Die Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog „Die letzten Tage der Menschheit“ des österreichischen Satirikers Karl Kraus (*1847 +1936) ist eine der wichtigsten literarischen Reaktionen auf den Ersten Weltkrieg. Er selbst hielt diese Collage aus Originalzitaten und satirischen Kommentaren in über 200 Szenen für unspielbar.
Die Aufführung des Dramas sei deshalb einem Mars-Theater zugedacht. Der Autor lässt in diesem monumentalen Stück Hunderte von Gestalten, erfundene und historische, zu Wort kommen. Angefangen von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo am 28. Juni 1914, endend mit dem Untergang der Welt, führt das Stück kreuz und quer durch die K.u.K. Monarchie und über dessen Grenzen hinaus. Mehr als ein Drittel des Textes hat der Dichter aus Zeitungsmeldungen, militärischen Tagesbefehlen, Verordnungen, Gerichtsurteilen, Anzeigentexten und Gedichten zusammengetragen. Karl Kraus wird mit diesem Werk zum Ahnherrn des dokumentarischen Theaters, welches vor allem durch seine verleiht diesem Werk eine große Authentiztät beeindruckt.
Längst hat sich in der Theaterpraxis durchgesetzt, das große Drama nicht auf der Bühne zu stemmen, sondern in Lesungen, sozusagen in homöpathischen Dosen, dem Publikum darzubieten. Aber auch eine sehr reduzierte Auswahl der über 200 Szenen macht deutlich, dass die letzten Tage der Menschheit mehr sind als nur ein Stück gegen Militarismus. Die letzten Tage der Menschheit sind ein Plädoyer für Humanismus und Toleranz. Ein Plädoyer für das, was eine Zivilgesellschaft ausmacht: Anerkennung der Anderen, Wertschätzung, Respekt und Empathie.
Im Rahmen einer Themenwoche „Erster Weltkrieg“ hatte der Kunstverein Unverdorben im Neunburger Kunstherbstes 2014 im Pfarrsaal St. Georg eine Bearbeitung für Lesetheater präsentiert.
Sie enthielt ausgewählte Szenen des Vorspiels und der Akte 1 bis 3. Der zweite Teil des Karl-Kraus-Lesetheaters knüpft mit rund 20 Szenen der Akte 4 und 5 unmittelbar an. Den Rezitatoren-Part übernehmen, wie schon vor zwei Jahren, Karl Stumpfi und Wolfgang Huber. Auch bei den Couplets können die Veranstalter wieder auf eine bewährte Kraft zurückgreifen: Jürgen Zach vom Kunstverein Unverdorben interpretiert zwei Original-Lieder aus der Feder von Karl Kraus, nämlich sein „Lied von der Presse“ und Kaiser Franz Josephs resignatives „Mir bleibt doch nichts erspart“. Die Orgelpräludien übernimmt Matthias Eckel-Binder von der Evangelischen Kirchengemeinde.
Der Eintritt ist frei. Die Spenden des Abends kommen dem laufenden Orgelsanierungsprojekt der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde zugute.
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MEDIEN-ECHO
Vorschau in der Tageszeitung „Der Neue Tag“ als jpg-Datei: