Vor einer erfreulich großen Publikumskulisse konnte am 20. September abends im neuen Rathaus-Foyer die Internationale Kunstausstellung AHOI 24 eröffnet werden. Gleichzeitig wurde damit auch der Startschuss für die zwölfte Neunburger Kunstherbst-Saison gegeben – eine 16 Events umfassende kulturelle Veranstaltungsserie als Angebot des gemeinnützigen Kunstvereins Unverdorben e. V. an die gesamte Region. Schwungvoll stimmte das junge Gitarrenduo „La Fresa“ aus Kralovice (Tschechische Republik) in die Vernissage ein. Die Begrüßung der Gäste und Vorstellung der beteiligten Kunstschaffenden aus Bayern und Böhmen blieb dem 1. Vorsitzenden des Kunstvereins Peter Wunder vorbehalten. Er bedankte sich beim 1. Bürgermeister der Stadt Neunburg für die Nutzung des repräsentativen Rathaus-Foyers. Besonders begrüßte er neben Martin Birner und dessen Stellvertreterin Margit Reichl den Neunburger Ehrenbürger Theo Männer, Stadtrat Alexander Trinkmann, Realschuldirektorin Diana Schmidberger und die 2. Vorsitzende des benachbarten Vereins Freunde der Kunst Oberviechtach Anne Gierlach. „Wir als Kunstherbst-Veranstalter bemühen uns seit zwölf Jahren, um ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Kulturprogramm zu bieten“, blendete der Redner zurück. Dabei sei der Kunstverein jedoch vom Besuch abhängig und hier hätte man seit der Corona-Zeit harte Einbußen hinnehmen müssen. „Wir freuen uns über jeden einzelnen Gast“, betonte Peter Wunder, zumal dieses Jahr auch Fördergelder – zum Beispiel der Stadt Neunburg vorm Wald – spürbar gekürzt werden sollen.
Danach leitete er zur Vorstellung der beteiligten Künstlerinnen und Künstler über: „Wir haben im Jahr 2024 fünf Künstlergruppen in die Ahoi-Ausstellung integriert und zusätzlich noch sieben Kunst schaffende KVU-Mitglieder, die in der neuen NEN-Art-Gallery in der ehemaligen Commerz- und SchmidtBank ausstellen. Schauplätze der von bayerischen und böhmischen Künstlern getragenen Ahoi-24-Ausstellung sind die Spitalkirche in der Hauptstraße, die Alte Fronfeste, Im Berg, und als Location für die KVU Mitgliederausstellung die NEN-Art-Gallery, Jakobstraße. Die genannten Quartiere wurden in den anschließenden Rundgang durch die Altstadt/Vorstadt einbezogen. Öffnungszeiten sind jeweils am Sonntag, 14 bis 16 Uhr, letztmals am 27. Oktober. In der NEN-Art-Gallery sind Besichtigungen nur an Werktagen möglich. Bitte an der Eingangstür anläuten!
Mitwirkende an AHOI 24 ist ein Team der Westböhmischen Universität Pilsen, der Ladislav-Sutnar-Fakultät für Design und Kunst mit Professor MgA Vladimir Véla (er konnte wegen eines Aufenthalts in Kongo/Afrika nicht an der Vernissage teilnehmen), Andrea Uhlárová, Kristýna Nejedla Bujárková, Jakub Cerný, Katerina Frgalová und Veronika Zpeváková. Die Akademie ist in Pilsen in einem sehr modernen großzügigen Glaspalast untergebracht und erfüllt ihren Lehrauftrag für Studenten aus aller Welt. Das Malatelier an der Ladislav-Sutnar-Fakultät für Design und Kunst ist ein freies Kunstatelier an einer kunstindustriellen Schule. „Deshalb gibt es ein uneingeschränktes Umfeld, in dem die Möglichkeit besteht, alle Arten von Malerei zu entwickeln, von realistischer Darstellung bis hin zu fantasievollen Ideen“, erläuterte der KVU Vorsitzende. Die diesmal in der Neunburger Spitalkirche präsentierten Bilder seien laut Wunder eher der abstrakten Kunst zuzuorden. Dazu zitierte er die beteiligten Studiosi wörtlich: „Die einzigartige Atmosphäre der Stadt und insbesondere die Ausstellungsräume der Spitalkirche ermöglicht es uns, die Auswirkungen unserer Arbeiten in einem historischen Kontext zu untersuchen“.
Der KVU Vorsitzende nutzte dann den Anlass, um die neue Leiterin der Kunstschule Klatovy den Gästen vorzustellen: Marcela Kotesoucová. Mit den Klattauern verbindet den Neunburger Kunstverein eine langjährige Zusammenarbeit. Diesmal haben die Kinder Werke zum Thema „Umwandlung der Natur im Böhmerwald“ und Keramik-Kunstwerke erstellt. Der jüngste Teilnehmer ist erst sechs Jahre alt und Wunder hob hervor: „Wir staunen jedes Jahr über das Können und die künstlerische Entwicklung dieser Kinder“. Die Werke aller Schüler sind in der Fronfeste (erster Stock) ausgestellt.
NEUE KONTAKTE ZU KRALOVICE
Mit großer Freude konnte Peter Wunder einen im Jahr 2024 angebahnten neuen künstlerischen Kontakt zum Nachbarland vermelden. Erstmals ist die Kunstschule Kralovice aus Westböhmen an der Ahoi-Ausstellung beteiligt. Ein besonderer Willkommensgruß galt deshalb deren Direktor Marek Lubos. Nicht unverwähnt ließ Wunder in diesem Zusammenhang aber auch „eine Besonderheit in Neunburg“, nämlich den Kunstzweig unserer Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule – „und für den Erhalt dieses Kunstzweigs müssen wir kämpfen!“
Die bayerische Repräsentatin bei der Internationalen Kunstausstellung Katharina Gierlich ist zum ersten Mal bei AHOI dabei. Die Künstlerin stammt aus Winklarn, lebt und arbeitet gegenwärtig in Köln. „Jedesmal aufs Neue fasziniert die Kraft und die Dynamik ihrer Bilder“, betonte Peter Wunder. Erst vor Kurzem fand ihr kreatives Schaffen im „OberpfalzEcho“ eine angemessene Würdigung. In einem ausführlichen Künstlerporträt schrieb der Journalist Jürgen Herda über sie: „Das ist mal ein unkonventionelles künstlerisches Konzept: Die Sujets der Oberpfälzer Malerin Katharina Gierlach changieren zwischen ihrem Schulsport-Hobby Fußball und Monets Seerosen“. Die Malerin Katharina Gierlach beschreibt er als „ein Kind der Postmoderne“ – die 41-Jährige malt, was sie begeistert – und diese Freude springt dem Betrachter ins Auge. Einer Ausstellung in der Davis-Klemm-Gallery in Wiesbaden verlieh sie den hippen Titel „Flowerpower“. Sie selbst verbindet mit den pastosen Blumen-Stillleben aber auch ein Lebensgefühl. Bezieht sie sich doch auf William Burroughs‘ Slogan der Hippie-Bewegung, mit der Macht der Blumen gegen den Vietnam-Krieg zu kämpfen. Der Inspiration, die sie aus der Natur bezieht, verleiht Gierlach mit der „Power der Ölfarbe“ zusätzliche Strahlkraft. Katharina Gierlach lässt sich mitnichten auf eine verträumte Landschaftsmalerei reduzieren. So hängt zum Beispiel in der Aula des Ortenburg-Gymnasiums Oberviechtach, wie es Jürgen Herda sieht und formuliert, „die schlachtenbummlerische Antithese, das Sittengemälde der jüngeren Zeitgeschichte, ein Heimspiel des Clubs“ aus der Zeit ihres Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Gierlach, die früher selbst dem runden Leder nachjagte und zuerst im Schulteam und danach beim Verein kickte, zeigt in der Neunburger Fronfeste eine Serie ihrer Stadiengemälde, wobei sie neuerdings auch andere Sportarten wie Eishockey oder Golf integrierte.
„Wir wollten in diesem Jahr eigentlich auf eine Mitgliederausstellung verzichten“, kam Wunder auf das dritte Ausstellungs-Quartier zu sprechen: Nachdem im März 2024 die „NEN-Art-Gallery“ durch ihren Initiator Dr. Günter Toth eröffnet worden war, disponierte der KVU nach dessen Einladung kurzfristig um. Die Werkschau 2024 gestalten die Kunstschaffenden Irene Ehemann, Joseph Kaesbauer, Tanja Lennert, Angelika Pesold, Pearl Perera, Andras Olah und Renate Ullmann. „Schön, dass es euch gibt“, sagte Wunder, „auch ihr seid ein Zeichen dafür, dass die Kunst lebt und notwendig ist für Auge, Ohr und alle Sinne“. Seine Ansprache schloss er mit einem Appell an Alle; „Helfen Sie mit, dass wir in Neunburg ein Kulturzentrum bleiben. Auf Bezirksebene hat man das dieses Jahr erkannt!“
1. Bürgermeister Martin Birner stattete in seinen Grußworten dem Kunstverein Unverdorben den Dank für dessen ehrenamtliches Engagement ab. Dieser Einsatz für die kulturellen Belange sei für eine Kleinstadt wie Neunburg „wahnsinnig bedeutsam“. Durch Ausstellungen und Konzertveranstaltungen gelinge es den Initiatoren, eine lebendige Diskussion in der Gesellschaft am Laufenden zu halten und eine Basis für direkte Bürger-Kommunikation zu schaffen. Gemeinsam mit den KVU-Vertretern, den anwesenden Kunstschaffenden und allen Gästen aus Nah und Fern stieß das Stadtoberhaupt mit einem Glas Sekt auf ein Gelingen der Ahoi 24 und KVU Werkschau an.