Was bayerische Mundart-Weihnacht und US-Gospels gemeinsam haben…Weltpremiere im Neunburger Schlossssaal!
Der Burglengenfelder Klaus Sauerbeck hat sich mit den von ihm kreierten MusiTexticals inzwischen einen Namen gemacht. Er schlüpfte bei seinen Darbietungen unter anderem schon in die Rolle des Managers von Elvis Presley, Colonel Tom Parker und war auch schon als „schönster Moderator“ in der Welt unterwegs, wo er viele bekannte Künstler traf. Passend zur Vorweihnachtszeit befasste sich der 65-Jährige nun mit dem großen bayerischen Volksdichter Ludwig Thoma und seiner Weihnachtsgeschichte „Heilige Nacht“. Übersetzt in den Oberpfälzer Dialekt erzählte er an zwei aufeinander folgenden Abenden in Neunburg vorm Wald und in Burglengenfeld als enger Vertrauter und guter Freund von Ludwig Thoma, was sich vor über 2000 Jahren in Bethlehem zugetragen hatte. Für die musikalische Begleitung hatte Sauerbeck diesmal den Gospelsänger Reiner Kowalski ausgewählt. Er wollte damit beweisen, dass sich der bayerische Volksdichter auch mit internationaler Gospelmusik kombinieren lässt. Insgesamt über 300 Zuhörerinnen und Zuhörer an beiden Aufführungstagen konnten nachher bestätigen: Experiment gelungen! Für den Autor jedoch keine allzu große Überraschung, denn er hatte in der Anmoderation schon anklingen lassen: „Ludwig Thomas Geschichte und Gospelmusik haben vieles gemeinsam“. Beides beinhalteten eine sehr menschliche wie tief religiöse Botschaft, nämlich füreinander da zu sein. Und ebenso wie internationale Musik sei auch die Botschaft der Heiligen Nacht weltumspannend. Häufig gehe es in den Gospelsongs wie bei Thoma um die Benachteiligten, die Ausgeschlossenen und die Armen.
Passender hätte Reiner Kowalski seinen ersten Song „In the Ghetto“ (Elvis Presley) nicht auswählen können. Er erzählt nämlich von Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch Maria und Joseph brauchten Hilfe. Von denjenigen, von denen man es eigentlich erwarten hätte können, bekamen sie keine. Die erhielten sich schließlich von jenen, die selbst nicht viel hatten. Als Kaiser Augustus Steuergeld von der Bevölkerung einforderte, machten sie Maria und Joseph auf den Weg nach Bethlehem zum Rentamt. Und dieses Bethlehem wurde schließlich zu einem zauberhaften Ort, zu einem Synonym für Weihnachten.
Der amerikanische Sänger Nat King Cole widmete im Jahr 1960 diesem wunderbaren kleinen Städtchen ein Lied: „Little Town of Bethlehem“. Maria und Joseph hatten einen langen Fußweg zu bewältigen; zu weit für die schwangere Maria. Nachdem ein reicher Mann mit Kutsche seine Hilfe verwehrt hatte, bot ihnen ein einfacher, armer Wanddersbursch seine Hilfe an.
Geld und Besitz hatten Ludwig Thoma nicht viel bedeutet. Dieser Wandersbursch war aber reich an Mitgefühl, Empathie und Hilfsbereitschaft. Reiner Kowalski umrahmte diese Szene der Weihnachtsgeschichte mit dem Song „You’ll never walk alone“ (Gerry & The Pacemakers). In Bethlehem angekommen, machten sich Maria und Joseph auf die Suche nach einer Unterkunft. Während Josias und seine Frau, Verwandte von Joseph, ihre Tür für die beiden Ankömmlinge nicht öffnen, werden sie später von einem armen Mann namens Simmei aufgenommen. Die Frau von Josias sollte später schlechtes Gewissen plagen. Vielleicht bekehren sie sich ja noch im Laufe ihres Lebens. Eines der bekanntesten Gospellieder erzählt von einer solchen Bekehrung: „Amazing Grace“.
Simmei hat durch seine Hilfe für Frieden gesorgt. Von einem solchen Frieden hat auch Ludwig Thoma geträumt. Von einem derartigen Frieden erzählt auch der Gospelsong „Peace in my valley“ (Elvis Presley). Für die Verkündigung der Geburt Jesu waren diesmal nicht Engel zuständig, sondern Reiner Kowalski mit einem Leonard-Cohen-Titel: „Hallelujah“.
Josef Schaller, MZ