Eröffnung der AHOI-25-Ausstellung im neuen Rathaus-Foyer

Besichtigung der Kunstwerke von Michael Fuchs im Erdgeschoß des Quartiers Alte Fronfeste.

Entspannter Kunst-Spaziergang bei sommerlicher Atmosphäre

Im Quartier Spitalkirche, Hauptstraße 3, sind Werke von Alice Marková (Tschechien) ausgestellt.

Die Vernissage zur Internationalen Kunstausstellung AHOJ ist traditionsgemäß offizielle Eröffnung des Neunburger Kunstherbstes – bereits die 13. Auflage dieses regionalen Kulturfestivals in der Pfalzgrafenstadt Neunburg vorm Wald unter Regie des Neunburger Kunstvereins Unverdorben. Zum fünften Mal konnten die Organisatoren das neue Rathaus-Foyer für den Empfang der Gäste aus Fern und Nah nutzen. Zur musikalischen Begleitung des Abends hatten sie zum zweiten Mal das Gitarren-Duo „La Fresa“ aus Kralovice engagiert.

Der Ahoj-25-Eröffnung am Freitag, 19. September waren diesmal zwei Veranstaltungen vorausgegangen, insbesondere das großartige Konzert des Ostbayerischen Jugendsinfonieorchesters. „Es hat uns alle, die dabei waren, mit lateinamerikanischen und südeuropäischen, betont rhythmischen Musikstücken wie beispielsweise Carmen restlos begeistert“, blendete 1. Vorsitzender Peter Wunder in seinem Einführungsvortrag auf das Orchesterspektakel „OJO goes Latin“ vor Wochenfrist zurück. Das zweite Kunstherbst-Wochenende ließ ein dicht gedrängtes Programm folgen. Neben der Ahoj-25-Vernissage standen Aufbau, Schlussproben und Welt-Uraufführung des Afrika-Musicals „Winnie – Vom Waisenkind zur Hoffnungsträgerin“ von Steffi Heelein in der Schwarzachtalhalle im Brennpunkt des Geschehens. Die Premiere war mit 785 verkauften Tickets seit Monaten bis auf den letzten Platz ausgebucht. „Diesen enormen Zuspruch würden wir uns auch für weitere Konzerte wünschen“, merkte der KVU-Vorsitzende dazu an.

Kunstschaffende aus vier Ländern

Zur Eröffnung der internationalen Kunstausstellung AHOJ 25 begrüßte Peter Wunder folgende Ehrengäste: die amtierende Bürgermeisterin Margit Reichl (in Vertretung des 1. Bürgermeisters Martin Birner, nach einer Knie-OP noch im Krankenstand), Landtagsabgeordneter Martin Scharf, Ehrenbürger Theo Männer mit Gemahlin, Direktor Luboš Marek von der Kunstschule Kralovice, Marcela Kotěšovcová von der Kunstschule Klatovy, Direktorin Diana Schmidberger von der Gregor-von-Scherr Realschule Neunburg vorm Wald und das Duo „La Fresa“ von der Kunstschule Kralovice mit den Gitarristen Jakub und Jan unter Leitung von Jiří Vébr.

Besonders begrüßte Wunder die ausstellenden Künstler aus den vier Ländern Tschechische Republik, Bundesrepublik Deutschland, Kasachstan und Iran, welche Ahoj 25 zurecht den Status einer Internationalen Kunstausstellung verleihen. Die tschechische Seite vertritt diesmal MgA Alice Marková aus Kralovice östlich von Pilsen. Im Juni hatte sie ihr Master-Studium an der Fakultät für Design und Kunst an der Akademie Pilsen erfolgreich abgeschlossen. Sie ist Kunsterzieherin an der Kunstschule und an der Grundschule und Gesamtschule in Kralovice. Alice Marková ist Mitglied der Union der bildenden Künstler der Stadt Pilsen und hat bereits einige Ausstellungen in ihrem Heimatland Tschechien ausgerichtet. „Die Natur und ihre Prozesse sind ihre wichtigste Inspirationsquelle“, informierte der KVU-Vorsitzende. Durch schrittweise Stilisierung gelange sie zu einer Darstellung grundlegender Vorgänge mittels einer malerisch reduzierten Sprache mit klaren Formen.

In der Spitalkirche werden Markovás Werke aus den Serien „Spannung“ (Ast und Draht) und „Licht im Bild“ präsentiert. Es ist die nächste Station, die im Anschluss beim Kunst-Spaziergang besucht werde.

Der bayerische Ahoi-25-Repräsentant, Michael Fuchs, ist vom Hauptberuf Biolandwirt und Kunsthandwerker. In seiner Heimatgemeinde Zell im Landkreis Cham wird er auch „Der Dürer von Starzenbach“ genannt. Aus seinem Buch „Das Schaf mit dem Nasenring“ hat er eine Serie von Werken, die das harte bäuerliche Leben im letzten Jahrhundert und die düstere Geschichte des Untergangs eines riesigen, waldreichen Landgutes illustriert, beim Neunburger Kunstverein ausgestellt. „Michael Fuchs versteht es meisterhaft, die Personen auf seinen Bildern so plastisch und bizarr darzustellen, dass man daraus den Charakter erkennen kann“, betonte Peter Wunder.  Diese Bilder, sowie einige weitere Werke sind in der Fronfeste im Erdgeschoss ausgestellt. Auch sein Buch kann dort käuflich erworben werden.

Saitenklänge mit Gitarren-Duo „La Fresa“ aus Kralovicé.

Die Treppe hoch zum Obergeschoß der Alten Fronfeste, treffen die Besucherinnen und Besucher auf Kunstwerke aus der tschechischen Kunstschule Královice. Es sind vorzugsweise Naturbilder, von den Jugendlichen sehr filigran und exakt gezeichnet, z. B. die Strukturen eines Blattes. Die Landschaftsbilder zeichnen sich aus durch eine gelungene Abstimmung der Farben. Der KVU-Vorsitzende wörtlich: „Man kann nur staunen, was Kinder in diesem Alter an diesen speziellen Kunstschulen an Fähigkeiten lernen, mein Respekt!“

Im oberen Flur der Fronfeste angekommen, sehen die Ausstellungsgäste Bilder von Marina Nadirova, die eine gelernte Kosmetikerin ist. Peter Wunder ging kurz auf die Biografie der Künstlerin ein. Sie sei im Jahr 2019 aus dem vormals zur Sowjetunion gehörende Land Kasachstan mit drei kleinen Kindern nach Deutschland gekommen und lebe nun sicher und glücklich in Neunburg vorm Wald.

Taraneh Akhbar (Iran) und Marina Nadirova (Kasachstan)

Nadirova malt seit ihrer Kindheit bevorzugt Blumen, Tiere, Menschen und Landschaften in Öl, Acryl, auch gemischt und mit Bleistift. Ihre Bilder sind sehr gegenständlich und von großer Farbkraft. „Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Marina eine schwere Zeit hinter sich hat und die Malerei ihr nach eigenen Aussagen viel Kraft, Freude und Zuversicht in schwierigen Situationen gebracht hat“, sagte Wunder. Ihr Traum wäre, in Deutschland bleiben zu können und hier möglicherweise eine Kunst-Ausbildung zu beginnen.

Auf der anderen Seite des oberen Flurs befinden sich die Werke von Taraneh Akhbar aus dem Iran. Als Teilnehmerin an den Frauendemonstrationen wurde sie inhaftiert und und musste 2023 aus dem Heimatland fliehen. Taraneh hat im Süden des Landes ein Kunstgymnasium besucht und Kunst studiert. Ihre Bilder und auch vier additativ ausgestelle Fotos haben beeindruckende Symbolkraft und immer einen tieferen Hintergrund. Auch sie wünsche sich sehnlichst, einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschlandd zu erhalten.

Stadt „stolz auf unseren Kunstverein“

Im oberen Saal, aber auch im ganzen Haus auf Fensterbrettern und anderen Ablagen verteilt, sind kreative Arbeiten vom langjährigen KVU-Partner Kunstschule Klatovy aus dem Nachbarland vertreten. „Wir haben diesmal für AHOJ 25 bewusst kein Leitthema gewählt, um die ganze Bandbreite der Ausbildung und des Schaffens der jungen Künstler zu zeigen“, fasste 1. Vorsitzender Peter Wunder zusammen. Vorgestellt werden von 9- bis 18-jährigen Schülern Naturbilder, Köpfe, Wikinger-Mythologie und bizarre Gebilde mit 3D-Stiften erstellt. Besonders eindrucksvoll sind Keramikarbeiten der Jüngeren, Altersstufe 7 bis 11 Jahre. Sie haben sich in Masken, Krippen, Schamanen, Dornen und diversen anderen Figuren versucht. Es sei immer wieder erstaunlich, wie schon ganz junge Kinder in dieser Schule ein Talent entwickeln und es künstlerisch so gekonnt darstellen können.

Im kleinen Lehrraum befinden sich die Gemälde aus der Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule aus Neunburg vorm Wald. Schüler der sechsten und der siebten Klasse haben hier ihre Jahresthemen ausgestellt. Von den Bildern „Ich liebe mein Lieblingstier“ zu den Werken „Dschungel“ geht es zu den Blumen und Tieren. Die Bilder „Frühlingsblüher“ bestechen durch filigran und sehr schön gemalte Blumen und Vögel. „Die Kinder haben sich mit vielen Motiven, Farben und entsprechende Darstellung sehr intensiv auseinandergesetzt“, lobte der KVU-Vorsitzende das Neunburger Schüler-Engagement.

„Wir sind stolz auf unseren Kunstverein Unverdorben, der es immer wieder schafft, internationale Künstler für die Ahoj-Ausstellungen zu uns nach Neunburg zu holen“, unterstrich Vizebürgermeisterin Margit Reichl in ihrem Grußwort. Die im Jahr 2013 vom KVU gestartete Veranstaltungsserie „Neunburger Kunstherbst“ sei das Original unter vielen Kulturreihen, die seither in der Region etabliert und nach der Neunburger Vorlage ausgerichtet sind. Bei sommerlichen Temperaturen konnte Vorsitzender Wunder nach dem offiziellen Teil der Ausstellungseröffnung zum Kunst-Spazierung zu den Quartieren „Spitalkirche“ und „Alte Fronfeste“ einladen, dem sich ein ungezwunger, harmonischer Ausklang mit Bewirtung und improvisierter Gitarrenserenade der beiden „La Fresa“-Künstler anschloss. Die Internationale Kunstausstellung Ahoj 25 ist noch bis einschließlich 26. Oktober geöffnet. Möglichkeiten zur Besichtigung aller Exponate bestehen jeden Sonntag in der Zeit von 14 bis 16 Uhr in den Quartieren Alte Fronfeste, Im Berg 17, und Spitalkirche, Hauptstraße 3. Der Eintritt ist frei, Spenden erbeten.

Gruppenbild der ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern mit Repräsentanten des Kunstvereins Unverdorben, der beteiligten Kunstschulen und der Stadt Neunburg vorm Wald. Fotos: Karl Stumpfi
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