Neunburger Operngala begeisterte das Publikum

Kunstherbst-Highlight mit W. A. Mozart

Drei Damen lesen Papageno die Leviten (v.li.) Carolin Neukamm, Denisa Neubarthová und Olivera Mercurio

Drei Damen lesen Papageno die Leviten (v.li.) Carolin Neukamm, Denisa Neubarthová und Olivera Mercurio

Am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit spielt ein Prager Philharmonisches Orchester und singen Sängerinnen aus Serbien und der Tschechischen Republik sowie Sänger aus Südkorea Arien des österreichischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart in der Neunburger Schwarzachtalhalle – wenn das nicht international ist?“ So empfand ein Besucher der Operngala am Freitag einen weiteren Höhepunkt des Neunburger Kunstherbstes 2015, unabhängig von der hervorragenden musikalischen Darbietung. Der Abend war vom musikalischen Leiter und Dirigenten der Smetana Philharmoniker Prag, dem in Neunburg geborenen Hans Richter ganz bewusst allein dem Werk Mozarts gewidmet worden. „Jeder muss für sich selbst die Brücke zu Mozart finden“, forderte er vom Publikum.

Tenor Dong-Seok Im als Tamino und Bariton Chul-Ho Jang als Papageno

Tenor Dong-Seok Im als Tamino und Bariton Chul-Ho Jang als Papageno

So verwies Richter gleich zu Beginn darauf, dass die Oper „Don Giovanni“ am 29. Oktober 1787 im Prager Nationaltheater uraufgeführt worden sei und von dort ihren Siegeszug durch die großen Opernhäuser dieser Welt angetreten habe. Und er hatte noch ein geflügeltes Wort aus den Reihen der musikschaffenden Künstler parat: „Mozart ist für Amateure zu leicht und für Profis zu schwer.“

Offiziell eröffnete Bürgermeister Martin Birner als Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Freizeit GmbH und damit Gastgeber der Operngala, den Abend. Er verwies mit einem Zitat des bayerischen Komponisten Werner Egk auf die große Persönlichkeit Mozarts. Egk habe zum Beispiel geäußert, nichts spielten Instrumenten freiwilliger und lieber als Mozarts Musik. Das einzige, was ein guter Spieler tun könne sei, sie nicht daran zu hindern. Musikern, die Mozart spielen möchten, sollten vor allem jene Lektionen abgefragt werden, die Leopold Mozart seinem Sohn Wolferl aufgegeben habe und nicht zuletzt sollten Richter verpflichtet werden, regelmäßig „Don Giovanni“ zu hören, um zu lernen was Gerechtigkeit hieße, Ehemänner aber „Così fan tutte“. Laut Birner beschäftigte sich Egk auch mit der Musik, die im Himmel erklingen sollte. Dafür kämen weder Beethoven noch Brahms, nicht einmal der fromme Bruckner in Frage, allenfalls noch Sebastian Bach für „besondere Gelegenheiten“. „Für den normalen Sternenalltag könnte man sich aber nur auf Mozart einigen“, umschwärmte Werner Egk sein Idol.

Die junge tschechische Sopranistin Hana Holodnaková gab Kostproben ihres Talents

Die junge tschechische Sopranistin Hana Holodnaková gab Kostproben ihres Talents

„Um im Bild zu bleiben, holen wir Ihnen heute diese Sterne vom Himmel in die Schwarzachtalhalle“, sagte der Bürgermeister. Ein Lob vorab galt Hans Richter, der „für sein Heimspiel“ erneut keine Mühen gescheut habe, um dem Neunburger Publikum Künstler von internationalem Rang präsentieren und so Sternstunden der Mozart-Musik bieten zu können. Darin bezog er auch alle jene mit ein, die für das Gelingen im Hintergrund ihre Beiträge geleistet hätten.

AUFTAKT MIT „DON GIOVANNI“

Das Konzert begann mit der dramatischen Ouvertüre aus „Don Giovanni“, bei der die Orchestermusiker der Smetana Philharmoniker ihre Hochform unter Beweis stellen konnten. Den ersten Solopart übernahm die Sopranistin Olivia Mercurio mit der Arie „Non mi dir“ der Donna Anna. Dirigent Hans Richter übernahm in bewährte Weise wieder selbst die Moderation, um die Bilder der Opern-Szenen im Publikum wachzurufen, etwa das Bild in jenen Garten in Sevilla, wo Don Giovanni im Zweikampf den Vater von Donna Anna tötet und darauf flieht. Sie verlangt darauf von Don Ottavio, den Mord an ihrem Vater zu rächen. „Il mio tesoro intanto“, singt der Tenor Dong-Seok Im, die Arie in der Ottavio das Schicksal seiner Verlobten Donna Anna beklagt.

Weiter geht die erste Hälfte des Konzertabends mit Auszügen aus „Figaros Hochzeit“. Denisa Neubarthová singt in einer „Hosenrolle“ die Arie des Cherubino „Non so piu“. Die junge Hana Holodnáková schließt sich mit der Arie der Barbarina „L’ho perduta“ an und Carolin Neukamm hat ihren ersten Auftritt mit der Arie der Marcelina „Il capro e la capretta“. Die „Zauberflöte“ beendet die erste Konzerthälfte. „Der Vogelfänger bin ja ich“ singt frischauf Chul-Ho Jang die bekannte Arie. Mit dem Quintett „Der Arme kann von Strafe sagen“, gesungen von Denisa Neubarthová, Hana Holodnáková, Carolin Neukamm sowie Don-Seok Iem und Chul-Ho Jang wurde das Publikum in die Pause entlassen.

 ZUGABE AUS DEM „FIGARO“

Zur Einstimmung in den zweiten Teil des Abends ließ das Orchester die vor Esprit und Lebensfreude sprühende Ouvertüre aus „Così fan tutte“ erklingen. „Das Bildnis ist bezaubernd schön“ schwärmt in Anschluss Dong-Seok Im in der berühmten lyrischen Arie aus der „Zauberflöte“. Ein Solo des Figaro und des Cherubino sowie das Duett der Susanna und der Marcellina aus „Figaros Hochzeit“ bildeten noch einmal einen eher heiteren Übergang zur Tragik in „Don Giovanni“ und der Arie der Anna „Don Ottavio, son morta“, exzellent gesungen von Olivera Mercurio. Den offiziellen Schlusspunkt setzten Chul-Ho Jang mit Figaros Arie „Non piu Andrei“ sowie das Duo Hana Holodnáková/ Chul-Ho Jang mit „Pa-Pagena! Pa-Pageno “ aus der „Zauberflöte“. Mit seinem begeisterten Applaus forderte das Publikum eine Zugabe. Diesen Part übernahm die serbische Sopranistin Olivera Mercurio mit  „Porgi Amor“, einer der beiden großen Arien der Gräfin aus „Figaros Hochzeit“.

TEXT & FOTOS von Ralf Gohlke, Mittelbayerische Zeitung

Chefdirigent Hans Richter dirigiert die Smetana Philharmoniker Prag

Chefdirigent Hans Richter dirigiert die Smetana Philharmoniker Prag

MEDIENECHO: Der Neue Tag v. 5.10.2015

OperngalaNT

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