes Individuum ? Für mich war der familiäre, berufliche und gesellschaftliche Erfolg immer das zentrale Ziel meines Lebens und nun lese ich, dass das eigene Denken bzw. „die Qualität des eigenen Denkens“ unter den genannten Voraussetzungen das Erfolgsziel ist.
Nach einer gescheiterten Ehe sind das hilfreiche Worte. Wie gut zu wissen, dass es Menschen wie Sie es offenbar sind, gibt.
Haben Sie herzlichen Dank !
Matthias Staschull.