Kunstverein setzt Max Reger (tönendes) Denkmal in der Region

Ein Genie zwischen Spätromantik und Moderne

Komponist Max Reger (1873 - 1916) bei der Arbeit...

Komponist Max Reger (1873 – 1916) bei der Arbeit…

Die Idee, den am 19. März in Brand geborenen Lehrersohn Max Reger ein zumindest tönendes Denkmal zu setzen, reicht in das Gründungsjahr des Kunstvereins Unverdorben zurück. Im Januar 2011 gingen der gebürtige Neunburger Hans Richter (Chefdirigent der Smetana Philharmonie Prag) und der ehemalige Neunburger Lokalredakteur Karl Stumpfi (von 1. Bürgermeister Wolfgang Bayerl zum Klassikbeauftragten berufen) gemeinsam daran, eine fünfjährige Konzertreihe der klassischen Musik  für die noch in Bau befindliche Schwarzachtalhalle zu konzipieren. Eröffnet wurde die neue Kulturstätte bekanntlich am 14. Juli 2012 mit der Aufführung des Sinfonischen Zyklus „Ma vlast“ (Mein Vaterland) von Bedrich Smetana anlässlich der 30. Jubiläums-Spielzeit des historischen Festspiels „Vom Hussenkrieg“ in der Stadt Neunburg vorm Wald.

Das Jahr 2016 war von Beginn an fest verplant worden – mit einem Gedenkkonzert anlässlich des 100. Todestages von Max Reger.  Ihm, dem Musik-Genie zwischen Spätromantik und Moderne, sollte die Aufführung seines wohl populärsten Orchesterwerks Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132 eben jenes Denkmal in der Region errichtet werden. Dass am 23. April 2016 dieser Wunsch in die klingende Tat umgesetzt werden konnte, darf jedoch der Neunburger Kunstverein Unverdorben mit Fug und Recht sich an die Fahne heften. KulturfondBYDenn der KVU sprang als Veranstalter in die Bresche, als es im Vorjahr um nichts Geringeres als die Fortsetzung der Klassik-Konzertreihe in der Schwarzachtalhalle ging. Entscheidend waren die Förderzusagen durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des Bayerischen Kulturfonds. So geriet das Sinfonische Frühlingskonzert ’16 zu einer echten kulturellen Pioniertat im ländlichen Raum der Mittleren Oberpfalz: Regers „Mozart-Variationen“ op. 132 in Kombination mit W. A. Mozarts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-moll KV 466 (Solist: Costin Filipoiu) und Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 („Prager“) mit den Prager Smetana Philharmonikern unter Leitung von Chefdirigent Hans Richter.

Karl Stumpfi, KVU

Karl Stumpfi, KVU

Auf dessen persönlichen Wunsch hielt Karl Stumpfi nachfolgende kurze Einführung in die „Mozart-Variationen“:

Am 11. Mai des Weltkriegsjahrs 1916 starb Max Reger, der wahrhaft große Komponist aus der Oberpfalz. Er wurde nur 43 Jahre alt. Die tödliche Herzattacke ereilt ihn in einem Leipziger Hotelzimmer, reißt ihn jäh aus einem extrem schaffensreichen Leben.

Es ist mehr Vorahnung denn Zufall, dass Reger in seinem letzten großen Orchesterwerk die Begegnung mit Mozart sucht und dem größten Musikgenie aller Zeiten mit seinem Opus 132 gleichsam auf Augenhöhe gegenüber steht. Hochgreifend wählt Reger eben jenes A-Dur-Thema, welches der Salzburger Meister selbst im  Kopfsatz der Klaviersonate KV 331 mehrfach variiert hat.

Den Beginn, das Andante grazioso, hat unser Workshop-Ensemble quasi als Ouvertüre zu unserem Frühlingskonzert schon erklingen lassen. Das Mozart-Thema wird zuerst von den Holzbläsern, dann von den Streichern exponiert. Darauf lässt der Oberpfälzer Komponist seine acht Varitationen des A-Dur-Themas folgen:

VARIATION 1 behält das Andante-Tempo bei und gibt sich rein figurativ, d.h. sie interpretiert das Thema in verschiedenen Facetten.

VARIATION 2 bringt die erste Steigerungswelle, während Rhythmus und Themenkern beibehalten werden.

VARIATION 3 beschleunigt das Tempo und versetzt das Geschehen nach Moll.

VARIATION 4  ist ein Scherzo im Zweivierteltakt.

VARIATION 5 ist ein dahinhuschendes Presto, das sich am weitesten vom Mozart-Thema entfernt und sich bis in Grenzbereiche der Tonalität wagt.

Hier offenbart sich die Bedeutung des Komponisten Regers als schöpferische Kraft zwischen Spätromantik und Moderne. Paul Hindemith schätzte ihn sehr. Von Arnold Schönberg stammt der Ausspruch: „Reger muss meines Erachtens viel gebracht werden. Erstens, weil er viel geschrieben hat. Zweitens: Weil man immer noch nicht Klarheit über ihn besitzt“.

VARIATION 6 bewegt sich wieder auf das Mozart-Thema zu, verbreitert den Ablauf und vereinfacht den Rhythmus.

VARIATION 7 greift wieder auf das Hauptthema Andante grazioso zurück, Celli und Hörner übernehmen das Thema, während Geigen und Soloflöte zarte Schlusswendungen setzen.

VARIATION 8 meditiert im Adagio-Tempo frei über Elemente des Mozartschen Themas und setzt einen Ruhepunkt vor der ausgedehnten

FUGE als krönenden Abschluss des Werks: Die lässt nach kontrapunktischen Winkelzügen aller Art das Mozart-Thema mit Pauken und Trompeten fortissimo in ein klangprächtiges Finale münden.

Max Reger sah sich Zeit seines Komponistenlebens oft Vorhaltungen ausgesetzt, seine Orchesterwerke gerieten zu akademisch, zu komplex, zu sperrig. Er konterte diese Kritik elegant, als er über sein Opus 132 folgendes schrieb: „Ich kann doch nicht immer schweren Bordeaux trinken –  so ein klarer Mosel ist doch auch sehr schön!“

(Quellen: „Welt der Musik“ (Propyläen-Verlag) und „Orchesterwerke vom 17. Jhd. bis in die Gegenwart“ (herausgegeben von Attila Csampai und Dietmar Holland).

Die Smetana Philharmoniker unter Leitung von Hans Richter bei der Aufführung von Max Regers "Mozart-Variationen" am 23. April 2016 in der Neunburger Schwarzachtalhalle. Foto: Udo Weiß, NT

Die Smetana Philharmoniker Prag unter Leitung von Hans Richter bei der denkwürdigen Aufführung von Max Regers „Mozart-Variationen“ am 23. April 2016 in der Neunburger Schwarzachtalhalle. Foto: Udo Weiß, NT

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Vorschau im MZ-Kulturteil vom 20. April 2016 als PDF:

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Vorschau im MZ-Lokalteil vom 01. April 2o16 als PDF:

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Bericht im MZ-Lokalteil vom 25. April 2016 als JPG:

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Bericht im NT-Kreisteil SAD v. 27. April 2016 als JPG:

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