
Cross-over von Oper bis Klezmer
„Noch auf der Heimfahrt waren wir immer noch so beschwingt wie über das ganze wunderbare Konzert“, schwärmte ein Ehepaar aus dem Nachbarlandkreis Cham – und das hatte den Weg zum historischen Schlosssaal Neunburger bestimmt nicht bereut. Denn dort gab es ein nicht alltägliches Instrumental-Setting zu bestaunen: Vier Damen, vier Klarinetten! Cantarina Clarinete Prag – ein gelungener Coup, der dem Kunstverein Unverdorben am Kirchweihsamstag, 18. Oktober im Rahmen des laufenden 13. Neunburger Kunstherbst gelungen war…
Das Quartett aus der Goldenen Stadt mit Hana Bahniková (Gesang/Klarinette), Jana Cernohouzová (Klarinette), Jana Lahodná (Klarinette) und Vera Kestránková (Bassklarinette) führten ein polyglottes Crossover-Programm aus der Alten und der Neuen Welt mit in ihrem Gepäck. Heißes südländisches Temperament entfachte schon der Auftakt mit dem Opernklassiker „Carmen“ von Georges Bizet mit der Ouvertüre (arrangiert von David Silva Monje) und die Aragonaise (arrangiert von Marco Mazzini). Nach der Humoreske, ein „Ohrwurm“ des böhmischen Spätromantikers Antonin Dvorák, folgten zwei Klassiker der Moderne: Drei rumänische Volkstänze von Bela Bartok und die „Brazileira“ aus der Scaramouche-Suite von Darius Milhaud. Zum Abschluss des ersten Konzertteils tauchten die „Singenden Klarinetten“ in die Welt des Musicals ein. Und Hana Bahniková als Solo-Vokalistin legte Ehre für den Gruppennamen ein, als sie den Welt-Hit „Memory“ aus Andrew Lloyd-Webbers „Cat“ stimmlich souverän gestaltete. Danach schickte ein vor Lebenslust schier überbordendes „America“ aus der West Side Story von Leonhard Bernstein die Zuhörerschaft in die Pause.
Im zweiten Programmteil dieses lange noch nachhallenden Konzertabends wandte sich das Damen-Quartett den Sparten Pop und Latin zu, jazzte das Stimmungsbarometer im Schlosssaal hoch und schlug den Bogen zu Klezmer. Der im Nachbarland populäre zeitgenössische Komponist Jaroslav Jezek war auf der Play-List mit zwei Swing-Titeln – „Carioca“ und Bugatti Step (arrangiert von Petr Kaspar) vertreten. Die rhythmische Parforce-Jagd ging weiter mit „Lebedik un Freylach“, „Rebn’s Tanz“ und „Freylacher Bulgar“ aus dem Klezmer-Triptychon von Mike Curtis. Beim Leonard Cohen-Klassiker „Halleluja“ (arrangiert von Vera Kestránková) überzeugte auch der chorische Einsatz der Cantarina Clarinete. Zum finalen Höhepunkt dieser temparamentvollen Cross-over-Tour durch die Musikepochen zogen die Klarinetten-Damen nochmals zwei Trümpfe mit „Somewhere over the Rainbow“ (arrangiert von Zdenek Novák) und „Libertango“ von Astor Piazzola (arrangiert von Guido Arbonelli).

Der Schlussbeifall steigerte sich zu einem nicht mehr enden wollenden Jubel-Orkan. Dieser zwang die „Singenden Klarinetten“ noch zu zwei Zugaben auf die Bühne. Hana, Vera und die beiden Janas nutzten das gerne, um dem Wiener Walzerkönig Johann Strauß zum 200. Geburtstag zu huldigen – mit der „Tritsch Tratsch Polka“ und „Perpetuum mobile“. KVU-Vorsitzender Peter Wunder überraschte die Musikerinnen mit „Kunstverein Unverdorben“-Rebensaft und machte schon den Mund wäßrig für den nächsten Musik-Import aus der Tschechischen Republik: Am Samstag, 3. Januar 2026 gastiert das Westböhmische Symphonieorchester beim 11. Neunburger Neujahrskonzert mit einem Johann-Strauß-Jubiläumsprogramm in der Schwarzachtalhalle.
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VIDEOCLIP: „Somewhere over the Rainbow“ (Cantarina Clarinete Prag in Neunburg v. W.)


