Im Rahmen des Projekts „Lost Traces – Europäisches Kulturerbejahr 2018“ in der Spitalkirche veranstaltet der Kunstverein Unverdorben am 26. September, 19 Uhr, eine Lesung mit Musik: „1918 – Die letzte Nacht“.

Wolfgang Huber (rechts) und Karl Stumpfi lesen aus „Die letzten Tage der Menschheit“ (Teil II im Neunburger Kunstherbst 2016, evangelische Versöhnungskirche). Foto: Tanja Kraus
Der abschließenden dritte Teil des Karl-Kraus-Lesetheaters „Die letzten Tage der Menschheit“
ist eine Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren. Die Rezitatoren Karl Stumpfi, Journalist aus Neunburg v. W., und Wolfgang Huber, Sprachwissenschaftler aus Nittenau, lesen aus Texten von Karl Kraus, Georg Trakl und Erich Maria Remarque. Der Neunburger Musiker Jürgen Zach (Gitarre und Gesang) umrahmt den Literaturabend mit Chansons über Krieg und Frieden. Eintritt ist frei, Spenden für den Kunstverein sind erbeten.
Im Rahmen einer Themenwoche „Erster Weltkrieg“ hatte der Kunstverein Unverdorben 2014 im Pfarrsaal St. Georg eine Bearbeitung des Endzeitdramas von Karl Kraus für Lesetheater präsentiert.
Sie enthielt ausgewählte Szenen des Vorspiels und der Akte 1 bis 3. Der zweite Teil folgte im Kunstherbst 2016 in der evangelischen Versöhnungskirche mit rund 20 Szenen der Akte 4 und 5. Teil 3 des Lesertheaters rückt den Epilog „Die letzte Nacht“ in den Mittelpunkt. Angereichert wird das Programm mit einer Lesung aus dem Schlusskapitel des Romans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque und Gedichten des österreichischen Lyrikers Georg Trakl („Grodek“).
Im musikalischen Teil begegnen die Zuhörer zwei Originaltexten und –vertonungen aus der Feder von Karl Kraus, nämlich das „Lied von der Presse“ und das „Weltkriegs-Couplet“, interpretiert von Jürgen Zach. Das Friedenschancon „Die Antwort der Blumen“ des Liedermachers Klaus Hoffmann lässt sowohl die musikalische Lesung „1918 – Die letzte Nacht“ als auch den dreiteiligen Karl-Kraus-Zyklus ausklingen.
Die Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog „Die letzten Tage der Menschheit“ gilt als eine der wichtigsten literarischen Reaktionen auf den Ersten Weltkrieg. Der Autor lässt in diesem monumentalem Stück Hunderte von Gestalten, erfundene und historische, zu Wort kommen. Mehr als ein Drittel des Textes hat der Dichter aus Zeitungsmeldungen, militärischen Tagesbefehlen, Verordnungen, Gerichtsurteilen, Anzeigentexten und Gedichten zusammengetragen.
Längst hat sich in der Theaterpraxis durchgesetzt, das große Drama nicht auf der Bühne zu stemmen, sondern in Lesungen dem Publikum darzubieten. Aber auch eine reduzierte Auswahl der über 200 Szenen macht deutlich, dass „Die letzten Tage der Menschheit“ mehr sind als nur ein Stück gegen Militarismus. Vielmehr sind sie ein Plädoyer für Humanismus und Toleranz. Also für das, was eine Zivilgesellschaft ausmacht: Anerkennung der Anderen, Wertschätzung, Respekt und Empathie.

Musikalische Lesung „Die letzten Tage der Menschheit“, Teil I, Neunburger Kunstherbst 2014, im Kath. Pfarrsaal St. Josef. Foto: Alfred Grassmann
MEDIEN-ECHO
Bericht in der Tageszeitung „Der Neue Tag“/ Ausgabe SAD, v. 24. 9. 2018 als jpg-Datei:
Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung, Ausgabe SAD, v. 22. 9. 2018 als jpg-Datei: