Liturgisches Projekt „Da-sein in Kunst und Kirche“

Kunst-Triptychon in St. Josef jetzt vollendet

Elisabeth Ettl: "Mutter und Kind", Lindenholz, farbig gefasst, 2020. Foto: Karl Stumpfi

Elisabeth Ettl: „Mutter und Kind“, Lindenholz, farbig gefasst, 2020. Foto: Karl Stumpfi

Am Dreifaltigkeits-Sonntag war es soweit in der Neunburger Stadtpfarrkirche St. Josef: Das laufende, dreiteilige liturgische Projekt „Da-Sein in Kunst und Kirche“ ist nach Aufstellung der Christusfigur des Bildhauers Dominik Schleicher nunmehr komplett. Die Skulptur ergänzt die vor einigen Wochen bereits im Kirchenschiff platzierten Kunstwerke „Mutter und Kind“ von Elisabeth Ettl und „Große und kleine Figur“ von Tobias Eder zum Kunst-Triptychon. Pfarrer Stefan Wagner ermunterte in den Gottesdiensten junge und alte Gläubige sich Zeit zu nehmen, um die Arbeiten der drei Künstler einer genauen Betrachtung zu unterziehen.
Begegnungen von Gegenwartskunst und christlicher Gemeinde initiiert „Da-Sein in Kunst und Kirche“. Seit über zehn Jahren ist im Bistum Regensburg dieses liturgische Projekt präsent. Künstler, auch aus der Region, stellen Werke zur Verfügung, die für eine gewisse Zeit im Kirchenraum aufgestellt und beim Gottesdienst und im Leben der Pfarrgemeinde ins Blickfeld gerückt werden. Seit jeher beschäftigt sich die Kunst mit den Kernthemen des Daseins – genau so wie der Glaube.
Dominik Schleicher: Christusfigur "Caritas - Cor ad cor loquitur".

Dominik Schleicher: Christusfigur „Caritas – Cor ad cor loquitur“.

Das Kunst-Projekt des Bistums Regensburg will an diese Tradition anknüpfen, mit der sich Kunst und Glaube über Jahrhunderte hinweg gegenseitig befruchtet und beeindruckende Werke hervorgebracht haben. 2022 heißt das Projekt-Jahresthema „Caritas“. Das Wort hat im Lateinischen viele Bedeutungen: hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen, Hochachtung. Vor allem aber meint es Teuerung, also etwas, was einen hohen Wert, einen Mehrwert hat. Caritas ist somit eine Haltung, die einem lieb und teuer sein soll und die es wert ist, an andere Menschen weiterzugeben. „Liebe, und tu was du willst“, hat es der Hl. Augustinus umfassend formuliert.
Das dritte zurzeit in Neunburg-St.Josef zu besichtigende Kunstwert des Wolfringer Bildhauers Dominik Schleicher nimmt unmittelbaren Bezug auf das aktuelle Projekt-Motto. Seine 2022 fertig gestellte CHRISTUSFIGUR betitelte er „Caritas – Cor ad cor loquitur“. 1982 in Bochum geboren, setzt sich mit Idee, Form und Materialien in verschiedenen Bereichen der Kunst auseinander. Als seine Passion bezeichnet er den „Stein“, Schleicher beschäftigt sich aber ebenso mit Stahl, Bronze, Messing, Glas und Holz.
2008 erhielt er das Zertifikat zum Steinbildhauermeister. Seither ist Dominik Schleicher in seiner Bildhauer-Werkstatt in Wolfring, Gemeinde Fensterbach, öffentlichkeitswirksam tätig als Künstler im christlich sakralen Bereich, im privaten Bereich vor allem mit Anfertigung von künstlerisch hochwertigen Grabzeichen als bleibende „Lebens – Zeichen“ der Verstorbenen. Neben Mitwirkung an verschiedenen Kunstprojekten bundesweit, war er u. an. bei „Da-Sein“ in der Diözese Regensburg auch mit der Christusfigur „Alles hat seine Zeit“ (2019) und mit dem Fastentuch „In die Leere gehen“ (2021) vertreten.
Tobias Eder: Große und kleine Figur, Bio-Kunststoff, 3-D-Druck, lackiert, 2021.

Tobias Eder: Große und kleine Figur, Bio-Kunststoff, 3-D-Druck, lackiert, 2021.


Der Bildhauer Tobias Eder, geboren 1966, lebt und arbeitet in Freiburg/Breisgau. Die von ihm geschaffene „Große und kleine Figur“ ist bereits seit einigen Wochen in der Pfarrkirche St. Josef ausgestellt. Zu sehen sind zwei Figuren, die miteinander verbunden sind. Es ist nicht genau zu klären, ob die kleine Figur vorne oder am Rücken mit der großen Figur verbunden ist. Beide Figuren sind stark stilisiert. Die Körper bestehen aus Volumen die rundum nur eine Wölbung aufweisen. Die sehr glatte Oberfläche unterstützt die ästhetische Erscheinung. Die Thematik Tragen und Verbundenheit wird formuliert durch zwei zusammengefügte Objekte, die auf das notwendigste reduziert sind.
Im Zentrum des Werks der Künstlerin Elisabeth Ettl, geboren 1951 in Viechtach, stehen geschnitzte und farbig gefasste Holzfiguren. Mit ihren expressiven Arbeiten knüpft sie an traditionelle Bildhauerkunst an. Die zurzeit in Neunburg vorm Wald ausgestellte Figurengruppe „Mutter mit Kind“ entstand während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 der Corona-Pandemie. Dargestellt ist eine junge Frau in Seitenlage. Mit ihrem gesamten Körper und ihren Armen umschließt sie schützend ein kleines Kind in einem blauen Strampler. Dass es sich hier um keine Einschlafszene handelt, verraten die Straßenschuhe, die die junge Frau trägt. Ihre Augen sind geöffnet und lassen verschiedene Interpretationen zu: Angst? Vorahnung auf Schlimmes? Resignation? Die Augen des Kindes hingegen sind geschlossen. Es fühlt sich geborgen in der engen Umarmung. In unsicheren Zeiten, wie wir sie momentan erleben, wächst die Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit, wie sie in dieser Figurengruppe bewegend zum Ausdruck gebracht wird.OhneKUNSt

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