Glanzvolle Klassik-Gala mit Georgiern und Wagner

Zwei Wiener Klassiker vom Feinsten serviert

Magisches Dreieck: Pianist Alexander Maria Wagner, Dirigent Reinhold Mages und das Georgische Kammerorchester in der Schwarzachtalhalle. Foto: Karl Stumpfi

Magisches Dreieck: Pianist Alexander Maria Wagner, Dirigent Reinhold Mages und das Georgische Kammerorchester in der Schwarzachtalhalle. Foto: Karl Stumpfi

Es war eine Gala im besten Sinne des Wortes: Das Georgische Kammerorchester glänzte in der Schwarzachtalhalle mit Spielfreude und Präzision. Der Funke sprang aufs Publikum über, das den Musikern mit einem Beifallsorkan dankte.
Mit der Verpflichtung dieses vorwiegend aus Exil-Georgiern formierte Ensemble der europäischen Spitzenklasse ist dem Kunstverein ein Coup gelungen. Die Kontakte zu diesem in Ingolstadt residierenden Klangkörper hatte Maestro Reinhold Mages geknüpft. Der 2. Oktober als schon traditioneller Neunburger Feiertag der klassischen Musik bot sich als Gastspieltermin an. Zur zwölften Auflage des Gala-Konzerts sollte es ein Programm mit Meisterwerken der Wiener Klassik geben. Vor dem Auftakt war allerdings beim Veranstalter Zittern angesagt. Telefonisch kam die Durchsage, dass der Orchesterbus kurz vor Regensburg im Verkehrstau stecken geblieben sei. Die Ankunft verzögerte sich um knapp eine Stunde, die Anspielprobe wurde zeitlich auf 30 Minuten begrenzt und das Konzert begann mit einer Viertelstunde Verspätung.
Die Georgier setzten für das Wiener-Klassiker-Programm Naturtrompeten und Naturhörner ein.

Die Georgier setzten für das Wiener-Klassiker-Programm Naturtrompeten und Naturhörner ein.


Die geduldig wartenden rund 250 Gäste wurden dann mit einer vor Temperament sprühenden Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“ von W. A. Mozart hinreichend entschädigt. Das nur rund vier Minuten dauernde Vorspiel zur Oper und das nachfolgende Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488 sind fast gleichzeitig 1786 entstanden. Der 29-jährige Pianist Alexander Maria Wagner – er konnte in der Schwarzachtalhalle schon mit Tschaikowsky und Brahms solistische Lorbeeren ernten – verstand es, auch den typischen Mozart-Spirit zu verinnerlichen und in seiner Interpretation Ausdruck zu verleihen. Unüblicherweise hatte der Salzburger Meister die Kadenz zum Ende des ersten Allegro-Satzes auskomponiert. Später fügte Leopold Godowsky eine alternative Kadenz hinzu. 2014 studierte Wagner das Opus 488 ein und entschloss sich, seine Handschrift als „Wagner-Kadenz“ in die Partitur einzuarbeiten.
Im Siciliano-Takt begann der langsame Mittelsatz, dem die seltene Tonart fis-moll einen weltentrückten, sphärischen Charakter gibt. Der emotionale Höhepunkt des Abend, bevor ein dahinsprudelndes Rondo-Finale überbordendes Lebensgefühl beschwört. Als solistische Zugabe sattelte Wagner einen weiteren Mozart drauf, „alla turca“, den Türkischen Marsch aus der 11. Klaviersonate. Die Zuhörer bejubelten diesen atemberaubenden Tasten-Parforceritt!
Nach der Pause präsentierten die Georgier einen jungen und, wie Dirigent Mages bemerkte, vor Kraft strotzenden Beethoven. In der 1803 fertig gestellten 2. Symphonie D-Dur op. 36 klingt in keinem Takt jene seelische Depression durch, in die der Komponist durch seine beginnende Taubheit geschlittert war. Unüberhör entfernt sich Beethoven in der Zweiten von seinen Vorbildern Haydn und Mozart, nimmt insbesondere im Finalatz kompositorische Praktiken der Spätromantiker Bruckner und Brahms vorweg. Die von Mages engagiert und impulsiv durch die Partitur geleiteten Georgier entwickelten eine feine Klangkultur, welche von den eingesetzten Naturtrompeten und -hörnern mitgeprägt wurde. Eine glanzvolle Fortsetzung des Neunburger Beethoven-Zyklus, die Vorfreude schürt auf die noch ausstehenden Symphonien Nummer 3, 4, 5 und 8…
Zur Übergabe der Geschenke an die Protagonisten des Abends begleiteten die beiden KVU Vorstände Peter Wunder und Karl Stumpfi Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg v. W. und des Ortenburg-Gymnasiums Oberviechtach. Auf Einladung des Kunstvereins waren die Jugendlichen bereits am Nachmittag in der Schwarzachtalhalle eingetroffen. Sie durften hinter die Kulissen eines Symphoniekonzerts blicken und die Anspielprobe des Georgischen Kammerorchesters „live“ mitverfolgen. Dirigent Reinhold Mages ließ es sich trotz immensen Zeitdrucks nicht nehmen, einige fachliche Erläuterungen zu den Werken und Komponisten vorauszuschicken. Schülerinnen und Schüler mit Begleitlehrkräften waren neben Stellvertretender Landrätin Birgit Höcherl, 1. Bürgermeister Martin Birner und Oberstudiendirektor Ludwig Pfeiffer Ehrengäste beim abendlichen Gala-Konzert. Seine Schlussworte verknüpfte 1. Vorsitzender Peter Wunder mit dem Ausblick auf ein kommendes Klassikmusik-Event in der Pfalzgrafenstadt: Am 2. November gastieren das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad und der Cerchovan Chor Domazlice mit weiteren Mozart-Meisterwerken: Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 und Requiem d-moll KV 626. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen (Order-Mail: schafbauerrosa@gmail.com; Kartentelefon: 09672/3435).
Mit der 2. Symphonie D-Dur op. 36 wurde der Neunburger Beethoven-Zyklus fortgesetzt.

Mit der 2. Symphonie D-Dur op. 36 wurde der Neunburger Beethoven-Zyklus fortgesetzt.

Die KVU Vorsitzenden Peter Wunder (Mitte) und Karl Stumpfi dankten Dirigent Mages und den Musikern für eine hervorragende Konzertleistung.

Die KVU Vorsitzenden Peter Wunder (Mitte) und Karl Stumpfi dankten Dirigent Mages und den Musikern für eine hervorragende Konzertleistung.

Kunstherbst2024

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