Peter Unverdorben: Der Namenspatron lebt!

Der spätmittelalterliche Minnesänger Peter Unverdorben in vielen Farben, Formen und Facetten, dargestellt in Schülerarbeiten im Rahmen der Kreativ-Aktion 2015.

Der spätmittelalterliche Minnesänger Peter Unverdorben in vielen Farben, Formen und Facetten, dargestellt in Schülerarbeiten im Rahmen der Kreativ-Aktion 2015. Fotos: Alfred Grassmann

Mädchen und Burschen aus zwei Neunburger Schulen haben Peter Unverdorben, den gewaltsam zu Tode gekommenen Namenspatron unseres Kunstvereins, zu neuem Leben erweckt – durch viele inspirierte und hoch originelle Arbeiten im Kunsterziehungsunterricht.

Am Sonntag, 25. Oktober, 14 bis 16 Uhr, können die Schülerarbeiten zum Thema „Peter Unverdorben“ erstmals öffentlich im Kunstquartier, Im Berg 7, besichtigt werden. Sie sind das Resultat einer Kreativ-Aktion, welche der Kunstverein Unverdorben gemeinsam mit der Gregor-von-Scherr-Realschule und der Mittelschule Neunburg für den 3. Kunstherbst initiiert hatte.

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Ausstellung „Peter Unverdorben“ ist eröffnet…

Den Jugendlichen war zur Aufgabe gestellt worden, den im Neunburger Schiltenhilm-Turm eingekerkerten Minnesänger mittels diverser künstlerischer Stilmitteln aus der Versenkung des Spätmittelalters in die Gegenwart zurückzuholen. „Heute Abend versuchen wir Peter Unverdorben, den Namenspatron unseres Kunstvereines, eine Gestalt, ein Gesicht, eine Form zu geben“. Mit diesen Worten eröffnete Beate Seifert, 1.Vorsitzende des Kunstvereins Unverdorben die Vernissage am Donnerstagabend. „Ich bin begeistert, wie hervorragend  euch das  gelungen ist“, lobte sie die im Vereinsdomizil gezeigten Schülerwerke, „und ich bin begeistert von der Vielfältigkeit Eurer Malarbeiten, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen. Sogar kleine gemalene Geschichten findet man heute in diesen Räumen“. Des Weiteren beleuchtete die KVU-Vorsitzende  ausführlich den  historischen Hintergrund der Kreativ-Aktion 2015.

Das Geheimnis des Minnesängers

 Das Mittelalter – eine Epoche, von der uns der dichte Nebel der Jahrhunderte trennt und die dem Heute dennoch so nahe scheint.  Eine in sich zerrissene Epoche: Rohe Gewalt und tief empfundene Frömmigkeit, prunkvoller Reichtum und bittere Armut, vehemente philosophische Diskurse, einer kleinen Schicht von Gebildeten und die derbe Lust der breiten Volksmassen. Es ist die Zeit der Troubadoure und Minnesänger, gern gesehener Gäste an mittelalterlichen Fürstenhöfen, begabter Poeten, früher Verfechter der volkssprachlichen Dichtungen.  Was waren eigentlich Minnesänger ?  Die erste Bedingung für die Existenz von Minne, für das Singen von Minneliedern ist die höfische Umgebung, der prächtige, kultivierte Hof eines Königs, eines Herzogs oder eines mächtigen Grafen. Nur in dieser Umgebung und nur zwischen den Angehörigen der kleinen gesellschaftlichen Elite, die im 12. und 13. Jahrhundert zur „höfischen“ Gesellschaft zu rechnen ist, ist die Minne überhaupt möglich.  Für die breite Masse der Bevölkerung steht sie außerhalb jeder Erfahrung. Minne, das ist Liebe und Leid, das Leid eben der unerfüllten Liebe und die beiden Elemente sind untrennbar miteinander verbunden.

 Wer war  Peter Unverdorben?

Er ist ein idealer Ritter, tapfer und wohlerzogen und gilt als einer der besten Minnesänger seiner Zeit. Ein schöner Mann, der für die Künste lebt, für die Musik und dem gesungenem Wort. Seine „Art“ Leidenschaft, Liebe , Sehnsucht, heimliche Verehrung und Verlangen zum Ausdruck zu bringen. Und eben diese Leidenschaft gibt er zum Besten, eines Tages in der Festhalle der herzoglichen Burg.  Aber was wurde ihm nun zum Verhängnis? Warum rankt sich so ein Geheimnis um ihn? Eingekerkert im Turm des Schiltenhelm zu Neunburg vorm Wald, dahingeschieden und nichts mehr ward von ihm gehört.

Was ist geschehen?   In seinem Lied, verfasst voller Pein, schildert er sein tragisches Dasein. Noch besang er die Schönheit und Tugend seiner wohlgeborenen Herrin und erntet den verstohlenen Dank seiner Holden und den geballten Zorn seines Herzogs…seines Fürsten.  Unverblümt, wissend sich um Kopf und im wahrsten Sinne des Wortes, Kragen zu singen, tut er es. Mit Mut und Courage begibt er sich in seinen Traum, die Verehrende zu besingen und ihr seine ganze Wertschätzung darzubringen.   Ob es so war……mag sein. Vielleicht war es ganz anders. Wir wissen es nicht. An diesem Abend soll er nun geehrt werden, dieser  geheimnisumwitterte Mann. Der Mann, der so für die Liebe sang, unverdorben und reinen Herzens:

…das mir min herz nit breche,

got gesegen dich, sunn got gesegnen dich, mon!

got gesegen dich, schönes lieb, wa ich doch hon!

Ich muß mich von dir schaiden.

 ….das mir mein Herz nicht breche,

Gott segne Dich, Sonne, Gott segne Dich, Mond!

Gott segne Dich, meine schöne Liebe, die mir wert,

Ich muss nun von Dir scheiden.

 Evi Schmid, eine Aktive der historischen Musikgruppe „Kelch“ im Neunburger Festspielverein, bereicherte die Vernissage mit ihrem Vokalvortrag des historisch überlieferten Liedes von Peter Unverdorben. Die Präsentation übernahmen Pia Marie Stegerer, Anna Kiener und Franzi Walbrun (Realschule) sowie Sarah Dahlem und Tringa Buzhala (Mittelschule). LogoNENKunstherbst430Im Beisein von 1. Bürgermeister Martin Birner, 2. Bürgermeisterin Margit Reichl, Altbürgermeister Wolfgang Bayerl, Staatssekretärin a. D. Marianne Deml, der Schulleiterinnen Diana Schmidberger und Irene Träxler sowie der beteiligten Kunsterzieherinnen wurde anstelle der vorgesehenen Einzelprämierung ein Geldbetrag in Höhe von jeweils 200 Euro von Schatzmeister Peter Wunder an die Schülervertreter ausgehändigt. Dazu gibt demnächst „Spezial-Unterricht“ mit den KVU-Mitgliedern Andras Ohla, Renata Heimerl, Tanja Lennert und Renate Ullmann in Kunsterziehungsklassen beider Schulen.

Die Ausstellung „Kreativ-Aktion Peter Unverdorben“ ist an den Sonntagen, 25. Oktober und 8. November jeweils von 14 bis 16 Uhr im Kunstquartier geöffnet. Sie endet am Dienstag, 10. November 2015.

Bei der Vernissage (v. re.) Bürgermeister Martin Birner, KVU-Vorsitzende Beate Seifert, RS-Direktorin Diana Schmidberger, Schülerinnen der RS und MS Neunburg, KVU-Schatzmeister Peter Wunder, MS-Rektorin Irene Träxler.

Bei der Vernissage (v. re.) BGM  Martin Birner, KVU-Vorsitzende Beate Seifert, RS-Direktorin Diana Schmidberger, Schülerinnen der RS und MS Neunburg, KVU-Schatzmeister Peter Wunder, MS-Rektorin Irene Träxler.

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