1. Brahms-Klavierkonzert und 9. Dvořák-Symphonie

Zwei „Blockbuster“ der klassischen Musik

Für das Doppeljubiläum „10 Jahre Kunstverein Unverdorben“ und „10. Neunburger Kunstherbst“ ist den KVU-Verantwortlichen „ein Hochglanz ausstrahlendes Programm“ lieb und teuer. Für das Kultur-Highlight par excellence, die Neunburger Klassik-Gala 2. Oktober 22, fährt sie zwei Orchesterwerke auf, die man ohne Übertreibung als „Blockbuster“ der klassischen Musik bezeichnen kann: das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 von Johannes Brahms und die Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Aufgeführt werden sie in der Schwarzachtalhalle von Solist Alexander Maria Wagner (Klavier) und der Vogtland-Philharmonie mit über 50 Instrumentalisten unter Leitung von Dirigent Reinhold Mages. Nachfolgend stellen wir diese beiden Werke vor.

Johannes Brahms (1833 - 1897), als er in den Jahren 1854 - 58 an seinem ersten Klavierkonzert arbeitete.

Johannes Brahms (1833 – 1897), als er in den Jahren 1854 – 58 an seinem ersten Klavierkonzert arbeitete.

JOHANNES BRAHMS: KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 1 d-moll op. 15

Am Morgen des 8. Februar 1855 schrieb der 22-jährige Johannes Brahms an Clara Schumann:“Ich träumte heute nachts, ich hätte meine verunglückte Symphonie zu meinem Klavierkonzert benutzt und spielte dieses. Vom ersten Satz, Scherzo und Finale furchtbar schwer und groß. Ich war begeistert“. Die Idee, eine geplante Sonate für zwei Klaviere zunächst zur Symphonie und dann zum „Concert für das Pianoforte mit Begleitung des Orchesters“ umzuarbeiten, kam sozusagen über Nacht. Allerdings dauerte es noch bis Anfang 1859, bis das Werk nach weiteren Umarbeitungen endlich reif für seine Uraufführung war. Am 22. Januar war es im Königlichen Hoftheater Hannover soweit. Der junge Komponist übernahm den Solopart am Flügel, sein Förderer Joseph Joachim dirigierte. Die gewaltige Dimension des Werks mit einer Aufführungsdauer von ca. 50 Minuten irritierte das Publikum. Der Pianist hat hohe technische Anforderungen zu bewältigen, ohne dabei als Solist glänzen zu können. Denn Brahms verzichtet auf jede oberflächliche Virtuosität. Außerdem gibt es lange Passagen, in denen entweder das Klavier das Orchester begleitet statt andersherum, oder das Orchester sogar allein spielt. Heute zählt dieses monumentale erste Brahms-Konzert zu den meistgespielten der spätromantischen Klavierliteratur.

Formal gesehen ist an diesem Werk zunächst nichts Ungewöhnliches. Die klassische Dreisätzigkeit gliedert sich in einen Kopfsatz, der etwa so viel Spielzeit einnimmt wie die beiden anderen zusammen. Der Kopfsatz steht in Sonatenform mit zwei kontrastierenden Themen, das Adagio ist ein weitgehend schlichter, liedartiger Gesang, und als Finale folgt ein Rondo. Das ist alles auch bei Beethoven und Mozart üblich. Vielmehr ist es die schicksalhafte Größe dieses ersten thematischen Gedankens, mit welchem der Kopfsatz „maestoso“ in kraftvollen Schritten und düsteren Trillern anhebt. Die Einleitung beginnt mit einem Orgelpunkt d in den Bässen und einem drohend auf- und abschwelllenden Paukenwirbel, der durch einen B-Dur-Sextakkord ergänzt wird. Zu diesem unerbittlich hart zupackendem Thema, das den Zuhörer in den Bann schlägt, gesellt sich ein lyrisches Seitenthema, bevor das herbe Schicksalsthema wiederkehrt. Nachdem der elementare Ausbruch des Orchesters pianissimo verklungen ist, setzt das Klavier ein. Es entfaltet sich, begleitet nur von leisen Pizzicatos und Tupfern von Trompeten, Hörner und Pauken, entfaltet sich piano und espressivo der versöhnliche lyrische Gedanke. Die Durchführung setzt mit leidenschaftlichen Oktavengängen des Klaviers ein, die dunklen Gewalten gewinnen wieder Oberhand. Der Höhepunkt des Kopfsatzes wird mit der Wiederkehr des mächtigen Hauptthemas erreicht, diesmal im Fortissimo des Klaviers, untermalt vom donnernden Wirbel der Pauke.
Auf diesen von innerer Leidenschaft durchglühten ersten Satz folgt als denkbar größter Gegensatz ein Adagio mit seiner Innigkeit und weihevoller Abgeklärtheit.
In seinem Autograph hatte Brahms unter den ersten fünf Takten die Worte „Benedictus qui venit in nomine domini“ gesetzt („Gelobt sei der, der im Namen des Herrn kommt“. Manche sehen hierin eine Hommage an den verstorbenen Robert Schumann. Das Orchester stellt ein D-Dur-Thema vor, das das Klavier in abgewandelter Form aufgreift. Insgesamt ist dieser zweite Satz ein Dialog zwischen Orchester und Klavier. Im Verlauf dessen wird das Eingangsthema immer weiter entwickelt. Es ist ein friedvoller Hymnus, der sich zu erhabener Größe steigert, um endlich in einem sphärischen Pianissimo zu verklingen. Der Finalsatz beginnt unmittelbar mit dem Hauptthema, das vom Klavier allein vorgetragen wird. Dieses ungarisch angehauchte Rondo mit seiner kräftigen Synkope zu Beginn bringt neben zwei lyrischen Zwischenspielen auch zwei Fugatoteile. Sie zeigen das bei Brahms schon früh ausgeprägte Interesse für barocke Formen, ein zu seiner Zeit durchaus ungewöhnliches Hobby. Kämpferisch, fast trotzig ist der Grundcharakter dieses Finales. Der kraftvollen Kadenz quasi Fantasia folgt der gelöste Schlussteil in D-Dur. Nach einer neuerlichen Kadenz endet er in Doppeltrillern in beiden Händen und fanfarenartiger Verkürzung des Hauptthemas in triumphaler Größe.

Orchesterbesetzung des 1. Klavierkonzerts von Johannes Brahms: Streicher (1. und 2. Violinen, Bratschen, Violoncelli, Kontrabässe), 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte; 2 Trompeten, 4 Hörner und Pauken.

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Antonín Dvořák (1841 - 1904) während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.

Antonín Dvořák (1841 – 1904) während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.

ANTONIN DVORAK: SYMPHONIE NR. 9 e-moll op. 95 „AUS DER NEUEN WELT“

Als Antonín Dvořák 1882 amerikanischen Boden betrat, um der Berufung zum Direktor des National Conservatory of Music of America Folge zu leisten, war er bereits ein weltberühmter Komponist. Zu Beginn seiner Laufbahn zählte auch der um acht Jahr ältere Johannes Brahms zu seinen Förderern. Mit der 9. Symphonie, die während seines dreijährigen Amerika-Aufenthalts entstand, schuf Dvořák wohl sein populärstes sinfonisches Werk. Der Kopfsatz Adagio – Allegro molto beginnt mit einer elegischen langsamen Einleitung, die ungemein differenziert instrumentiert ist. Das Hauptthema setzt im Horn Allegro molto ein, das von der Oboe, den Streichern und schließlich fortissimo vom ganzen Orchester aufgegriffen wird. Die zweite Themengruppe in den Flöten und Oboen geht auf eine indianische Tanzweise zurück: „Swing low, sweet chariot“, die aber von Dvorak vollends ins böhmische Kolorit übertragen wird. Als Nachsatz erscheint eine Flötenmelodie, die sich nach G-Dur wendet und in ihrer eigenwilligen Rhythmisierung gleichfalls darauf schließen lässt, dass hier Antonín Dvořák eine indianische Weise in sein angestammtes Ideom übertragen hat.
Der zweite Satz, ein Largo in Des-Dur, soll durch Dichtungen von Longfellow („Hiawatha“) angeregt worden sein. Er ist in großer dreiteiliger Form gehalten. Nach einleitendem Bläserchoral und Streichervorspiel, beginnt eine traurige, wie von Heimweh gefärbte Kantilene des Englischhorns. Der bewegtere Mittelteil baut sich über cis-moll auf, führt zu dramatischen Steigerungen und mündet zurück in die Schalmeien-Melodie, die langsam in den Streichern verebbt. Mit Triangelgeläut und harten Akkorden setzt das wild bewegte Scherzo ein Dem stürmischen Hauptgedanken stehen zwei Trios gegenüber: das erste mit einer melancholischen e-moll-Melodie der Holzbläser, das zweite als ein derber böhmischer Tanz in C-Dur. Das Grundmotiv meldet sich nach der Reprise mit drohendem Unterton.
Das Finale (Allegro con fuoco) ist von einer mitreißenden Dynamik geprägt. Schmetternd wird er mit einer glanzvollen Trompetenmelodie eröffnet. Vom vollen Orchester wird das marschartig energetische Hauptthema vorgetragen, das pathetisch von der Neuen Welt kündet. Das zweite Thema in den Klarinetten dagegen drückt Antonín Dvořák Sehnsucht nach seinem Vaterland aus. Wieder bricht sich das Hauptthema seine Bahn. Nach einer vielgliedrigen Reprise mündet Dvořáks letzte Symphonie in eine verklärende Stretta. Der Satz wird mit einigen Akkorden beendet, von denen der letzte von den Bläsern gehalten wird, was statt eines abrupten Endes ein langsames Verklingen herbeiführt.
Die Weltpremiere der 9. Symphonie „Aus der Neuen Welt“ spielten am 16. Dezember 1893 die New Yorker Philharmoniker in der Carnegie Hall in New York unter Leitung von Dirigent Anton Seidl. Der Komponist schrieb über die Uraufführung: „Die Zeitungen sagen, noch nie hatte ein Komponist einen solchen Triumph. Die Leute applaudierten so viel, dass ich mich aus der Loge wie ein König bedanken musste“. Auf dem europäischen Kontinent fand die Erstaufführung am 20. Juli 1894 in Karlsbad statt.

Orchesterbesetzung der 9. Symphonie von Antonín Dvořák: Streicher (1. und 2. Violinen, Bratschen, Violoncelli, Kontrabässe), 2 Flöten (2. Flöte auch Piccoloflöte), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten in A, 2 Fagotte, 4 Hörner in E, C und F, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Triangel und Becken.
(Quellen: Concerti.de; wikipedia; Knaurs Konzertführer)

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NEUNBURGER KLASSIK-GALA 2. OKTOBER 2022, 19 Uhr, Schwarzachtalhalle

Orchester: Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach; Werke von Brahms und Dvořák

Dirigent: Reinhold Mages

Solist: Alexander Maria Wagner, Klavier

Eintritt: 45 € / 40 € / 35 € – Schüler, Studenten, Auszubildende frei (Ausweis, Bescheinigungen etc. mitbringen!)

Kartenbestellung (bis einschließlich 30. 9.) unter E-Mail www.schwarzachtalhalle@stadtwerke-neunburg.de; Tel. 09672 / 9208 514 (Rosa Schafbauer)

Restkartenverkauf/Abendkasse: Ab 18 Uhr im Foyer der Schwarzachtalhalle

Konzertbeginn: 19 Uhr, ca. 20 Minuten Pause, Ende gegen 21.30 Uhr.

Es gelten die aktuellen Corona-Regeln nach dem Infektionsschutzgesetz. Pressehinweise beachten!FL-Klassikkonzert2204-02-1

LARS VOGT ERKLÄRT BRAHMS: 1. Klavierkonzert d-moll op. 15

Link zu Youtube:

DVORAK’s SYMPHONIE „AUS DER NEUEN WELT“: Finale (Allegro con fuoco)

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