Ahoj 23-Ausstellung: Heute, 14 bis 16 Uhr geöffnet!

Die bildenden Künstler als Hoffnungsträger

Kunstherbstauftakt23

Die Ahoj 23-Vernissage am 22. September sorgte für einen verheißungsvollen Auftakt des 11. Neunburger Kunstherbstes im neuen Rathaus-Foyer, in der Fronfeste und in der Spitalkirche. Fotos: F. W. Stumpfi

Die Ahoj 23-Vernissage am 22. September sorgte für einen verheißungsvollen Auftakt des 11. Neunburger Kunstherbstes im neuen Rathaus-Foyer, in der Fronfeste und in der Spitalkirche. Fotos: F. W. Stumpfi

„Hoffnung“ – so ist die elfte Auflage der Internationalen Kunstausstellung AHOJ überschrieben, mit dem der Neunburger Kunstherbst 2023 am Freitagabend begonnen hat. Der Kunstverein Unverdorben will damit zum Ausdruck bringen: Junge bildende Künstlerinnen und Künstler arbeiteten im Vorfeld dieser Ausstellung Grenzen überschreitend im Geiste nachbarschaftlicher Freundschaft engagiert und produktiv zusammen. Sie sind die personifizierte Hoffnung, dass in krisengeschüttelten Zeiten Friede nicht utopisch, sondern möglich und machbar ist. Beziehungsreich auch der erste Beitrag von Sängerin Martina Prechtl in ihrer sehr einfühlsam und gekonnt gestalteten musikalischen Umrahmung der Vernissage. „Trying to get up that great big hill of hope for a destination“ lautet eine Text-Zeile im Linda-Perry-Song „What’s up“. Anschließend trat KVU-Vorsitzender Peter Wunder ans Rednerpult und ließ einführende Worte zur aktuellen Kunstausstellung folgen.
Der Neunburger Kunstverein Unverdorben wurde vor zwölf Jahren als e. V. gegründet und veranstaltet heuer den elften Kunstherbst. „Dazu können wir eine stolze Bilanz vorlegen mit weit über hundert eigenen Veranstaltungen und vielen weiteren integrierten Events“. Im 10. Kunstherbst hatte der KVU mit Schautafeln eine Chronologie der wesentlichen Kulturereignisse des vergangenen Jahrzehnts vorgelegt und noch einmal daran erinnert.
Die eintreffenden Gäste aus Nah und Fern wurden mit einem Glas Sekt im Rathaus-Foyer empfangen.

Die eintreffenden Gäste aus Nah und Fern wurden mit einem Glas Sekt im Rathaus-Foyer empfangen.


Ausdrücklich dankte Peter Wunder für die Überlassung des neuen Rathaus-Foyers, welches der Ahoj-23-Vernissage einen höchst repräsentativen Rahmen biete. Hier wurde je ein Bild von allen beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowie der beteiligten Schulen aufgehängt. „Ich danke euch für die Bereitschaft, euch einem kritischen Publikum zu stellen“, wandte sich der Vorsitzende direkt an alle Aussteller.
Wunder begann den Vorstellungs-Reigen mit einer „Künstlerin und Freundin aus Nürnberg, die relativ jung – im Dezember letzten Jahres – verstorben ist: Mara Ruehl“. Ihr Lebensgefährte Kosta Lianos und Stephan Wunder – beide kamen aus der Frankenmetropole angereist – hatten aus dem Ruehl-Nachlass ein Dutzend Bilder ausgewählt und dem Neunburger Kunstverein als Leihgabe zur Verfügung gestellt – sie sind ausnahmslos in der Spitalkirche zu besichtigen. „Die Künstlerin Mara Ruehl hat sich ganz vom Gegenständlichen abgewendet und sich mit Farbfeldmalei beschäftigt“, stellte Wunder der Werkbeschreibung Mara Ruehls voran.
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„Auf sich reduziert besteht unsere optische Wahrnehmung aus Formen und Farben. Der geistige Inhalt, also ihre Bedeutung, ist nur subjektive Illusion.“
(Mara Ruehl)
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Das Thema, welches sich von Anbeginn an durch all ihre Arbeiten zieht, ist die Farbe. Ihr zentrales Anliegen war es, sie als eigene bildnerische Realität präsent werden zu lassen. Dazu äußert sich die Künstlerin wiefolgt: „Obschon auch die Form eine gewisse Bedeutung für mich hat, so ist der Farbe die absolute Priorität vorbehalten. Für mich ist Farbe eine lebendige und veränderbare Substanz, die einer universellen Kraft gleich aus der Tiefe des Bildes kommt“.
Sängerin Martina Prechtl umrahmte die Vernissage musikalisch.

Sängerin Martina Prechtl umrahmte die Vernissage musikalisch.


Die von Bedeutung befreite Darstellung der Farbe genüge sich selbst, und ihre Magie trete erst dann wirklich auf, wenn sich auch der Geist des Gegenständlichen verflüchtigt habe. „Freuen sie sich auf dieses Farbenspiel in der Spitalkirche“, animierte der KVU-Vorsitzende zum Besuch dieser Ausstellungs-Location.
Seit sechs Jahren nehmen regelmäßig Kinder im Alter von 6 bis 19 Jahren aus der Tschechischen Republik an den Neunburger AHOJ-Ausstellungen teil, erinnerte Peter Wunder – „Jedes Jahr liefern sie uns tolle Bilder und Werke“. Sein Dank galt besonders Jařmila Stepanková aus Klatovy (Klattau), der inzwischen pensionierten bisherigen Schulleiterin, sowie KVU-Beirätin Dana Ettl in ihrer Funktion als Verbindungsfrau zu tschechischen Kunstorganisationen. 2023 haben Kunstschüler ab sechs Jahren 26 Kunstwerke geschaffen, Bilder gemalt und mit Ton gearbeitet – „Staunen Sie zum Beispiel über die Arbeit eines sechsjährigen Mädchens und über ihre aussagekräftigen Bilder“.
Mit der Staatlichen Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg vorm Wald verbindet den Kunstverein Unverdorben seit Jahren eine enge Zusammenarbeit. Diana Schmidberger, Direktorin und selbst Kunstlehrerin, bringe sich nachhaltig in das Schulengagement ein. Dieses Jahr hat die Klasse 5c (zehnjährige Mädchen und Buben) – das Thema Neunburg á la Rizzi bearbeitet und Kalenderblätter zum Gedicht „Der Leu“ von Christian Morgenstern gemalt. Die Klasse 7c war auf Klassenfahrt in Kössen und hat dazu Comics erstellt.
Ein absolutes Novum im Neunburger Kunstjahr 2023 war ein Freiluftmalerei-Workshop vom 10. bis 14. September. Dazu wurden vom KVU 23 Studenten und zwei Professoren der Westböhmische Universität aus den Fakultäten Kunst/Graphik und Pädagogik nach Untermurnthal eingeladen. In dieser Zeit entstanden in dem wunderschönen Garten von Jochen Martz und dem Umfeld 47 Bilder – Aquarelle, Acryl- und Ölbilder: Großartige Naturmotive und Verarbeitungen auch der Lichtspiele, der Mystik und Stimmung an so einem traumhaften Ort. „Danke, dass wir alle Bilder in der Fronfeste zeigen dürfen“, betonte Vorsitzender Wunder. Ein Höhepunkt dieser sonnendurchfluteten Workshop-Tage war der Mittwoch-Vormittag, 13. September: Schüler der Realschule Neunburg und des Gymnasiums Oberviechtach beschäftigten sich zusammen mit den Pilsener Studenten unter Anleitung von Direktorin Diana Schmidberger, der Pilsener Professoren MgA. Vladimiř Věla und MgA. Andrea Uhliarová sowie KVU-Kuratorin Tanja Lennert mit „Land-Art“-Naturkunstwerken. „Land-Art“ ist nach Worten Peter Wunders eine Kunstbewegung, die Kunstwerke in der Landschaft schafft, indem sie das Land selbst formt oder natürliche Materialien wie Steine oder Zweige benutzt. Sie entstand in den 1960 und 1970 Jahren als eine Ablehnung der Kommerzialisierung der Kunst. Demzufolge wollten die Kunstschaffenden keine Werke produzieren, die man kaufen oder transportieren könne, vielmehr Kunst, die mit der Natur verbunden sei. „Das ist in Untermurnthal großartig gelungen“, befand Wunder, „Wir haben die neun Kunsträume vorher und die Werke nachher fotografisch dokumentiert und im ersten Stock in der Fronfeste ausgestellt“. Zum Abschluss galt der Dank des Kunstvereins-Vorstandes allen Beteiligten für ihre ehrenamtlich geleistete „Superarbeit“. Den „Machern“ Diana Schmidberger, Tanja Lennert, Dana Ettl, Dr. Hella Simandi, Maria Bücherl, Gaby Irlbacher, Karl Stumpfi sowie Jochen Martz überreichte er Erinnerungsgeschenke.
Höchstes Lob zollte 1. Bürgermeister Martin Birner dem Einsatz des Kunstvereins seit dessen Gründung vor zwölf Jahren. Unter Bezugnahme auf die Vorbereitung und Durchführung der Internationalen Kunstausstellung Ahoj 23 knüpfte das Stadtoberhaupt unmittelbar an das Ausstellungsmotto „Hoffnung“ an. Es sei etwas sehr Wertvolles, was in einer länderübergreifenden Konstellation mit der Universität Pilsen, bayerischen und böhmischen Schulen und dem Neunburger Kunstverein entstanden ist und weiterentwickelt wird. Und unter Hinweis auf den gedruckten Kunstherbst-Programmfolder 2023 stellte er die rhetorische Frage: „Wer im ländlichen Raum hat schon so ein hochwertiges Kulturangebot?“.
Als 100. Mitglied in den KVU aufgenommen: Kultur-Agentin und Dolmetscherin Katarina Holysová, Prag, im Kreis von 1. Vorsitzenden Peter Wunder, 2. Vorsitzenden Karl Stumpfi und Beirätin Dana Ettl. Foto: Ralf Gohlke, MZ

Als 100. Mitglied in den KVU aufgenommen: Kultur-Agentin und Dolmetscherin Katarina Holysová, Prag, im Kreis von 1. Vorsitzenden Peter Wunder, 2. Vorsitzenden Karl Stumpfi und Beirätin Dana Ettl. Foto: Ralf Gohlke, MZ


Symbolkraft hatte auch der letzte Akt im Programm der Ahoi-23-Vernissage im Foyer des neuen Rathauses: Die beiden Vorsitzenden Peter Wunder und Karl Stumpfi überreichten dem soeben aufgenommenen 100. Mitglied eine Ehrenkunde: Die in Prag lebende und dank eines Zweitwohnsitzes „Wahl-Altendorferin“ Katarina Holysová ist zugleich das erste KVU-Vollmitglied mit Staatsbürgerschaft der Tschechischen Republik. Die Dolmetscherin fungiert als Koordinatorin für Auslandskonzerte des Westböhmischen Sinfonieorchesters Márianské Lázne (Marienbad). Zu Jahresbeginn 2023 hatte sie erstmals den Neunburger Kunstverein kontaktiert und die wenig später aufgenommenen Verhandlungen über ein Gastkonzert in der Schwarzachtalhalle wurden kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Die Marienbader Sinfoniker werden das 9. Neunburger Neujahrskonzert mit Werken von Johann Strauß am Samstag, 6. Januar 2024 gestalten. Der nächste Schritt in Richtung Vertiefung der deutsch-tschechischen Freundschaft und Partnerschaft – Ahoj 23 macht eben Hoffnung!
In der Spitalkirche sind Arbeiten der im Dezember 2022 verstorbenen bayerischen Künstlerin Mara Ruehl, sehen. Ihr Gesamtwerk ist der so genannten Farbfeldmalerei zuzuordnen.

In der Spitalkirche sind Arbeiten der im Dezember 2022 verstorbenen bayerischen Künstlerin Mara Ruehl, Nürnberg, zu sehen. Ihr Gesamtwerk ist der so genannten Farbfeldmalerei zuzuordnen.

Tschechische Künstler, Ehrengäste und KVU-ler in lockerer Runde beim Ausklang der Vernissage in der Fronfeste.

Tschechische Künstler, Ehrengäste und KVU-ler in lockerer Runde beim Ausklang der Vernissage in der Fronfeste.

Der Neunburger Kunstherbst '23 kann beginnen! Programm-Koordinator Karl Stumpfi verweist auf die nächsten Highlights wie Bayerisch-Böhmischer Ukuleletag am 30. 09. und die große Klassik-Gala am 2. 10. in Neunburg.

Der Neunburger Kunstherbst ’23 kann beginnen! Programm-Koordinator Karl Stumpfi verweist auf die nächsten Highlights wie Bayerisch-Böhmischer Ukuleletag am 30. 09. und die große Klassik-Gala am 2. 10. in Neunburg.

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