Ladynskaya & Skiba spielen in der Versöhnungskirche

Eine assoziative, bildstarke Performance

KriegundFrieden23Eine Exil-Russin, Theaterregisseurin, geboren in Sankt Petersburg und ein aus dem Donbas stammender Ukrainer, Film- und Theaterschauspieler, machen gemeinsame (Theater)Sache, stehen gemeinsam auf der Bühne. Ihr Thema ist selbstredend der Krieg. Doch ebenso geht es in ihrer Performance um Frieden. Nach einer Aufsehen erregenden, viel diskutierten Premiere am 29. und 30. Juli in der Regensburger Neupfarrkirche kommen Katja Ladynskaya und Konstantin Skiba nun auch zum Neunburger Kunstherbst: Am Sonntag, 15. Oktober, 19 Uhr, treten sie in der Versöhnungskirche auf.
In der Zeit vom 11. bis 31. Oktober zeigt die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde die Ausstellung „Barriere:zonen“ in der Versöhnungskirche, Bahnhofstraße (täglich zwischen 9 bis 18 Uhr geöffnet). „Konflikte und Kriege werfen einen langen Schatten. Sie hinterlassen körperlich und seelisch Versehrte. Sie rauben Leben, Zukunft und Hoffnung“, heißt es im offiziellen Ausstellungstext über „Barriere:Zonen“. Portraitiert werden Menschen, deren Schicksal ein Konflikt prägt oder bestimmt hat. Manche der Kriege sind seit Jahrzehnten vorbei, andere fordern noch immer neue Opfer. Die Portraitierten kämpfen als Menschen mit Behinderung um ein würdiges Leben. Jeden Tag aufs Neue. Im Gaza-Streifen, im Flüchtlingslager im Kongo, in der Ukraine, in den Dörfern von Uganda, Vietnam und Laos. Aber auch als Flüchtling in Deutschland und als Kriegstraumatisierter in den USA. Ihre Lebensbereiche sind Zonen voller Barrieren. So manche konnten sie schon überwinden. Andere werden noch viel Kraft fordern.
Die Portraits geben Mut, andere stimmen traurig. Eines haben sie gemeinsam. „Sie alle fordern Respekt ein“, sagt Journalist und Fotograf Till Mayer. Der Autor der Ausstellung berichtet seit vielen Jahren über Menschen mit Behinderung in Konflikten und Kriegen.
Der zweite Beitrag zu diesem Themenkomplex geht am Sonntag, 15. Oktober, 19 Uhr, in der evangelischen Versöhnungskirche über die Bühne. Speziell für die Evangelische Bildung Ostbayern hat die russischstämmige Theaterregisseurin Katja Ladynskaya eine Theater-Performance zum Thema Krieg und Frieden entwickelt. Grundidee dieser knapp einstündigen Performance mit den Darstellern Katja Ladynskaya und Konstantin Skiba: Der Krieg in der Ukraine tobt weiterhin – und dies ist bei weitem nicht der einzige Krieg unserer heutigen Zeit.
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„Menschen führen Krieg, weil ihnen ein zerstörerisches Bedürfnis innewohnt“, zitiert MZ-Kritiker Peter Geiger in seiner Premierenbesprechung Albert Einstein.
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Wie kommt es dazu, dass wir trotz des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts das friedliche Miteinander immer noch nicht gelernt haben? Dieser und vielen damit verbundenen Fragen widmet sich die Performance.Sie will anregen zu hinterfragen und zu ergründen, warum es noch immer Kriege gibt und was in unserer Verantwortung liegt, etwas dagegen zu unternehmen.

Regisseurin und Autorin Katja Ladynskaya. Foto: Christina Iberl

Regisseurin und Autorin Katja Ladynskaya. Foto: Christina Iberl

Katja Ladynskaya wurde 1994 in St. Petersburg geboren. Sie ist als freischaffende Regisseurin, Autorin, Performerin und bildende Künstlerin tätig. Ihre Inszenierungen waren in Coburg, München, Regensburg, Nürnberg, Fürth, Linz, Stuttgart, Hannover, Maßbach, Schweinfurt, Baden-Baden und Bremerhaven zu sehen. Sie ist zudem politisch aktiv und ein Teil der russischen Antikriegsbewegung. Sie hat März 2022 eine Russisch-Ukrainische Friedensbewegung gegründet, demonstriert und hält Vorträge in München und Regensburg.Kriegsdemo
In St. Petersburg veröffentlichte sie 2010 ihr erstes Buch 25 часов в сутки (25 Stunden pro Tag). 2011 zog sie nach Deutschland, wo sie vier Jahre später ihren Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München machte. Währenddessen arbeitete sie als freie Regieassistentin in München, machte dort eine Schauspielausbildung, spielte in diversen Stücken in der freien Szene mit und gab Improvisationskurse für Kinder. Sie agierte als Regisseurin und Schauspielerin in ihren selbstgeschriebenen Solostücken „Der Spiegel“ und „(UN)BEWUSST“, die ebenfalls in München aufgeführt wurden.
Während ihrer Hospitanz bei Martin Kušej am Residenztheater München schrieb sie 2016 einen Songtext für seine Inszenierung „Iwanow“. Im Rahmen ihres Regiestudiums an der Akademie für Darstellende Kunst Bayern 2016 bis 2020 inszenierte sie „Judas“ von Lot Vekemans, schrieb und inszenierte „Projections of Lulu“ – eine Overheadprojektor-Performance nach Wedekinds Drama sowie eine Komödie „Shakespeares Sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ sowohl indoor als auch Freilicht in Kooperation mit dem Kinderschutzhaus „Menschen in Not“. 2019 wurde Katja Ladynskaya mit dem Neumüller-Stipendium der Stadt Regensburg ausgezeichnet.
Ihr Kompagnon Konstantin Skiba ist ein ukrainischer Film- und Theaterschauspieler, er arbeitet auch als Videoproduzent. Skiba stammt aus dem Donbas, hat in Charkiw
studiert und ist vor dem Krieg aus seinem Heimatland hierher nach Deutschland geflüchtet.
Neunburgs evangelischer Pfarrer Gerhard Beck plant zurzeit noch einen dritten Beitrag neben der Foto-Ausstellung und der Krieg-und-Frieden-Performance. Viele der in der Ausstellung Portraitierten wurden von Handicap International unterstützt – in ihrem alltäglichen Kampf für ein aufrechtes Leben. Dazu wird es einen hybriden Vortrag mit dem Autoren Till Mayer im Gemeindesaal der Versöhnungskirche und im Netz geben. Termin: 9. Oktober, 18.30 bis 19.30 Uhr im Gemeindesaal und online. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 09672/91350 und auf der Homepage pfarramt@neunburg-evangelisch.de

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Premierenbesprechung der Krieg-und-Frieden-Performance vom 29./30. Juli 2023 in der Mittelbayerischen Zeitung als PDF-Datei:PerformanceKatjaL
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