Der Kunstverein setzt weiter kulturelle Akzente in der Region

Kunstherbst auch mit weniger Unterstützung

Nach den Jahresberichten der Vorstandschaft über das abgelaufene Kunstjahr 2023 gab Programm-Koordinator Karl Stumpfi (re.) einen Ausblick auf die Planungen für den 12. Neunburger Kunstherbst. Foto: Maria Wunder

Nach den Jahresberichten der Vorstandschaft über das abgelaufene Kunstjahr 2023 gab Programm-Koordinator Karl Stumpfi (re.) einen Ausblick auf die Planungen für den 12. Neunburger Kunstherbst. Foto: Maria Wunder

Der gemeinnützige Neunburger Kunstverein Unverdorben e. V. hat in der Mitgliederversammlung am 15. April in der Fronfeste das vergangene Kunstjahr 2023 bilanziert und über die Planungen im laufenden Jahr 2024 informiert. Den Berichten der Vorstandschaft ließ sich entnehmen, dass der KVU auch unter schwierigen Rahmenbedingungen wichtige kulturelle Akzente nicht nur für die Pfalzgrafenstadt Neunburg vorm Wald setzt, sondern mit vielfältigen Aktivitäten die Kunst-Szene in der Region belebt und bereichert. So fiel wie ein „Wermutstropfen in den Freudenbecher“ eine Ankündigung der anwesenden 2. Bürgermeisterin Margit Reichl, wonach der bisherige Stadtzuschuss an den Kunstverein Unverdorben im Haushaltsjahr 2024 um 20 Prozent gekürzt werden wird.
1. Vorsitzender Peter Wunder hatte eingangs der Mitgliederversammlung die Stellvertreterin des 1. Bürgermeisters Martin Birner im Kreis von rund 20 eingetragenen KVU-Angehörigen begrüßt, anschließend erstattete er seinen Jahresbericht 2023 als Powerpoint-Präsentation. Eingeläutet wurde eine beachtliche Veranstaltungs-Serie am 14. Januar in der Schwarzachtalhalle: Nachgeholtes 8. Neunburger Neujahrskonzert mit der Vogtlandphilharmonie unter Chefdirigent Dorian Keilhack – der ursprünglich vorgesehene Termin 15. Januar 2022 musste wegen Corona-Auflagen kurzfristig abgesagt werden. Wunder erinnerte weiter daran, dass kurz nach Jahresbeginn 2023 eine Kontaktanfrage des Westböhmischen Sinfonieorchesters Marienbad an den Neunburger Kunstverein gerichtet worden war, dem sich ein Treffen mit der Auslandsagentin Katarina Honysová Mitte Februar in der Stadt Neunburg anschloss. Gerne kam eine Vereinsabordnung der Einladung zum Saisoneröffnungskonzert am 12. Mai in das bekannte tschechische Kurbad nach. Weitere Gespräche und Vertragsverhandlungen führten schließlich zum erfolgreichen Abschluss eines ersten Gastauftritts der Marienbader Sinfoniker anlässlich des 9. Neunburger Neujahrskonzerts an 6. Januar 2024. In das Kunstjahr 2023 startete „Unverdorben“ am 13. Mai mit einer Reprise der Schönwerth-Märchenwanderung im Garten der Alten Glasschleife Kopp-Martz in Untermurnthal. Wegen nasskalter Witterung musste die Performance des Kleinen Theaters Blaue Blume Regensburg unter Leitung von Hermann Schmucker kurzfristig in den Saal der Glaspolier verlegt werden. Ende Mai wurde in der Fronfeste die erstmals von Kuratorin Tanja Lennert organisierte Mitgliederausstellung eröffnet. Im Vorfeld der 11. Neunburger Kunstherbst-Saison verbrachten 25 Pilsener Kunst- und Pädagogik-Studenten zum FreshAir-Workshop unter Leitung von Professor Vaclav Vela in Untermurnthal. Kombiniert wurde der viertägige Aufenthalt mit einer Land-Art-Aktion der Studierenden aus dem Nachbarland unter Einbindung von Oberviechtacher Gymnasiasten und Neunburger Realschülern. Das Kunstprojekt wurde ebenso durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert wie die nachfolgende Internationale Kunstausstellung AHOJ 23 „Hoffnung“, der erste Bayerisch-Böhmische Ukulele-Tag und die Neunburger Klassik-Gala mit der Filharmonie Hradec Kralové. Besonders engagiert hatten sich beim FreshAir-Malereiprojekt Dana Ettl, Tanja Lennert und Maria Bücherl, sowie bei der Vorbereitung und Durchführung des Ukulele-Tags Jörg Maderer – Vorsitzender Wunder dankte den Vorstandskollegen und -kolleginnen besonders für ihren Einsatz. Aus „fördertechnischen Gründen“ war die Klassik-Gala 23 mit einem Schülerworkshop gekoppelt: Zwölf Jugendliche aus dem Ortenburg-Gymnasium und aus der Gregor-von-Scherr-Realschule durften bei der Anspielprobe den Königsgrätzer Philharmonikern über die Schulter blicken. Abschließend erläuterte Dirigent Andreas Weiser die Konzertstücke „Tschechische Suite“ von Antonin Dvorak, Tondichtung „Die Moldau“ von Bedrich Smetana und die 2. Symphonie D-Dur von Johannes Brahms.OGODank 2. KVU-Vorsitzender Karl Stumpfi vermittelte den Jugendlichen, dass die langjährige Künstler-Freundschaft zwischen Brahms und Dvorak für die Länder übergreifenden Kulturaktivitäten des Neunburger Kunstvereins von der Gründung 2011 bis heute Beispielcharakter habe. Wie stark das Konzertsaal-Erlebnis nachwirkte, dokumentierten die OGO-Schüler mit einem an die Adresse des KVU versandten Dankschreiben.
Unvergessen sind auch andere künstlerische Kunstherbst-Sternstunden wie die Krieg-und-Frieden-Performance der gebürtigen Russin Regisseurin Katja Ladynskaya und des Exil-Ukrainers Konstantin Skiba in der Versöhnungskirche, „Orgelmusik und Tanz“ mit Steven Heelein und Julia Koderer in der Pfarrkirche St. Josef, „Chansons für Feinschmecker“ mit dem Romy-Börner-Quartett im Foyer der Schwarzachtalhalle und der Blaue Montag „O du mein Österreich“ mit den Vier Unverdorbenen im ausgebuchten Sporrersaal. Die vorzügliche Publikumsresonanz auf den 1. Bayerisch-Böhmischen Ukulele-Tag mit Workshops und Konzerten unter Einbeziehung tschechischer, niederländischer, US-amerikanischer und deutscher InstrumentalistInnen sei ein starkes Argument, dieses Musik-Event auch auf das Programm des 12. Neunburger Kunstherbstes zu setzen.
2. Bürgermeisterin Margit Reichl (2.v.li.) verfolgt die Ausführungen der KVU Vorstandsmitglieder.

2. Bürgermeisterin Margit Reichl (2.v.li.) verfolgt die Ausführungen der KVU Vorstandsmitglieder.


Nach den Rechenschaftsberichten von Schatzmeisterin Tanja Lennert und dem Kassenprüfbericht, vorgetragen von 1. Revisor Alois Wild, wurde der amtierenden Vorstandschaft einstimmig Entlastung erteilt. Beim Tagesordnungpunkt „Aktivitäten und Planungen im Kunstjahr 2024“ stellte Kuratorin Tanja Lennert – sie trat im Vorjahr die Nachfolge von Renate Ullmann an – den neuen Modus der jährlichen Mitgliederausstellung in kurzen Umrissen vor. Demnach werde im laufenden Jahr die „stationäre“ Werkschau in der Fronfeste durch eine „rollierende“ in mehreren öffentlich zugänglichen Örtlichkeiten abgelöst. Dadurch erwarte sich der Kunstverein eine deutlich bessere Publikumsfrequenz. „Das liegt ganz im Sinn der beteiligten Kunstschaffenden“, betonte Lennert. Die erste Station der Ausstellung im Gärtnereifachgeschäft Sturm, Hauptstraße, wurde inzwischen eröffnet. Angenommen wird eine Offerte des Initiators der Neuen Galerie NEN, Dr. Günter Toth, ab August 2024 Kunstwerke von KVU-Mitgliedern in den Räumen der vormaligen Commerzbank, Jakobstraße, öffentlich zu präsentieren.
Den aktuellen Planungsstand für die zwölfte Auflage der regionalen Kulturfestivals Neunburger Kunstherbst erläuterte Programm-Koordinator Karl Stumpfi. Zehn Termine seien mit Stand Mitte April 2024 schon fest gebucht bzw. vertraglich abgesichert. Trotz sich ständig verschlechtender Rahmenbedingungen bei der finanziellen Ausstattung, sprich Förderung, dieser teils hochkarätig besetzten Veranstaltungen werde laut Stumpfi der KVU mit dem Neunburger Kunstherbst „das Dutzend voll machen“ und wiederum mehrere Schwergewichte stemmen. Er nannte exemplarisch die Verpflichtung des europäischen Spitzenensembles Georgisches Kammerorchester und des international agierenden und in Wien lebenden Oberpfälzer Pianisten Alexander Maria Wagner für die Klassik-Gala am 2. Oktober in der Schwarzachtalhalle. Großen Dank zollte er weiters dem Westböhmischen Sinfonieorchester Marienbad und dem Cerchovan Chor Domazlice, welche am Allerseelentag das berühmte Mozart-Requiem erstmals in Neunburg vorm Wald aufführen werden. Als beträchtliche Aufwertung des nächsten Kunstherbst-Programms wertete er den Premierenzyklus des Musicals „Spamalot“ ab 12. Oktober durch das OVIGO-Ensemble in der Schwarzachtalhalle. Das Team um Intendant Florian Wein bezeichnete Karl Stumpfi als gern gesehene „Kunstherbst-Stammgäste“ seit der ersten Saison 2013. Zur organisatorischen Vorbereitung der Internationalen Kunstausstellung AHOJ 24 – Vernissage ist am Freitag, 19. September, 18 Uhr, im neuen Rathaus-Foyer – werden noch im Monat April Repräsentanten des Kunstvereins Unverdorben nach Pilsen reisen, um mit der dortigen Fakultät für Kunst und Design zu konferieren. Der Koordinator kündigte die Drucklegung und Vorstellung des Neunburger Kunstherbst-Programmfolders für Ende Juni an.
Der aktuelle Mitgliederstand des gemeinnützigen Kunstvereins Unverdorben Neunburg e. V. beziffert sich auf 103 Personen. Der Jahresbeitrag in Höhe von 30 Euro wird beibehalten und sollte nach übereinstimmender Meinung des KVU-Vorstandes einen Kunst affinen Personenkreis in der Region eigentlich nicht daran hindern, sich den Reihen von „Unverdorben“ anzuschließen. Denn frei nach Karl Valentin „ist Kunst schön, macht aber viel Arbeit“ – und kostet Geld, wie Vorsitzender Peter Wunder bei dieser Gelegenheit gerne hinzufügt.
Mit großem Interesse verfolgten rund 20 Mitglieder in der Fronfeste den Ausführungen der Vorstandsmitglieder Peter Wunder, Karl Stumpfi und Tanja Lennert.

Mit großem Interesse verfolgten rund 20 Mitglieder in der Fronfeste den Ausführungen der Vorstandsmitglieder Peter Wunder, Karl Stumpfi und Tanja Lennert.

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