„Jede Geschichte beginnt mit einem Was wäre, wenn… postuliert der Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller Markus Veith aus Dortmund in seinen Büchern. Was wäre, wenn es letzten Freitag geregnet hätte und die geplante „Rabenschwarze Nacht“ des Kunstvereins buchstäblich ins Wasser gefallen wäre?
Der Himmel war noch freundlich, als der erste Höhepunkt des Abends über die Bühne ging. Jochen Martz hatte die Alte Glasschleife in Untermurnthal wieder für Kunst und Kultur geöffnet. Der Neunburger Kunstverein nutzte diese Lokation wie jedes Jahr wieder für einen Programmpunkt des Kunstherbstes und eine Gitarrenseminargruppe gab ihr Abschiedskonzert.
Musica Viva – gern gesehener Gast
Seit Jahren finden die Musikseminare von Musica Viva, diesem bundesweit agierenden Anbieter hier in der Oberpfalz statt. Vielfältig ist das Angebot: Madrigalgesang, Streicherquartette, Flötengruppen und vieles mehr bevölkern regelmäßig das Murnthal. Diesmal war der Gründer von Musica Viva, Fabian Payer, persönlich anwesend und leitete eine Woche lang das jährlich stattfindende Gitarrenseminar. Wetterunabhängig konnten die Zuhörer im Schwarzachtalsaal den Ergebnissen lauschen. Ein motiviertes Gitarrenensemble spielte moderiert und begleitet von Fabian Payr Stücke queerbeet durch die Musikgeschichte von Archangelo Corelli bis Elvis Presley.
Eine rabenschwarze Nacht…
Nachdem diese musikalische Gruppendarbietung nach rund 45 Minuten beendet war, ging es erstmal in die Polier hoch, wo der aus Dortmund angereiste Markus Veith bereits eine gespenstische Bühnenstimmung aufgebaut hatte. Bei der Begrüßung deutete der Leiter des Kunstvereins, Peter Wunder, an, dass man trotz des unbeständigen Wetters geplante Szenen trotzdem im Freien stattfinden lassen wolle. Hieß doch das Thema des Abends: Rabenschwarze Nachtgeschichten – ein gruselhumoriger Theaterspaziergang mit Markus Veith.
Zuerst erlebten die Zuschauer aber Edgar Allen Poes Rabengeschichte, eine ergreifende Inszenierung mit perfekt eingefügten Tonelementen, welche durch die schauspielerische Leistung Markus Veiths die Zuschauer mitten ins Geschehen brachte. Dann wurde es doch gewagt, in den Park zu gehen. War es zuerst noch trocken, setzte dann doch prasselnder Regen ein, der zwar zur Inszenierung passte, das Publikum aber, geschickt moderiert vom Künstler, wieder in die Polier zurückführte.
Dort ging es weiter mit einer gelungenen Mischung von Markus Veiths eigenen Texten mit Theodor Fontane und Wilhelm Busch. Nach knapp zwei Stunden war sich das Publikum einig, wieder einen bereichernden Abend im Neunburger Kunstherbst erlebt zu haben.
Markus Veith war bereits das vierte Mal in Neunburg vorm Wald zu Gast. Zweimal mit Busch-Abenden in der Versöhnungskirche und mit den Schauspieler-Memoiren in der Spitalkirche, jeweils auf Einladung von ev. Pfarrer Gerhard Beck. Aktuell findet die Premiere der Verfilmung seines Romans „Die erste Bahn“ statt.
Zum Abschluss des Abends sprach Peter Wunder noch den Wunsch aus, dass der Künstler noch öfter die Pfalzgrafenstadt beehrt und verwies auf die weiteren Veranstaltungen des Kunstherbstes. Bereits am Mittwoch, 2. Oktober findet die Klassik-Gala des Georgischen Kammerorchesters in der Stadthalle statt. Restkartenverkauf ab 18 Uhr im Hallenfoyer.
Johann Maierhofer