2. Oktober: Klassik-Gala mit Filharmonie Hradec Králové

Dvořák, Smetana & Brahms auf dem Land

Ein spätromantisches Programm mit Werken von Antonin Dvořák, Bedrich Smetana und Johannes Brahms bringen die 63 professionellen Orchestermusiker der Philharmonie Königgrätz am 2. Oktober, 19 Uhr, in der Schwarzachtalhalle zum Klingen. Die Leitung hat Andreas Sebastian Weiser, von 2012 bis 2016 als Chefdirigent in Hradec Králové tätig.

Ein spätromantisches Programm mit Werken von Antonin Dvořák, Bedrich Smetana und Johannes Brahms bringen die 63 professionellen Orchestermusiker der Philharmonie Königgrätz am 2. Oktober, 19 Uhr, in der Schwarzachtalhalle zum Klingen. Die Leitung hat Andreas Sebastian Weiser, von 2012 bis 2016 als Chefdirigent in Hradec Králové tätig.

Vor zehn Jahren wurde der NEUNBURGER KUNSTHERBST aus der Taufe gehoben: Vom 26. September bis 25. November 2013 ging diese kulturelle Initiative des noch jungen Kunstvereins Unverdorben zum ersten Mal in der Pfalzgrafenstadt über die Bühne. Die zwei tragenden Säulen der Neunburger Festwochen haben bis heute Bestand und nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Die Internationale Kunstausstellung „Ahoi“ und die große Klassik-Gala setzen auf die alle Grenzen überwindende, Völker verbindende Kraft der Kultur. Fortsetzung folgt!
Nach dem Erfolg der „Beethoven-Nacht“ 2021 hat der Kunstverein Unverdorben die Filharmonie Hrádec Králové aus Tschechien auch für die Klassik-Gala 2023 engagiert. Dieses Fest der sinfonischen Musik findet seit Einweihung der Schwarzachtalhalle vor elf Jahren immer am 2. Oktober, Vorabend des Nationalfeiertags, statt. Willkommen sind alle Klassik-Liebhaber aus der Region. Die Programm-Auswahl lässt sich von der sich gut entwickelnden „Deutsch-Tschechischen Partnerschaft“ leiten und nimmt unmittelbar Bezug auf die enge Verbundenheit zwischen Johannes Brahms und Antonin Dvořák. Beide Komponisten liefern die Hauptwerke des Abends. So wie sich Schumann für den jungen Brahms eingesetzt hatte, förderte Brahms seinerseits den um sieben Jahre jüngeren Kollegen Antonin Dvořák. Auch hier entstand eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Komponisten. Die kunstvolle Verarbeitung der Themen in seinem sinfonischen Schaffen hat der Tscheche von seinem deutschen Mentor gelernt. Die fröhlichen volkstümlichen Melodien verdankt er dagegen seiner böhmischen Heimat.
Antonin Dvorak während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.

Antonin Dvorak während seines Amerika Aufenthalts von 1892 bis 1895.


Im März 1879 begann Antonin Dvořák mit der Komposition einer Orchestersuite mit böhmischen Volkstänzen. Das fünfsätzige Werk betont die Verschmelzung tschechischer Volksmusik mit westeuropäischer Musiktradition. Die so genannte Tschechische Suite D-Dur Opus 39 lässt in der Vorstellung des Hörers die blühende böhmische Landschaft entstehen. Einleitend erklingt ein pastorales Präludium, der zweite Satz bringt eine lustige Polka und der dritte Satz den Volkstanz Sousedska. Nach einer Romanze, in der Flöte und Englischhorn melodiös „flirten“, sorgt ein feuriger Volkstanz Furiant für das effektvolle Finale des rund 25-minütigen Werks.
Ganze zwölf Jahre lang hat Johannes Brahms mit der Herausforderung gerungen, in der Nachfolge des „Titans“ Beethoven etwas zur zentralen Gattung der Instrumentalmusik beizutragen. Er umging zunächst die Symphonie, schrieb zwei Orchesterserenaden Opus 11 und Opus 16 sowie die „Haydn-Variationen“ für Orchester Opus 56. Mit 43 Jahren legte Brahms endlich seine Symphonie Nr. 1 c-moll Opus 68 vor. Die „Zweite“ ging ihm dann weitaus leichter von der Hand. Inspiriert von einer Sommerfrische am Wörther See entsprang das Opus 73 einem wahren Schaffensrausch.
Johannes Brahms 1833 - 1897) ließ sich von einer Sommerfrische zu seiner 2. Symphonie inspirieren.

Johannes Brahms 1833 – 1897) ließ sich von einer Sommerfrische zu seiner 2. Symphonie inspirieren.

Der Brahms-Biograph Siegfried Kross konstatiert dieser in nur wenigen Wochen vollendeten Partitur «ein eigenartiges Flair des Hellen, Lichten, Melodiösen, das man anderswo in seinem Werk sonst nicht wiederfindet». Seine Bewertung bekräftigte die oft geäußerte Ansicht, bei der D-Dur-Symphonie handle es sich gleichsam um Brahms’«Pastorale». Dies scheint auch bestens zu den heiter gestimmten, naturnahen Szenen zu passen. Und der Wiener Kritiker-Papst Hanslick schrieb, nach dem «Pathos faustischer Seelenkämpfe» in der ersten Symphonie habe sich der Komponist nun der «frühlingsblühenden Erde wieder zugewandt». Dennoch kennt die hier ausgebreitete Idylle auch Schattenseiten, die jedoch anders als in Beethovens «Pastorale» nicht in einem Gewitter-Satz kulminieren, sondern sich über das ganze Werk ausbreiten, welche die sonnige Heiterkeit immer wieder relativieren und umdüstern. Die 2. Symphonie gilt als die lyrischste unter den vier Brahms-Symphonien. Die Uraufführung Ende 1877 durch die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Hans Richter geriet zum einem triumphalen Erfolg für Johannes Brahms.
Abgerundet wird das Gala-Konzert im 11. Neunburger Kunstherbst mit einem echten Klassik-Hit: Bedrich Smetanas Tondichtung „Vltava“ (Moldau), ein Höhepunkt spätromantischer Orchestrierkunst.
Bedrich Smetana (1824 - 1884) setzte mit der Tondichtung "Moldau" der Natur und dem Volksleben ein Denkmal.

Bedrich Smetana (1824 – 1884) setzte mit der Tondichtung „Moldau“ der Natur und dem Volksleben ein Denkmal.

Der 1874 entstandene zweite Teil des Sinfonischen Zyklus „Ma Vlast“ (Mein Vaterland) wird oft als selbstständiges Konzertstück aufgeführt. Smetana sagt darüber: „Die Komposition schildert den Lauf der Moldau, angefangen von den beiden kleinen Quellen der Kühlen und der Warmen Moldau, über die Vereinigung der beiden Bächlein zu einem Strom, den Lauf der Moldau durch die Wälder und Fluren, deren Landschaften, wo gerade lustige Kirmes gefeiert wird. Beim nächtlichen Mondschein tanzen die Wassernixen ihren Reigen, auf den nahen Felsen ragen Burgen, Schlösser und Ruinen hervor. Die Moldau wirbelt in den Stromschnellen, im breiten Zug fließt sie weiter gegen Prag und im majestätischen Lauf entschwindet sie in der Ferne schließlich in der Elbe“.
Dirigent Andreas Sebastian Weiser ist Absolvent der Universität der Künste in Berlin, wurde 1985 beim Dirigentenwettbewerbs „Arturo Toscanini“ in Italien Finalist. Dank eines Stipendiums studierte er bei Maestro Václav Neumann in der Tschechischen Philharmonie (1987/88). Ein Jahr später wurde er zweiter Dirigent des Prager Radio-Sinfonieorchesters. 1990 wählten ihn die Jenaer Philharmoniker zum Chefdirigenten. Er wurde damit zum jüngsten Musikdirektor Deutschlands. Weiser leitete unter anderem die Bamberger Symphoniker, das Bayerische Staatsorchester, das MDR-Sinfonieorchester Leipzig und die Stuttgarter Philharmoniker. Er gastierte im Ausland unter anderem an der Oper Lille, Opéra de Nice, Staatsoper Prag, Teatro di San Carlo Neapel und beim RTVE-Sinfonieorchester Madrid. Von 2012 bis 2018 war Weiser Chefdirigent in Königgrätz, anschließend wechselte er als Dirigent an die Staatsoper in Prag. Seit Gründung der Tschechischen Republik 1993 heißt das Orchester Filharmonie Hradec Králové: Ausdruck einer historischen Kontinuität, die sich von der Sokol Philharmonie (1921 bis 1965) bis zur seit 1887 in der Stadt Königgrätz tätigen Philharmonie erstreckt.KlassikLogoVoPhil
.
°Die Neunburger Klassik-Gala ’23 beginnt am Montag, 2. Oktober um 19 Uhr in der Schwarzachtalhalle.
°Eintrittspreise: 40, 35 und 30 Euro. Die Abendkasse mit Verkauf der Restkarten öffnet am 18 Uhr im Hallenfoyer. Schüler, Studenten und Auszubildende haben an der Abendkasse bei Vorlage von Ausweisen, Immatrikulations-Bescheinigungen etc. freien Eintritt!
°Konzert-Informationen unter Mobiltelefon 01714158745 (Klassik-Beauftragter Karl Stumpfi)

***********************************************************

BRAHMS UND DVORAK – EINE KÜNSTLERFREUNDSCHAFT

Die musikalische Laufbahn von Johannes Brahms (1833-1897) begann im Jahre 1853 urknallartig durch einen überschwenglichen Artikel seines Mentors Robert Schumann (1810-1856). Der Artikel erschien in dem von Schumann gegründeten Blatt „Neue Zeitschrift für Musik“ unter dem Titel „Neue Bahnen“. Schumann kündigte hier Brahms als jenen Meister an, „der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen wäre“. Der Artikel schloss mit den ausdrucksvollen, programmatischen Worten:

„Es waltet in jeder Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geister. Schließt, die ihr zusammengehört, den Kreis fester, daß die Wahrheit der Kunst immer klarer leuchte, überall Freude und Segen verbreitend.“ Diese Worte hatte Brahms wohl sein Leben lang nicht vergessen. Auch er schloss ein Bündnis mit einem verwandten Geist und trat als Mentor und Förderer für diesen ein. Es handelte sich um Antonín Dvořák (1841-1904), mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte.

Johannes Brahms wurde das erste Mal im Jahre 1874 auf den böhmischen Komponisten Antonín Dvořák aufmerksam, als dieser sich um ein Stipendium namens „Österreichischer Staatspreis für Musik“ bewarb. Brahms war damals bereits ein etablierter Komponist, Mitglied der Jury des Staatspreises und angetan von dem Werk des jungen Bewerbers. Aus diesem Grunde setzte er sich (ohne öffentlich genannt zu werden) sehr für Dvořák ein. Dies führte dazu, dass Dvořák schließlich den Preis gewann und über mehrere Jahre das Stipendium erhielt, sodass er mit finanzieller Absicherung sich ganz dem Komponieren widmen konnte. Vom Schaffen des jungen Meisters immer fester überzeugt, gab sich Brahms 1877 als führendes Mitglied der Jury zu erkennen und vermittelte Dvořák an seinen eigenen Musikverlag „N.Simrock“, der fortan einige seiner Kompositionen veröffentlichte. Dvořák muss sehr bewegt gewesen sein, als er erkannte, welch großer Namen sich für ihn eingesetzt hatte. Als Dank widmete er Brahms sein neues Streichquartett in d-Moll (op.34), in welchem er als Huldigung für Brahms direkte Bezüge zu dessem letzten Streichquartett in B-Dur (op.67) herstellte.

Dies war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft sowie eines regen künsterlischen Austausches. Oft wurden die Partituren der neuesten Kompositionen ausgetauscht und kritisch durchgesehen. Auch gemeinsame Klavierabende, wo Klavier-Transkriptionen eigener Werke einander vorgespielt wurden, waren keine Seltenheit. So erlebte Dvořáks Schaffen einen massiven Einfluss durch Brahms‘ Tonsprache. Dies ist zum Beispiel Dvořáks 7. Symphonie (op.70) anzumerken, in welcher selbst vor direkten Zitaten nicht zurückgescheut wurde, wie man ihrem Kopfsatz entnehmen kann. Hier verwendete Dvořák als Seitenthema die Melodie von Brahms‘ Lied „Immer leiser wird mein Schlummer“.

Dennoch kann Dvořák nicht als Epigone von Brahms abgestempelt werden. Er war durchaus in der Lage, unabhängig des Brahms’schen Einflusses eine eigene Tonsprache zu bewahren, die sehr der böhmischen Folklore verpflichtet war. Diese gipfelte in seinen späten Symphonien Nr. 8 (op.88) und Nr. 9 (op.95) sowie seinem Cellokonzert in h-Moll (op.104). Speziell das Cellokonzert war es, welches Brahms zutiefst beeindruckte. Er erhielt das Manuskript 1895 und war derart begeistert, dass er es im privaten Kreise als Transkription für Cello und Klavier zur Aufführung brachte. Er übernahm dabei höchstpersönlich den Klavierpart. Er soll dabei gesagt haben: „Warum habe ich nicht gewusst, dass man ein Cellokonzert wie dieses schreiben kann? Hätte ich es gewusst, hätte ich schon vor langer Zeit eines geschrieben!“ Dies war eine tiefe Verneigung von Brahms gegenüber Dvořák.

1896 wurde es im von Brahms vermittelten Verlag „N.Simrock“ veröffentlicht und einen Monat vor Brahms Tod 1897 erlebte dieser eine Aufführung der Wiener Philharmoniker in Wien, der er enthusiastisch beiwohnte. Die Kraft und Frische von Dvořáks ewig jungem Meisterwerk lassen uns auch heute noch unvermindert Brahms Begeisterung begreifen und teilen. Weniger bekannt ist, dass sich aufgrund des Cellokonzertes nicht nur Brahms vor Dvořák verneigt hatte, sondern gleichzeitig Dvořák selbst vor Brahms. Das bekannte Hauptthema des ersten Satzes (das im Epilog des letzten Satzes wiederkehrt) stammt nämlich nicht von Dvořák. Es stammt aus der Feder von Brahms selbst. Er gebrauchte es in jenem Werk, das zu seinem internationalen Durchbruch führte: Ein deutsches Requiem (op.45). Dieses monumentale Chorwerk entstand in den Jahren 1861-1868 unter den Eindrücken der Tode Robert Schumanns (1856) sowie der Mutter von Brahms Johanna Henrika (1865).

Dies dürfte auch Dvořák tief berührt haben, sodass er das Hauptthema seines Meisterwerkes, dem Cellokonzert, dem dritten Satz des deutschen Requiems entnommen hatte (ab Minute 3:37 der Hörprobe). Der Titel des Satzes ist treffenderweise „Herr, lehre doch mich“. Was für eine schönere Referenz kann man seinem Mentor und Förderer erweisen?

„Es waltet in jeder Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geister. Schließt, die ihr zusammengehört, den Kreis fester, daß die Wahrheit der Kunst immer klarer leuchte, überall Freude und Segen verbreitend.“

Robert Schumanns Wunsch wurde Wirklichkeit …

(QUELLE: „Brahms und Dvořák – Das geheime Bündnis“ von Lukas Soelkner)

***********************************************************

DER BRAHMS-DVORAK-ZYKLUS WIRD FORTGESETZT:
1. Konzert am 29. Juni 2019 mit dem Singrün-Orchester Regensburg unter Leitung von Michael Falk, Solisten Benedikt Wiedmann (Violine) und Benedikt Don Strohmaier (Cello) mit dem Konzert für Violine und Violoncello a-moll op. 102 von Johannes Brahms und der Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88 von Antonin Dvorak. (OGO-Sporthalle Oberviechtach)
2. Konzert am 2. Oktober 2022 mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter Leitung von Reinhold Mages und Solist Alexander Maria Wagner (Klavier) mit dem Konzert für Klavier und Orchester d-moll op. 15 von Johannes Brahms und der Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ von Antonin Dvorak. (Schwarzachtalhalle Neunburg)
3. Konzert am 2. Oktober 2023 mit der Filharmonie Hradec Králové (Königgrätz) unter Leitung von Andreas Sebastian Weiser mit der Tschechischen Suite D-Dur op. 39 von Antonin Dvorák und der Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Johannes Brahms. (Schwarzachtalhalle Neunburg)
***********************************************************
KHPoster23JPG

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.