Dem großen Oberpfälzer Komponisten Max Reger – er starb vor hundert Jahren – ist das sinfonische Frühlingskonzert am Samstag, 23. April, 20 Uhr, in der Schwarzachtalhalle gewidmet. Regers populäre „Mozart-Variationen“ für Orchester werden zwei Meisterwerke W. A. Mozarts gegenübergestellt.
Schon zu seinen Lebzeiten erlangte der am 19. März 1873 in Brand geborene Sohn eines Hauptlehrers Weltruhm. Zunächst als begnadeter Orgelvirtuose, danach als genialer Tonsetzer und Hofkapellmeister. Bis heute ist sein Rang als Komponist des Übergangs von der Spätromantik zur Moderne unbestritten. Max Reger ist zudem ein Prototyp des Genussmenschen. Um seinen urwüchsigen Humor ranken sich zahlreiche Anekdoten. Erst im 44. Lebensjahr stehend, starb Reger am 11. Mai 1916 nach akutem Herzversagen in einem Leipziger Hotelzimmer. Ein Jahr zuvor, am 8. Januar 1915 feierte er in Wiesbaden die erfolgreiche Uraufführung seines letzten großen Orchesterwerks: Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132. Reger wählte dazu das bekannte „Grazioso“ aus Mozarts Klaviersonate A-Dur KV 331, welches in acht kurzen Sätzen kunstvoll variert wird, um dann „fortissimo“ in eine prächtige Schlussfuge zu münden.
Großer Orchesterapparat
Schon vor dem Start der Neunburger Klassik-Konzerreihe 2012 waren Hans Richter, Chefdirigent der Smetana Philharmoniker Prag, und Karl Stumpfi, Neunburgs Klassikbeauftragter, d’accord:
Im Reger-Gedenkjahr 2016 soll ein repräsentatives Spätwerk des Oberpfälzer Meisters in der Schwarzachtalhalle erklingen! Kein leichtes Unterfangen, denn die „Mozart-Variationen“ erfordern einen stattlichen Orchesterapperat mit erweitertem Bläser- und Streicherregister. In Erfüllung geht dieser Wunsch jetzt durch das ehrenamtliche Engagement des Kunstvereins Unverdorben. Er integrierte das sinfonische Frühlingskonzert mit einem vorgeschalteten Jugend-Musikworkshop in sein Internationales Kulturprojekt „Töne und Farbe ohne Grenzen 2016“. Die sich über mehrere Monate erstreckende Kunstaktion in enger Kooperation mit Kunstschaffenden aus Tschechien wurde beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Prag und beim Bayerischen Kulturfonds in München zur Förderung eingereicht. Finanzielle Unterstützung gewähren auch der Bezirk Oberpfalz, der Landkreis Schwandorf und die Stadt Neunburg.
Workshop am Nachmittag
Das Konzertprogramm am 23. April eröffnet das aus mehrheitlich Neunburger Schülern und Prager Profimusikern gebildete Workshop-Ensemble. Als „Ouvertüre“ studieren die rund 25 Instrumentalisten am Nachmittag in der Gregor-von-Scherrstraße das „Andante grazioso“ von Mozart/Reger ein. Zuerst Holzbläser, dann Streicher exponieren das bekannte Mozart-Thema und stimmen so auf das nachfolgende Hauptwerk des Abends ein. Ein Rezensent der Uraufführung 1915 war voll des Lobes über Max Regers Opus 132: „Es ist so, als habe die Reinheit und Grazie Mozarts unseren Komponisten aufs wohltätigste beeinflusst. Angeregt und anregend verläuft die abschließende Fuge, die als Wunderwerk an Kunst und Wissen gepriesen werden darf“. Der Oberpfälzer Komponist begegnet dem Salzburger Meister in diesem späten Orchesterwerk zweifelsohne auf Augenhöhe.
„Mozart pur“ bietet der zweite Konzertteil nach der Pause.
Insgesamt 27 Konzerte für Klavier und Orchester stammen aus seiner Feder, sie waren sozusagen sein tägliches Brot. W. A. Mozart spielte sie auf seinen Wiener Akademien und auf seinen Konzertreisen. Immer bezauberte er sein Publikum sowohl durch eine schier unerschöpfliche Erfindungsgabe und empfindsame Melodik als auch durch seine Virtuosität.
Das Klavierkonzert Nr. 20 d-moll komponierte Mozart unter größtem Zeitdruck Anfang 1785 und brachte es selber am 11. Februar in Wien vor 150 zahlenden Zuhörern zur Erstaufführung. Heute gilt KV 466 als ein entscheidender Anstoß zur weiteren Entwicklung des Klavierkonzerts im 19. Jahrhundert. Solist beim Neunburger Frühlingskonzert ist der rumänische Pianist Costin Filipoiu. Begleitet wird er von den Prager Smetana Philharmonikern unter Leitung von Hans Richter. Geboren 1979 in Bukarest, hat er ab 1998 in Berlin, Lübek und Nürnberg Klavier studiert. Als Konzertpianist debütierte Filipoiu mit dem Sinfonieorchester Bukarest und Rachmaninows zweitem Klavierkonzert. Seit Dezember 2009 ist er Lehrbeauftragter für Korrepetition an der Hochschule für Musik Nürnberg.
Prager spielen die „Prager“
Für einen krönenden Abschluss dieses Klassik-Events sorgt eine Aufführung der Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504, der sogenannten Prager Sinfonie. Das Werk entstand im Dezember 1786 zwischen Mozarts Meisteropern „Figaros Hochzeit“ und „Don Giovanni“. Anlässlich einer „Figaro“-Vorstellung im Ständetheater der Goldenen Stadt kam es am 19. Januar 1787 auch zur Erstaufführung der neuen Sinfonie. Ihr außerordentlicher Rang wurde vom Prager Publikum auf Anhieb erkannt. Sie brachte dem Musikgenie jene Anerkennung, welche ihm in Wien bis zu seinem frühen Tod 1791 vorenthalten wurde. Doch nicht nur ein eindrucksvolles Klangerlebnis will dieses sinfonische Konzert vermitteln. Der Frühling soll nach Willen des Kunstvereins an diesem Abend auch optisch voll zur Geltung kommen. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich überraschen lassen. Im Übrigen auch vom „kulinarischen Rahmenprogramm“ im Hallenrestaurant „Esszimmer“. Vor und nach dem musikalischen Genuss wartet die Speisenkarte mit einer exklusiven Max-Reger-Hommage auf. Weil doch dem berühmten Oberpfälzer stets auch der Ruf vorauseilte, über einen gewaltigen Appetit zu verfügen. So kam er einmal in eine Gaststätte, blickte kurz in die Karte und winkte den Kellner herbei: „Bringen Sie mir eineinhalb Stunden Roastbeef garniert!“ (hfz)
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KONZERT IM MAX-REGER-JAHR 2016
Termin: Samstag, 23. April, 20 Uhr, Schwarzachtalhalle Neunburg, Saalöffnung und Abendkasse ab 19 Uhr.
Tickets: 20/25/30 Euro im Internet (www.okticket.de) und örtliche VVK-Stellen. Gruppenreservierung zu ermäßigten Preisen unter Tel. (09672) 208 514 (Montag bis Freitag).
Programm: Andante grazioso von Reger/Mozart (Workshop-Ensemble Neunburg-Prag); Mozart-Variationen für Orchester von Max Reger (Smetana Philharmoniker Prag); Klavierkonzert Nr. 20 d-moll von W. A. Mozart (Solist: Costin Filipoiu); Sinfonie Nr.38 D-dur „Prager“ von W. A. Mozart (Smetana Philharmoniker Prag); Gesamtleitung: Chefdirigent Hans Richter.
Weitere Infos: www.reger2016.de
Werbung im Kulturmagazin EXPULS:
Konzertvorschau in der MZ SAD-Ausgabe als pdf:
Konzertvorschau in der MZ-BAYERWALD-Ausgabe:
Konzertvorschau im NEUNBURG-NEWSLETTER, Ausgabe April/Mai:
Konzertvorschau im NT SAD:
Konzertvorschau im Straubinger Tagblatt/Chamer Zeitung:
Interview mit Chefdirigent Hans Richter im Ostbayern-Kurier -Seite 19,
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